Finkenbach Festival
Finkenbach / Odw. - Sportplatz, 19.-20-08-2011
Plakat Finkenbach Festival
19.-20.08.2011
Finkenbach / Odw. - Sportplatz
Festivalbericht
Fotos : SATI
Stil: Rock


Artikel vom 08.09.2011


Carlo Reßler
Das legendäre Finkenbach-Festival, unter Kennern auch liebevoll 'Finki' genannt, hat eine lange Tradition und seinen Stammplatz in der deutschen Festivalszene stets behauptet. Eine lange Liste bekannter und weniger bekannter Bands haben in der Vergangenheit dieses Event im Herzen des schönen, friedvollen Odenwalddorfes bereichert.
SparifankerlDoch in diesem Sommer haben die Veranstalter ein spezielles Line-up mit fast allen Größen der Krautrockszene zusammengetrommelt, welches sich Massen an Besuchern bei strahlendem Sommerwetter nicht entgehen lassen wollen. Moderiert vom 'Oberguru' Mani Neumeier persönlich, starten am Freitagabend die Bayern-Mundartrocker Sparifankerl als Opener bereits vor gut gefüllter Kulisse mit ihren Politszenesongs, bevor bei Birth Control richtig abgerockt werden kann. Birth Control Das Quartett um Schlagwerk-Urgestein Bernd 'Nossi' Noske zieht mit alten Evergreens wie "The Work Is Done", "Back From Hell" und natürlich dem Megahit "Gamma Ray" gewohnt routiniert und rockig vom Leder. Einzig auf das bekannte Drumsolo vom Maestro wartet man an diesem Abend vergeblich.
Birth Control Birth Control Birth Control
FaustDanach lädt der beliebte 'Oma-Kuchenstand' mit riesiger Auswahl an selbstgebackenem Kuchen und Kaffee zur kurzen Stärkung ein, bevor das Quartett Faust mit den beiden verbliebenen Gründungsmitgliedern Werner Diermaier on drums sowie Sänger und Gitarrist Jean-Hervé Péron ganz groß aufspielt. Ihr psychedelischer Soundkosmos erklingt wie ein stimmiger Mix zwischen Gong und Magma mit ganz eigener Songwriternote. Wabernde Keyboardteppiche und sphärische Gitarrenlinien werden oft untermalt vom betörenden Gesang Pérons sowie vom Spiel mit bekannten Heimwerkerinstrumenten, wie etwa einer Bohrmaschine im Metallkessel oder einer Flex auf einer Stahlplatte - ganz großes Kino!
Faust Faust Faust
EmbryoDer Samstag lädt bei wolkenlosem Hochsommerhimmel zu einem kurzen Bad im Finkenbach ein, der idyllisch neben dem Festivalgelände durchs Tal fließt. Ein wenig abgekühlt wird es Zeit für die umtriebigen Worldmusiker Embryo, welche den zweiten Festivaltag eröffnen.
Nach einigen langen und meditativen Improvisationen über ein locker vorgegebenes Thema begibt sich die 'Karavane' um Gründer und Marimbaphon-King Christian Burchard während ihres leider sehr kurzen Auftritts immer mehr in tanzbares, rockigeres Fahrwasser. Dr. Woogle & The Radio Musikalisch ein wenig aus der Rolle fallen danach Dr. Woogle & The Radio aus dem nahen Weinheim. Das Septett lockt mit stilvollem Bläsereinsatz und ihrem Mix aus Roots-Reggae und schnellem Ska umgehend alle tanzwütigen Fans vor die Bühne. Nutzen wir die kurze Umbaupause danach für lecker Bratkartoffeln und Sichtung der CD-Stände am Rande des Geländes, welches sich inzwischen mit ca. 2500 Besuchern satt gefüllt hat.
Electric OrangeWährend die Sonne allmählich das Tal verlässt, kommen Electric Orange aus Aachen ganz groß an. Feinster Psychedelic Rock mit der guten alten Hammondorgel, Mellotron und langen Trance-Gitarrenläufen wecken Erinnerungen an den fetten Sound der 70er-Jahre zwischen CAN und Amon Düül II. Diese hypnotische Reise, teils durch skurrile Textfragmente und mit netten Samples garniert, zieht unweigerlich in ihren Bann. Ein absolutes Krautrockhighlight das geradezu nach Zugaben verlangt!
Electric Orange Finkenbach Festival Electric Orange
Guru GuruHatte Mitorganisator und Schlagzeuglegende Mani Neumeier das Geschehen bisher nur moderiert, kann er sich und Guru Guru nun selbst ansagen. Für den »Finkenbacher Sohn«, wie ihn eine ältere Dame liebevoll nennt, ist der alljährliche Festival-Gig mit Guru Guru natürlich ein echtes Heimspiel und so ist die Wiese mittlerweile rappelvoll geworden. Mit ihrer neuen CD "Doublebind" im Gepäck, welche mit faszinierendem Puzzlecover gestaltet daherkommt, spielen die Gurus ein überragendes Konzert. Eine Art 'Best-of-Programm' aus 43 Jahren deutscher Rockgeschichte, das keine Wünsche offen lässt. Dynamisch-humorvoll-spacig-rockig scheint sich diese Band stets neu zu erfinden - und krönt den Abend wie erwartet mit ihrem Markenzeichen, dem "Elektrolurch" als berauschende Zugabe.
Guru Guru Guru Guru Guru Guru
KraanDie Jazzrocker KRAAN, schon oft in Finkenbach zu Gast, schließen danach nahtlos an den Guru-Auftritt an. Seit dem Austritt von Keyboarder Ingo Bischoff leider zum Trio geschrumpft, erklingen ihre Stücke zwar noch etwas bassbetonter, doch dafür umso rhythmischer. Songs wie "Nam Nam", mit Hellmut Hattlers treibendem Bassspiel, oder "Jerk Of Live" lassen niemanden auf der Wiese ruhig stehen. Kraanmusik live ist ein lustvolles Konzerterlebnis mit zeitlos impulsiver Musik, die unweigerlich Bauch und Beine bewegt.
Kraan Kraan Kraan
Zum Abschluss lassen Allroundtalent Norbert Schwefel aus Mannheim an Gitarren, Perkussion, Synthesizer, Klavier und Gesang und seine beiden Mitmusiker es in tiefer Nacht mit ihrem ganz eigenen Soundgebräu zwischen Independent, New Wave, Rock und Glam noch mal so richtig abrocken.
Das absolut gelungene diesjährige Finki endet schließlich fast mit dem ersten Hahnenschrei in der Früh. Eine stimmige Momentaufnahme mit lebendiger deutscher Musikgeschichte und ohne Zweifel DAS Krautrockevent des Jahres. Bei diesem Flair kann Mensch sich schon jetzt freuen auf das 30-jährige Jubiläumsfestival im kommenden Jahr. Unser Dank gilt auch Veranstalter Karlheinz Osche für die optimale Unterstützung!
Finkenbach Festival
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