Unter dem treffsicheren Banner 'German Metal Attack' tourten die Pöttischen True Metal-Urgesteine
Grave Digger von Mitte Januar bis Anfang Februar zusammen mit den beiden Gralshütern
Majesty und
Wizard sowie den Kölnern
Gun Barrel. Am 17. Januar machte das Package im Aschaffenburger Kultschuppen Colos-Saal Halt und bescherte einer ordentlich gefüllten, jedoch nicht komplett ausverkauften Venue mehrere Stunden Edelstahl der allerfeinsten Sorte.
Los ging's um 19 Uhr mit
Gun Barrel, die eine gute halbe Stunde mit rockigem Heavy/Power Metal die ersten Gäste auf Betriebstemperatur brachten. Mit leichter
Saxon-Schlagseite (welch geiler, pumpender Bassgroove!), unbändiger Spielfreude und etlichen Songs ihres letzten Jahres erschienenen Hammeralbums "Brace For Impact" zogen sie einen Großteil der bereits Anwesenden auf ihre Seite. Ein passend ausgewählter Opener!
Es folgte der erste reinrassige True Metal-Hammer des Abends:
Wizard. Zwar werden sie in meinen Augen nie die mächtige, fesselnde Aura ihrer fränkischen Kollegen, die anschließend spielten, erreichen. Doch auch die Bocholter boten eine erstklassige Show, bei der jeder Freund von Doublebass-Dauerattacken, klischeetriefenden Lyrics und speedigen Twin-Leads vollends auf seine Kosten kam. Mit dem Rausschmeißer "Defenders Of Metal" zog man zum Schluss noch einen alten Gassenhauer aus dem Zauberhut, der die gesamten vorderen Reihen durchdrehen ließ. Amtlich!
Kommen wir nun zum Allerwichtigsten des Tages: Jawoll, mein Grund, diese Tournee zu besuchen, war nicht unbedingt der Headliner des Abends, sondern die neben
Sacred Steel wohl beste einheimische True Metal-Band der Post-80er:
Majesty. Haltet ihr Image von mir aus für überzogen, meinetwegen auch kindisch oder peinlich. Doch was die wiedererstarkten Metalwarriors um Keep It True-Mitveranstalter
Tarek Maghary an diesem Abend wieder für leider viel zu kurze 40 Minuten vom Leder zogen, war wahrlich einsame Spitze! Nach dem unverzichtbaren, epischen Intro mit den entscheidenden Schlussworten (
»Live oooooon stage now: MAAJESTYYY!«) begann das musikalische Gefecht wie gewohnt mit dem Opener "Metal Law": Raus die Stöpsel, rauf aufs Schlachtfeld! Neben drei Songs des neuen Albums "Thunder Rider" ("Make Some Noise", Titeltrack, das abschließende "Metal Union") bedienten sie sich sowohl an "Sword & Sorcery" (Titeltrack, "Fields Of War") als auch an "Reign In Glory" ("Into The Stadiums"). Das bahnbrechende Debüt wurde leider komplett außen vor gelassen; neben der knappen Spielzeit, wogegen die Band allerdings eher weniger etwas tun kann, der einzige Kritikpunkt. Fazit: Fast keine einheimische Truppe der letzten 15 Jahre bringt den klassischen True Metal mit einem solch großartigen Pathos auf die Bühne wie die mächtigen
Majesty; und daran wird sich auch die nächsten Jahre sicherlich kaum etwas ändern. Wie hieß ein alter Song so schön: HAIL TO
MAJESTY!!!
Nach einer etwas längeren Umbaupause folgte dann eine weitere, von der ersten bis zur letzten Sekunde durchstrukturierte Show von
Grave Digger. Zwar wirkte
Chris Boltendahl, der dank vollends ergrauten Haaren mittlerweile ein wenig wie eine lebende Vogelscheuche aussieht, in seinen Ansagen sehr spontan und gut gelaunt. Doch diese Band ist nach wie vor jener Sorte zuzuordnen, die jede Tour die unverändert gleiche Setlist, Bühnenperformance und Publikumsanimation vom ersten bis zum letzten Date durchziehen und eben einfach stur ihr Ding machen. Keine Variation, man möchte lieber mit jahrzehntelang bewährten Methoden überzeugen. Beim mittelalterlich angehauchten Intro "Charon (Fährmann des Todes)" taten sie das allerdings erst einmal nicht; was war das nur für eine schlechte, unnötige Annäherung an Combos wie
Subway To Sally oder
In Extremo; pfui!
Als Opener entschied man sich für den verhältnismäßig sehr gebremsten, geschwindigkeitsarmen Titeltrack des neuen "Clash Of The Gods"-Albums, auch kein wirklich guter Start. Doch je weiter sich die Herren im Set vorarbeiteten, desto mehr Stimmung kam auf: "Hammer Of The Scots", "Killing Time", "Excalibur", "Knights Of The Cross", "The Dark Of The Sun" oder das unvermeidliche "Rebellion": Man weiß zwar bei jedem Konzert, was ungefähr dran kommt, die Matte befindet sich aber dennoch in Dauerbewegung. So muss das sein! Und dass man als Fan des teutonischen Schwermetall beim obligatorisch abschließenden "Heavy Metal Breakdown" (sonst gab's leider mal wieder nix aus der Noise Records-Frühphase...) sowieso im siebten Himmel schwebt, muss wohl kaum noch erwähnt werden.
Insgesamt ein schöner Abend, bei dem ich allerdings zum wiederholten Male zur eigenartigen Erkenntnis gelangte, dass immer mehr ungewöhnliche Besucher auf Grave Digger-Gigs auftauchen. Will meinen: Bullet For My Valentine-Shirts, schief sitzende Core-Mützen und schmerzhaft auseinander gerupfte Ohrläppchen unmittelbar neben verranzten Kutten und nietenübersäten Lederarmbändern... Was macht bei den Totengräbern denn den Unterschied zu anderen Bands des Genres aus, dass immer mehr, offensichtlich moderne Klänge bevorzugende Besucher dort aufkreuzen? Aber das nur mal am Rande... Vielen Dank an Matthias vom Colos-Saal für die freundliche Akkreditierung!