Die Welt ein wenig humaner gestalten – AFF Rock im Hafen!
Plakat Musik transportiert, wie in den bildenden Künsten, Emotionen. Sie nimmt aktuelle Themen auf und trägt diese weiter zum Zuhörer. In unserem Fall unterstützen die Musiker uns dabei das Problemthema Menschenhandel auf positive und nachhaltige Weise in die Welt zu tragen.


Interview vom 30.03.2011


Sabine Feickert
Dass Musiker sich für die Benachteiligten der Welt einsetzen ist spätestens seit Bob Geldorfs Band Aid Projekt ein alter Hut.
Zahlreiche Musiker-Initiativen gab und gibt es seither, die sich im kleineren oder größeren Rahmen für wohltätige Zwecke einsetzen.
Eine ganz Besondere möchte ich Euch hier vorstellen: Artists For Freedom!
Artists For Freedom (AFF) ist ein Zusammenschluss von Künstlern der unterschiedlichsten Genres, die sich gegen Kinderarbeit und Menschenhandel engagieren. Bildende Künstler, Musiker, Unterstützer jeglicher Berufsgruppen, Kinder und Jugendliche haben sich zusammengeschlossen, um ein Zeichen gegen Menschenhandel und Kinderarbeit zu setzen.
Derzeit sind die AFF im Luitpoldhafen in Ludwigshafen zu finden. Ludwigshafen galt ja bisher nicht unbedingt als der Nabel der Welt für Rockmusik. Das könnte sich in den nächsten Monaten ein wenig ändern. Mit tatkräftiger Sponsorenunterstützung wurde dort eine ganze Lagerhalle für eine Reihe von Ausstellungen und (auch musikalischen) Events zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen des ersten von drei Ausstellungsblöcken wird am 9. April von AFF-Musikern gerockt, was das Zeug hält.

»Together! Create! Change!«

So das Motto der Artists, wird auch auf der Bühne umgesetzt. Was sehr spontan und improvisiert begann, überzeugte schon bei der Eröffnungsveranstaltung am 12.3.2011 und weckt Vorfreude auf das nächste Event.
Im Rahmen der langen Nacht der Museen 2011 wird sich das Artists For Freedom Projekt mit einem Rockkonzert beteiligen:

Rock im Hafen

Samstag, 09.04.2011, ab 20 Uhr
in den Werfthallen des Luitpoldhafen in Ludwigshafen
Lagerhausstr. 22
67061 Ludwigshafen

Benefizkonzert gegen Kinderarbeit und Menschenhandel mit:
Berkhaim & Partner
JD Wood und Band
Syndicate and friends
und andere

Eintritt 3 €

Während des Konzerts ist die Ausstellung geöffnet.

