Epitaph / 26.03.2010, SV Beeden Sporthalle, Homburg-Beeden
Support: Blies Blues Band
Konzertplakat Epitaph
Support: Blies Blues Band
SV Beeden Sporthalle, Homburg-Beeden
26. März 2010
Konzertbericht
Stil: Rock (Epitaph), Blues (Blies Blues Band)
Fotos: ©Boris Theobald


Artikel vom 30.03.2010

       
Steve Braun                  Boris Theobald
Blies Blues Band Eine Dienstreise innerhalb des heimatlichen Saarlandes... wann kommt das schon einmal vor? Das Saarland mag der kulinarische Nabel der Republik sein, musikalisch ist es leider tiefste Provinz - zumindest, wenn man kein Anhänger metallischer Kost ist. Auf etwa zwei Dutzend interessante Konzerte kommt man, mit viel Glück, binnen Jahresfrist. Falls der Saabrigger Blues-Matinee "Sonntags ans Schloss" irgendwann einmal der finanzielle 'Tropf' entzogen wird, dürfte sich das schlagartig um die Hälfte reduzieren. Es ist ein Trauerspiel, wenn im Trierischen Kaff Freudenburg locker doppelt so viele Blueser Station machen, wie in der saarländischen Landeshauptstadt.
Blies Blues Band »... es ist halt Geschmacksache, alle anderen dürfen sich natürlich gerne weiter an diesen und auch ihren vermeintlichen Helden von anno dazumal« [gemeint sind die 70er Jahre] »erfreuen«, schreibt Kollege Dan, dessen große Toleranz geradezu sprichwörtlich ist, in unserem Forum. Was wäre allerdings MEINE musikalische Welt ohne die Musik dieser großartigen Dekade? Ohne den damals erfundenen Hardrock, ohne den Prog Rock, den 'verzwiebelten' Krautrock, vom Southern Rock einmal ganz zu schweigen? Ohne die ABB, Skynyrd, Bad Company, Blies Blues Band Purple, Rainbow, Kansas oder Frank Zappa? Was ohne Frumpy, Atlantis, Karthago, Grobschnitt, Nektar und Epitaph? Epitaph? Genau die waren der Anlass für die Dienstreise des Kollegen Boris und meiner Wenigkeit aus dem kalten Nord-Saarland in den sonnigen Bliesgau...
Blies Blues Band Eigentlich hatte ich Epitaph nie im so genannten Krautrock 'verschubladet'. Für mich war das immer eine Rockband internationalen Formates, zumal die 'eingedenglischten' Gesänge fehlten. Mit einem waschechten Briten als Sänger und Gitarrist, Mr. Cliff Jackson, war es eben überhaupt kein Problem, in dem damals (in eben jenen glorreichen 70ern) wie heute wichtigsten Musikmarkt, den USA, Fuß zu fassen. Drei große Tourneen absolvierte man seinerzeit dort.
2010 feiert Epitaph nun vierzigjähriges Bühnenjubiläum. Wie soll man eine solch stattliche Karriere, die selbstverständlich alle Höhen und Tiefen auskostete, in wenigen Sätzen beschreiben? Ich empfehle hierzu die Reviews vom geschätzten Kollegen und Epitaph-Intimus Bauerochse.
Homburg-Beeden, im Bliesgau gelegen, ist nun wirklich allertiefste Rockprovinz. Eine kleine Sporthalle, mit Linoleum und Holzvertäfelung ausgestattet, kann ebenfalls nicht gerade als akustischer Musentempel bezeichnet werden. Und trotzdem fanden sich mehr als 200 Saar-Pfälzer ein, um einer deutschen Rocklegende Referenz zu erweisen, denn die 'Arbeitsgemeinschaft Dorfszene Homburg-Beeden' schaffte es, für ihr jährliches Osterfestival einen großen Fisch aus dem Rocklegenden-Teich an Land zu ziehen.
