Die Mutter aller Metal Cruises rief und wir kamen. Nach der doch ziemlich durchwachsenen Metal-Kost auf der FMC genossen wir es wieder, uns die Luft bei der Abfahrt aus Miami um die Nase wehen zu lassen und voller Vorfreude auf das avisierte Musikprogramm das eine oder andere Pils durch die Kehle rinnen zu lassen.
Dabei ging es eigentlich sehr langsam voran. Bandnominierungen kamen schleppend bis gar nicht. Unwissenheit und Ungewissheit waren Trumpf. Was dann aber auf der Cruise am Start war, konnte für den Schreiber dieser Zeilen gemacht sein. Es waren doch mehr Bands der schnörkellosen Fraktion an Bord. Das Billing gestaltete sich letztendlich wie folgt:
Atrocity, Bonfire, Carcass, Cripper, Cynic, Dark Tranquility, Death Angel, Death DTA Tours 2014, D.R.I., Fear Factory, Finntroll, Freedom Call, Gloryhammer, Haggard, Hatesphere, Izegrim, Keep Of Kallesin, Leaves' Eyes, Massacre, Necrogoblikon, Novembers Doom, Obituary, Orphaned Land, Overkill, Poltergeist, Raven, Rising Storm, Satyricon, Septicflesh, Soilwork, Swallow The Sun, Swashbuckle, Symphony X, Terrorizer, The Church Of Pungent Stench, The Haunted, Twilight Of The Gods, Unearth, Vicious Rumors, Victory, Xandria.
Natürlich ist es nicht möglich alle Bands zu sehen, aber man versucht ja das Menschenmögliche. Drei Bühnen laden ein zum ultimativen Konzertgenuss. Es gibt die Pool-Stage, das Theater und die Spectrum Lounge. Jede Band spielt zweimal auf unterschiedlichen Bühnen. Trotzdem kam es zu Konflikten, sei es, dass die Zubereitung des Hamburgers über Gebühr dauerte und man das Raven-Konzert verpasste, oder es kamen ein paar gereichte Mojito dazwischen, angereichert mit tollen Gesprächen. Trotzdem, man hatte nie das Gefühl, getrieben zu sein oder etwas zu verpassen.
Und so standen wir auf dem Sonnendeck und ließen es uns gut gehen. Die Monteure bauten eine Bühne auf dem Pooldeck auf, die ihren Namen auch verdiente. Eine Fraktion von mehreren hundert Metalheads skandierte »your boat sucks... «, als ein anderes Cruiseship mit nichtsahnenden Gästen an uns vorüberzog. Man wartete darauf, dass es endlich losging. Die Zeit verging im Fluge, man musste aufpassen die erste Band nicht zu verpassen.
Swashbuckle eröffneten in der Spectrum Lounge, einem Raum mit clubähnlicher Atmosphäre aber coolem Sound. Nahtlos ging es weiter mit Soilwork, Overkill, Cynic, Symphony X, kurz bei Finntroll reingeschaut, und Twilight Of The Gods. Das war doch schon mal eine Ansage. Es war halb vier als wir wieder zurück in unserer Kabine waren.
Der zweite Tag eröffnete mit einem opulenten Frühstück, gefolgt von einem Konterbier. Bei schönstem Wetter zog es mich dann auf das Pooldeck. Poltergeist prügelten sich morgens um 10:00 Uhr die Seele aus dem Leib. Der Tag konnte beginnen. Warum wechseln? Womöglich nach innen? Nein, nein - so brachten mich Swallow The Sun und Bonfire gut über den Vormittag. Danach Mittagessen und dann zu Novembers Doom in die Spectrum Lounge. Eine sehr feine Musikdarbietung, keine Show aber Musik. Eine der Entdeckungen für mich auf dieser Cruise.
Rasend ging es weiter mit Death Angel, Cripper und Carcass. Oh yeah, das Leben kann schön sein.
Überhaupt Cripper: Was bilden die sich ein? Ich wohne 30 Kilometer von denen weg und die machen sich nicht bemerkbar - unglaublich! Ok, Scherz beiseite. Den Schuh ziehe ich mir an, ich hätte sie einfach bemerken müssen. Es passiert mir nicht oft, dass ich das Fotografieren vergesse, aber beim Konzert in der Lounge ist genau das passiert. Ich war gefesselt von der Performance dieser Band.
Der Mittwoch ist immer der Tag, an dem man zwischen Kultur und Beach wählen kann. Wir wählten Kultur und wären fast verdurstet. Ok, Maya-Pyramiden sind interessant, aber was nützt es, wenn man es
keinem erzählen kann, weil man total dehydriert ist. Nach erfolgter Besichtigung des Geländes, inklusive angedeuteter Opfergabe einer Mitreisenden, gab es keinen für die Kehle so erfrischenden Gerstensaft. Nach vier Stunden waren wir zurück am Schiff. Aha, da kam die Alternative zum Maya-Event - die 35$ all inklusive Tequila Beach-Fraktion. Mann, gut dass das Pier so breit war, sonst hätten einige im Wasser gelegen. Jetzt waren wir froh, die Mayas gewählt zu haben. Kaum zurück auf dem Schiff, gab es bis 5:15 Uhr (yeah, ich war dabei) Musik an Bord. Neptun, wohl arg in Sorge wegen der Torkelnden vom Tequila Beach, regte das Meer zu einer Gegenbewegung an. Es war schon imposant, wie sich das Wasser im Pool auf einmal einen halben Meter unter den Rand zurückzog, um dann Wellenbad-ähnlich wieder zurückzukommen. Terrorizer spielten auf dem Pooldeck. Ich glaube, irgendjemand hatte fingerdicke Nägel durch ihre Füße getrieben, so standfest waren sie.
Der Donnerstag früh gestaltete sich für eine Menge Cruiser etwas schwierig. Der 'gemeine' Magen und das an Astronautentraining erinnernde Rauf- und Runtergleiten des Schiffes waren schlecht in Einklang zu bringen. Beim Frühstück saß der Sänger einer 80er Metal-Band mit uns am Frühstückstisch. Er kämpfte sichtlich mit einer Masse, die an lieblos angerührtes Müsli erinnerte. Es blieb drin. Einige unserer Mitstreiter traf es mit Neptuns geballter Wucht. Detailbeschreibungen erspare ich mir hier.
Da aufgrund des schlechten Wetters keine Konzerte auf der Pool Stage stattfinden konnten, wurde alles nach innen (in das Theater und die Spectrum Lounge) verlegt. Das tat der guten Stimmung und der Spielfreude der Bands aber keinen Abbruch...
Auch der letzte Tag inklusive Nacht verging wie im Fluge.
Etwas wehmütig verließen wir das Schiff am Freitag Morgen, um Richtung Ft. Myers Beach aufzubrechen.
Nachruf: Dieses war die letzte Cruise auf der Majesty Of The Seas. Trotz des Alters und des manchmal augenscheinlichen Verfalls hat man diesen Kahn irgendwie liebgewonnen. Ab nächstem Jahr wird es größer. Mehr Leute, mehr Bands (man spricht von 60). Drei große Bühnen.
Man fragt sich: Bringt es das noch?
Man sagt sich: Warum eigentlich nicht? So fiebere ich wieder dem Verkaufsstart entgegen.
|