Escape Artists / Tales In Tune
Tales In Tune Spielzeit: 38:57
Medium: CD
Label: Timezone, 2013
Stil: Pop Punk, Screamo

Review vom 13.03.2013


René Francke
Die junge österreichische Band Escape Artists ist nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen dänischen New Wave-/Post Punk-Combo aus Haderslev, die bereits Anfang der 1980er Musik produzierte. Übersetzt bedeutet der Bandname 'Entfesselungskünstler', womit also jene Menschen gemeint sind, die sich aus jedweder Knebelung eigenhändig befreien können. Dieser künstlerische Dreh gelingt den fünf jungen Österreichern auf ihrem Debütalbum "Tales In Tune" allerdings nur selten bis gar nicht.
Dabei packt das ziemlich coole Plattencover, das von einem Kopfhörer tragenden Hirschkopf (auf menschlichem Körper) namens Earl geziert wird - entworfen von Sarah D'Agostino -, zunächst noch meine Neugier auf den Inhalt dieses Silberlings.
Als musikalische Inspirationsquelle des Wiener Quintetts um Frontsängerin Pia Glasl ist deutlich die walisische Alternative-/Post Hardcore-Band Funeral For A Friend auszumachen, deren Song "Escape Artists Never Die" auch gleich noch den Bandnamen für die Alpenrocker lieferte. Vermutlich liegt genau hier die Bürde: Die fünf Österreicher sind viel zu sehr gefesselt vom Sound der Waliser, als dass sie sich von diesem freispielen könnten. Musikalische Parallelen sind außerdem zum Celler Pop Punk-/Post Hardcore-Gespann Fire In Fairyland und der amerikanischen Alternative-Kapelle Paramore zu erkennen, wobei letztere deutlich abwechslungsreicher und druckvoller klingen als die beiden Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum.
Auf "Tales In Tune" bilden im Großen und Ganzen einfach gestrickte Pop Punk-Songstrukturen - wobei das Poppige überwiegt - und harmlose Singsang-Läufe die Basis, genreübergreifende Stilelemente werden bestenfalls angedeutet. Aber genau das käme dem Sound dieser Band zugute. Doch bereits nach den ersten beiden Songs "What We Live For" und "Better Times", die noch die meiste Substanz der insgesamt zehn Stücke besitzen, befindet sich mein Interesse mit fortschreitendem Verlauf des Albums im steilen Sinkflug, wenn nicht sogar im freien Fall. Viel zu arm ist diese Scheibe an Überraschungen und Variationen, in instrumenteller und besonders in gesanglicher Hinsicht.
Zwar steht Sängerin Pias Stimme stets gut abgemischt im Vordergrund, jedoch wiegt dieser Aspekt die unausgegorenen Lyrics ohne sonderlichen Tiefgang nicht auf. Mehrheitlich drehen sich die Texte um die Ungerechtigkeiten des Lebens und die Probleme auf diesem Planeten: Es wird angeprangert, gejammert, geheult und geschrien, denn die Welt ist ja bekanntlich schlecht - ach ja… alles irgendwie, irgendwo, irgendwann schon x-mal gehört, zudem oberflächlich dahin geträllert und somit mutet das alles eher belanglos an. Ab und zu werfen die Gitarristen fad und unbeholfen wirkende Shouts und Screams ein, was die Sache nicht glaubhafter macht. Während im Opener die Stimme der Sängerin noch erfrischend klingt, pendelt sie sich jedoch mit jedem weiteren Stück im Bereich 'gewöhnlich bis gewöhnungsbedürftig' ein, und wird zusammen mit dem Screamo-Style phasenweise einfach nur noch als nervend empfunden. Das ganze wird unterfüttert mit innovationsarmen und austauschbaren Akkordfolgen und Gitarrenlicks, die sich endlos aneinanderreihen. Kein Frage: Die Band beherrscht Tempi- und Dynamikwechsel, die in nahezu jedem der zehn Titel eingebaut sind, doch das allein reicht nicht aus, um eine Hörerschaft heutzutage noch zu verblüffen.
Insgesamt eine enttäuschende Platte. In Ermangelung an Abwechslung und herausstechenden Oho-Momenten schaffen es Escape Artists bedauerlicherweise nicht, mich als Zuhörer bei der Stange zu halten. Viel zu zahm und substanzlos rauschen die Songs dahin, viel zu wenig bleibt hängen, viel zu viel ist schlicht einfallslos. Das ist sehr schade, denn hin und wieder blitzt das (noch?) unentfesselte Potenzial dieser Band wie beim Opener oder dem Song "Hope" hervor, in dem mittendrin einfach mal ein jazzig angehauchtes Zwischenspiel eingeworfen wird.
Line-up:
Pia Glasl (vocals)
Georg Glasl (guitar, screams)
Matthias Fellinger (guitar, screams)
Lukas Jellincsits (drums)
Benjamin Cox (bass)
Tracklist
01:What We Live For
02:Better Times
03:I Don't Wanna
04:Hope
05:You Made Me
06:Best Of Me
07:24/7
08:Rich Men
09:The Escape
10:Hero
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