RockTimes sprach mit Artists For Freedom-Initiatorin Christina Seibold:
RockTimes: Christina, wie kamst Du überhaupt auf die Idee, Artists For Freedom zu gründen?
Christina Seibold: 2008 entstand die erste Projektidee, gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Europa Instituts für Soziale Arbeit in Berlin. Wir dachten darüber nach, ob es möglich sei ein Kunstprojekt ins Leben zu rufen, in dem Künstler aller Genres ihre kreative Kraft einsetzen für die Freiheit von Menschen. Kunst ist eine globale Sprache, sie weckt Emotionen, sie erzählt eine Geschichte, sie zeigt Tatsachen auf und sie klärt auf. Gleichzeitig kann durch den Verkauf und die dadurch generierten Gelder Betroffenen geholfen werden. Das war die Ursprungsidee, ein Konzept wurde erarbeitet.
Während eines Besuches bei den Vereinten Nationen in Wien (UN.GIFT) (2009), wurde die Idee und das Konzept von uns gemeinsam vorgestellt.
Im Verlauf der kommenden Monate stellte sich für mich persönlich heraus, dass ich in meinem Wollen und Tun bestimmte Schwerpunkte setzen muss. Hierfür entwickelte ich mit Gleichgesinnten einen eigenständigen Projektgedanken, der sich in Artists For Freedom e.V. konkretisierte.
In der Folgezeit schlossen sich immer mehr Künstler aller Genres der Idee von Artists For Freedom an und schnell weitete sich die Idee und Arbeit von Artists For Freedom aus. Mittlerweile haben wir alleine über soziale Netzwerke ca. 2000 Menschen die unsere Idee verbreiten, weit über 100 Künstler haben bereits mit ausgestellt und manch einer nennt sich selbst stolz 'ich bin ein Artist for Freedom'. Das ist ein echt tolles Gefühl, zu sehen dass eine Idee Früchte trägt.
RockTimes: Nach welchen Gesichtspunkten wählt Ihr die Projekte, die Ihr unterstützt aus? Und wer entscheidet darüber, wer letztlich unterstützt wird?
Christina Seibold: Wichtig ist uns die Transparenz und der persönliche Kontakt zu den Projektleitern. Wir schauen uns die Arbeit genau an und verfolgen wo Gelder eingesetzt werden. Meistens ist es ein 'Augen-Blick'. Ein Gespräch in dem man sicher weiß, »die leben was sie sagen. Sie reden nicht nur, nein sie handeln und sie nehmen kurze Wege.« Vor allem mit Bettina Landgrafe von "Madamfo Ghana" habe ich ein sehr persönliches Verhältnis.
Es hat etwas mit Authentizität zu tun. Mit sozialer Kompetenz und starker Empathie.
Nachdem ich mir die Projekte genau angesehen und mit den Entscheidern gesprochen habe, schlage ich die Projekte dem aktiven Team von Artists For Freedom vor.
Wir entscheiden dann gemeinsam.
RockTimes: Sind Künstler besonders sensibel für das Leid anderer Menschen?
Christina Seibold: Ich denke nicht, dass man das verallgemeinern kann, dennoch habe ich persönlich die Erfahrung machen dürfen, dass Künstler sehr feinsinnige und sensible Menschen sind. Gleichzeitig sind sie mutig und können verdammt viel einstecken. Klingt widersprüchlich ich weiß, aber das macht sie so interessant!
Als Künstler setzt man sich nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit der Umwelt auseinander, das führt wohl dazu, dass man das, wo andere keine Worte finden, u.a. visuell umsetzt, ein Bild kreiert, eine Skulptur entstehen lässt, oder einen Song komponiert, einen Text schreibt. Und es gibt immer jemanden den das anspricht.
RockTimes: Wie finden sich die Künstler, die sich für Artists For Freedom engagieren? Ein Blick auf Eure Website zeigt, dass die Beteiligung ja wirklich international ist. Indien, Schweden, Kanada, Indonesien und Schweiz, um nur einige der Herkunftsländer der Beteiligten zu nennen – wie lässt sich das denn überhaupt koordinieren?
Christina Seibold: Über soziale Netzwerke, Kunstvereine, den BBK, über Mund zu Mund Propaganda. Berkhaim & Partner Jeder Künstler hat sein eigenes Netzwerk in dem er sich bewegt. Es fängt mit einem an, irgendwann sind es sehr viele, die helfen wollen. Es ist ein wirklich tolles Gefühl das zu erleben. Vor allem mit diesen Menschen gemeinsam immer wieder Neues schaffen zu können, ist ein ziemlich gutes Gefühl. Jede Ausstellungslocation ist anders, immer neue Herausforderungen.
Dadurch dass wir eine 'Timeline' haben, die Künstler über die wichtigen Schritte aufklärt (Anmeldung, Teilnahmebedingungen, Details zu den Ausstellungen etc.) hat jeder genug Vorlaufzeit seine Bilder auch aus Kanada nach Deutschland zu schicken. Manchmal bleibt etwas im Zoll hängen, wie gerade bei einer Schweizer Künstlerin, aber wir hoffen sehr, dass wir auch das gelöst bekommen. Wenn so etwas passiert, wird eben umgeplant, der Künstler kommt in den nächsten Ausstellungsblock. Wir entscheiden manches sehr kurzfristig. Dadurch, dass wir absolut unabhängig sind, gibt es keine langen Wege. Wir machen 'einfach'!
RockTimes: Artists for Freedom sind nicht nur bildende Künstler, sondern auch Musiker. Wie finden die sich? Und wie finden sie zu Euch?
Christina Seibold: Seit meiner Jugend habe ich mit Musikern zu tun, d.h. es gehört zu meinem täglichen Leben. Musiker sind sehr kreativ und begeisterungsfähig und sehr eigensinnig. Künstler eben (lächelt).
Ich selbst kenne einige Musiker, die ich angesprochen habe, andere habe ich über Facebook kontaktiert, oder sie wurden wiederum von Musikerkollegen angesprochen mitzumachen. So kam es, dass der AFF Song "Going Home" mit internationalen Künstlern produziert und von einem Produzenten, umsonst, für AFF produziert werden konnte. Wenn ein Musiker eine Idee gut findet und vertraut, dann ist er bereit sich einzusetzen für die gute Sache. Es geht um das soziale Engagement.