Blies Blues Band Zunächst aber eröffnete die Blies Blues Band aus dem benachbarten Neunkirchen den Abend und hatte selbstredend ein Heimspiel. Ohne eine lautstark geforderte Zugabe ließ man die Jungs nicht von der Bühne, was für die Qualität des gebotenen Stoffs sprach. Das saarländische 'Urviech' Udo Oster am Mikro und Gitarrenvirtuose Jürgen Rath sind die musikalischen Korsettstangen dieses Blues-Vierers. Die stärksten Momente hatte man in Beeden, wenn die drei Texas-Bärte zitiert wurden. Der krachende Slow-Blues "Fool For Your Stockings", der 'Feger' "Gimme All You Lovin'" und der 'schrammelige' Klassiger "La Grange", mit Zitaten des Themas "Spiel' mir das Lied vom Tod" gespickt, zum Abschluss waren die Highlights der Show der Blies Blues Band.
Blies Blues Band Eröffnet hatte man mit einer uralten Nummer von Deep Purple, "Wring That Neck" vom zweiten Album "The Book Of Taliesyn". Ein 68er-Boogie, damals noch mit Rod Evans am Mikro, war das - Kerle, was mir die Zeit verrinnt... Die Klassiker "Hoochie Coochie Man" und "Route 66" durften natürlich nicht fehlen. Ganz stark waren auch ZZ Tops "Blue Jeans Blues" und vor allem Van Morrisons Swing "Moondance". Auch die Gospel-orientierte R&B-Nummer "People Get Ready", eine Interpretation des 1965er Singlehits der The Impressions mit Curtis Mayfield als Sänger, wusste zu überzeugen. Nach der Zugabe, erneut ein alter Purple-Track (Udo Oster gab einen herrlichen, schmerzerfüllten 'Blind Man' - sein absolutes Highlight!), hinterließ man nach immerhin einer Stunde Spielzeit ein perfekt auf den Headliner eingestimmtes, zufriedenes Publikum.
Line-up Blies Blues Band:
Udo Oster (vocals)
Jürgen Rath (guitar)
Reinhard Blau (bass)
Roman Grzyb (drums) Setlist Blies Blues Band
Setlist Blies Blues Band:
Wring That Neck
Fool For Your Stockings
Hoochie Coochie Man
Help Me
Route 66
Blue Jeans Blues
Moondance
Long Grey Mare
Gimme all your Lovin'
Phone Booth Blues
People Get Ready
La Grange
Encore:
When A Blind Man Cries
Blies Blues Band   Blies Blues Band   Blies Blues Band
Blies Blues Band   Blies Blues Band   Blies Blues Band
Bühne frei, hieß es nun für Epitaph. Mit Cliff Jackson und Bernd Kolbe waren immerhin zwei Gründungsmitglieder in Beeden am Start. Aber auch Achim Poret und Heinz Glass waren bereits in den 70ern dabei. Für Letzteren, einem Kaiserslauterer Bub, war es irgendwie ebenfalls ein Heimspiel. Epitaph Epitaph spielten ein buntes Potpourri aus älteren und neuen Songs, wobei die aus der "Return To Reality"- sowie der "See You In Alaska"-Phase ausgeblendet wurden. Schade eigentlich, war es für meinen Geschmack vielleicht sogar die stärkste Zeit der Band. Sehr Keyboard-lastig hatte man sich zu der Zeit etwas von dem kraftvoll-erdigen Sound der Anfangsjahre verabschiedet. Michael Karchs Keyboards waren natürlich 'Live in Beeden' nicht darstellbar, somit war es konsequent, diese beiden Alben auszusparen.
