Im Zuge der Re-Release-Kampagne von Steamhammer/SPV (siehe dazu auch das
Britny Fox-Review von
Markus und die
Molly Hatchet-Reviews von
Steve) hat sich das Hannoveraner Label zeitgleich auch den zwei
Europe-Langrillen nach "The Final Countdown" (1986) angenommen, um sie gebündelt als Doppel-LP-Package zu veröffentlichen. Hierbei handelt es sich um das 1988er Werk "Out Of This World" und den 1991er Nachfolger "Prisoners In Paradise", die beide ursprünglich über Epic Records erschienen.
Fangen wir mal mit "Out Of This World" an: Eröffnet vom Singlehit "Superstitious", bieten die fünf Schweden auch hier wunderschönen, melodischen, glasklar (man kann auch gerne 'poppig' dazu sagen...) produzierten Melodic Rock fürs Herz, der stets Synthesizer-geschwängert und mit viel Gefühl aufs Mastertape gebannt wurde. Man stand damals sicherlich unter Erfolgsdruck des alles überragenden Vorgängers und konnte schon so gut wie damit rechnen, dass man dieses Erfolgsniveau nicht ganz halten würde. Doch wer sich wirklich mit dieser Musik etwas beschäftigt und
Europe nicht immer nur mit diesem einen, in vielen Ohren totgedudelten Silvestersong verbindet, wird an rockigen, dennoch gefühlvollen Melodiebomben wie "More Than Meets The Eye", "Sign Of The Times", "Lights And Shadows" und "Never Say Die", straighten Hardrockern wie "Ready Or Not" oder Powerballaden vom Schlage "Open Your Heart" und "Coast To Coast" sofort Gefallen finden, wenn seine musikalische Härtegrenze nicht erst bei
Slayer und Co. anfängt. Das Album erreichte meines Erachtens damals völlig zu Recht Platinstatus in den Staaten, wird aber wohl - selbst bei Die-Hard-Fans - niemals die Beliebtheit des Vorgängers erreichen...
In dem Jahr, als der Schreiber dieser Zeilen das Licht der Welt erblickte, stand die Musikwelt unter einem nicht besonders guten Stern: Grunge war das Wort der Stunde, melodischer Hard Rock, Glam/Hair Metal und Co. galten allmählich als 'out'. Kein Wunder, dass "Prisoners In Paradise" nicht mehr an die Erfolge der 80er anknüpfen konnte. Doch deshalb ist die Scheibe noch lange nicht schlecht: Eröffnet von einem groovigen Rocker ("All Or Nothin'"), wird von Beginn an der Härtegrad wieder etwas nach oben geschraubt, der darauffolgende Song "Halfway To Heaven" rockt schnörkellos und abgehangen im Midtempo-Bereich. Allgemein wird auf diesem Album rock'n'rolliger Groove wieder größer geschrieben. Besonders hervorzuheben ist auch die - im Vergleich zum doch sehr poppigen "Out Of This World" - wieder etwas kantigere, bissigere Produktion, die jederzeit eine gewisse Grundhärte offenbart. Auch die etwas balladeskeren Stücke wie beispielsweise "I'll Cry For You" und der Titeltrack haben vergleichsweise ordentlich Power in den Backen. Für mich ist diese Scheibe zwar kein Klassiker der Bandgeschichte, aber ein sehr solides Album, das jeder Hard-Rocker mal gehört haben sollte. Meine persönlichen Anspieltipps: die bereits genannten Tracks, der großartige Straight-forward-Rocker "Seventh Sign" oder die bluesig angehauchten Groover "Bad Blood" und "Got Your Mind In The Gutter".
Die Doppel-LP (leider komplett ohne Bonustracks...) erscheint in einem hübschen Gatefold-Cover, auf der Vorder- und Rückseite befinden sich jeweils die - etwas pixelig geratenen - Originalcover, während die originalen Backcover der alten LP-Versionen im Innenteil des Gatefolds Platz finden. Die Plattenhüllen sind beide auf einer Seite mit allen Lyrics, auf der anderen Seite mit einem Bandfoto bedruckt. Die 180-Gramm-Vinyle sind durch das Gewicht natürlich von äußerst solider Pressqualität. Wer beide Scheiben noch nicht hat oder sich einfach mal 'ne schöne LP-Fassung davon in den Schrank stellen will, kann hier sehr gerne zugreifen!