»What we do for ourselves dies with us. What we do for others and the world remains and is immortal.«

Musik transportiert, wie in den bildenden Künsten, Emotionen. Sie nimmt aktuelle Themen auf und trägt diese weiter zum Zuhörer, in unserem Fall unterstützen die Musiker uns dabei das Problemthema Menschenhandel auf positive und nachhaltige Weise in die Welt zu tragen.
RockTimes: RockTimes wird ja auch ganz sicherlich von dem ein oder anderen Musiker oder Brancheninsider gelesen – wenn sich Bands oder Einzelmusiker berufen fühlen würden, bei AFF mitzuwirken, an wen sollen die sich dann wenden?
Christina Seibold: Sie können sich direkt an mich wenden. [c.seibold@artistsforfreedom.net]
RockTimes: Und welche Mitwirkungsmöglichkeiten gibt es speziell für Musiker?
JD Wood And Band Sind Kooperationen auch genreübergreifend denkbar, z.B. Musik zu bestimmten Bildern?
Christina Seibold: Kooperationen sind immer möglich. Es muss stimmig sein, soll allen Spaß machen und am Ende der guten Sache dienen!
Musik zu Bildern, klingt spannend und ist durchaus vorstellbar!
RockTimes: Aktuell läuft ja in Ludwigshafen eine ganze Reihe von Events in einer alten Lagerhalle. Die Location bietet sich für musikalische Ereignisse geradezu an – wenn Bands dort spielen möchten – wäre das im Rahmen von AFF möglich?
Christina Seibold: Ja sicher, sie können sich gerne an mich wenden.
Auch eigene Konzerte sind möglich. Wir hören es uns an und schauen dann wo es passen könnte.
RockTimes: Ludwigshafen ist ja schon eine ziemlich große Geschichte – welche Visionen habt Ihr für die weitere Zukunft?
Christina Seibold: Es gibt verschiedene Kräfte auf dieser Welt. Positive und Negative.
Wir möchten die positiven Kräfte stärken, uns verbünden und gemeinsam durch das was wir am besten können schon die Kinder sensibilisieren.

»Together! Create! Change!«
Dafür wünscht Euch RockTimes gutes Gelingen und viel Erfolg und bedankt sich für das Interview. Über das Event werden wir angemessen berichten.
Statement Berkhaim & Partner:
»Wir unterstützen AFF, weil Kunst und Musik die Herzen von Menschen leichter erreichen, um wirklich Gutes zu tun oder auch auf Missstände hinzuweisen. Kinder sind unsere Zukunft, aber auch zugleich die Schwächsten. Kinderhandel ist ein Teil unserer unfriedlichen Welt, die wir gerne, gemeinsam mit AFF ein wenig humaner gestalten würden.«
Statement Syndicate:
»Musik ist die einzige Sprache, die auf der gesamten Welt verstanden wird. Uns war es ein Bedürfnis, zusammen mit anderen Musikern unseren Beitrag zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema Menschenhandel zu leisten. Darüber hinaus macht es riesigen Spaß, mit der immer größer werdenden Gemeinde der Künstler zusammen zu arbeiten und bei den Events gemeinsam auf der Bühne zu stehen.«
Statement JD Wood:
»Freiheit sollte ein Geburtsrecht sein und für Menschen, ob groß oder klein, arm oder reich keinen Unterschied machen. Es ist also eigentlich ein Muss gegen Menschenhandel und Sklaverei, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln, einzutreten.«
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