Mit zwei eingängigeren Songs aus der aktuellen 2009er Scheibe "Dancing With Ghosts" stieg man in den zweistündigen Set ein - kraftvoll und melodiös, wie man das seit 40 Jahren von Epitaph gewohnt ist. Das Wasser trieben die beiden folgenden Tracks vom 74er "Outside The Law"-Album den 'alten Hasen' in die Augen. [Anmerkung: Und auch Epitaph die 'jungen Hasen' staunten Bauklötze und strahlten vor Begeisterung! - Kollege Boris] Bei "Fresh Air", mit druckvoll vorwärts treibenden Bässen, glänzten erstmals die stilprägenden 'Double Leads' ebenso wie die harmonischen Satzgesänge. Ein ums andere mal sollten sich an diesem Abend noch Cliff Jackson und Heinz Glass musikalisch duellieren, wobei Cliff für die harmonischen und Heinz für die härteren Gitarrentöne verantwortlich war. Wishbone Ash - dieser glanzvolle Name kam dem Zuhörer immer wieder in den Sinn. "Woman", der zweite Song besagten Albums, wurde ellenlang 'jammig' aufgeblasen. Klangcollagen wechselten sich munter mit inspirierten Soli ab... und immer wieder diese 'Double Leads', die einem erklärten Southern-Rocker natürlich Gänsehautschauer über den Rücken 'brizzeln' lassen.
Epitaph In "Remember The Daze", vom gleichnamigen Album jüngeren Datums, ließ sich die alte Motown-Nummer "Papa Was A Rollin' Stone", bekannt vor allem durch die Version der Temptations, bestens integrieren. An anderer Stelle, "Reflexion", durfte es gar des Zeppelins "Whole Lotta Love" sein - das war schon reichlich genial arrangiert.
"Ride The Storm", ein potenzieller neuer Klassiker Epitaphs, läutete dann einen ganzen Block aktuellerer Songs ein, bevor mit "Movin' To The Country" und "Stop Look And Listen" wieder zwei alte Schmachtfetzen neu aufpoliert wurden.
Epitaph verdeutlichten an diesem Abend erneut, warum sie für mich nie eine der klassischen 'Krautrock-Bands' waren (ich fand diese Bezeichnung übrigens niemals despektierlich!). Sie waren - für meine Wenigkeit - immer eine richtig geile Rockband mit progressiven Einschüben und ganz klar internationalen Zuschnitts. Zwar ohne diesen sehr speziellen, provinziellen Charme, dafür aber auch ohne - klar, es waren anfangs zwei Briten dabei - das berühmt-berüchtigte 'Denglish'... ich führte es eingangs bereits kurz an.
Epitaph Überzeugend war die Spielfreude der Protagonisten und hier im besonderen die beiden überaus sympathisch 'rüber kommenden Gitarristen, Cliff Jackson und Heinz Glass. Wenn dann, wie in der Zugabe, völlig überraschend noch ein abschließender Boogie losknallt, wird klar, in Epitaph brennt noch ein gewaltiges Feuer, das weitere Glanztaten erwarten lässt.
Fazit: Ein überaus gelungener Abend in Homburg-Beeden, für unseren 'German-Roots-Studenten' Boris wie für den ergrauenden Schreiberling gleichermaßen, ist zu konstatieren. Über 200 Zuschauer werden mit ganz ähnlichen Gefühlen nach Hause gefahren sein... und falls Epitaph in absehbarer Zeit nicht mehr den Weg in die Saar-Pfalz finden sollten: Wir haben ja noch unsere Blies Blues Band.
Line-up Epitaph:
Cliff Jackson (vocals, guitar)
Epitaph Heinz Glass (guitar, backing vocals)
Bernd Kolbe (vocals, bass)
Achim Poret (drums, backing vocals)
Setlist Epitaph:
01:Can't You See
02:Another Bloody Day
03:Fresh Air
04:Woman
05:Remember The Daze
06:Visions
07:Big City
08:Crossroads
09:Ride The Storm
10:Hole In My Head
11:Cold Rain
12:Dead Man's Train
13:Reflexion
14:Movin' To The Country
15:Stop Look And Listen
Encores:
16:Ain't No Liar
17:Goin' To Chicago
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