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Heroes of Woodstock/ Braunschweig Jolly Joker, 01.05.2005
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1. Mai - Feiertag - 26 Grad - Sonnenschein - ein perfekter Tag. Oder doch nicht? Genau! Etwas fehlt noch zum totalen Glück: den Abend mit einem richtig geilen Rockkonzert ausklingen lassen. Das ist dann die absolute Erfüllung. Und heute war diese einmalige Chance da! Im Braunschweiger 'Jolly Joker' gab es unter dem Motto 'Heroes of Woodstock' einen Gig von drei Rocklegenden. Gar keine Frage, ein Muss für unser RockTimes Magazin.
So machten sich dann auch drei Herren im gesetzten Alter, aber auch mit jahrzehntelanger Musikbegeisterung, gegen 17.00 Uhr auf den Weg, um sich in alte, selige Rockzeiten zurück versetzen zu lassen.
Keinerlei Probleme bei der Hinfahrt, so dass wir fast pünktlich um 18.00 Uhr ankamen und erwartungsvoll den Saal betraten und gleich eine Überraschung erfuhren: das Konzert hatte Punkt sechs begonnen und wir somit die ersten zehn Minuten verpasst. Das war für uns wirklich eine völlig neue Erfahrung, ein Rockkonzert auf die Minute genau, unglaublich!
Iron Butterfly
So standen Iron Butterfly also schon auf der Bühne als wir uns nach vorne kämpften, und sofort nahm uns dieser magische, so typisch psychedelische Keyboardsound der Band gefangen. Gerade auf Iron Butterfly waren wir besonders gespannt, denn bisher war es uns noch nicht gelungen, die Jungs mal live auf der Bühne zu erleben.
Vorne angekommen, gab es dann auch gleich das erste Highlight auf die Ohren. "Butterfly Bleu" von der CD "Metamorphosis" war angesagt. Improvisation pur. Der neue Mann an der Klampfe Charlie Marinkovich
konnte sich richtig austoben und spielte ein absolut geiles Brett. Dazwischen wirbelte Organist Larry Rust an seinen Tasten was das Zeug hielt. Diese langen Improvisationen versetzen uns sofort zurück in die "smokin' Seventies".
Doch der absolute Hammer stand ja noch bevor. Diesmal in einer 17 minütigen Version. Vom ersten Ton des Orgel Intros zog uns "In A Gadda Da Vida" in seinen Bann. Diese absolute Kraft, als dann die gesamte Band einsetzte fuhr einem durch alle Glieder. Lee Dormann's pulsierender Bass jagte einem kalte Schauer über den Rücken und alles getragen von dieser magischen Orgel. Als das Stück dann immer ruhiger wurde, um in das legendäre Schlagzeugsolo überzugehen, war es fast totenstill im Saal.
Dann setzte auch der Bass aus, und Ron Bushy begann mit dem bekannten und gefühlvollen Solo. Jetzt wurde er richtig angefeuert und zeigte, dass er nichts verlernt hat. Riesenapplaus als dann die Keyboards wieder einsetzten und die Band zum Grundthema zurückkehrte. Das war ein wahres Hörerlebnis diesen Kultsong mal live on stage zu hören. Lediglich der Gesang von Larry Rust kam nicht ganz an die Stimme des früheren Organisten Doug Ingle heran, aber das war nicht ganz so wichtig.
Nach leider nur 50 Minuten war dann Schluss, und selbst für eine Zugabe war im straffen Terminplan kein Platz. Das hätte ruhig etwas mehr sein dürfen.
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Canned Heat
Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause von 30 Minuten ging es weiter mit Canned Heat. Für mich ein weiterer Meilenstein bei der Begleitung dieser Gruppe, denn mit Don Preston stellte sich der neue Gitarrist und Nachfolger von John Paulus vor und spielte einen grundsoliden Part
herunter. In dem gut 70 minütigen Set lieferte die Band wie gehabt einen Mix von aktuellen Songs aus dem Album "Friends In The Can" wie auch die Klassiker aus ihrer größten Zeit.
So fanden Songs wie die 'Hymne von Woodstock' "Going Up The Country", "On The Road Again" und "Time Was", alle hervorragend gesungen von Stanley Behrens, den größten Anklang beim fachkundigen Publikum.
"Let's Work Together" und die Zugabe "Same All Over" brachten den Saal dann richtig zum Kochen. Dabei stellte sich Dallas Hodge an der Leadgitarre in absoluter Höchstform vor.
Ein ums andere Mal steigerte er sich in seine Soli hinein, so dass der Schweiß nur noch so spritzte. An diesem 'Line Up des 21. Jahrhunderts' hätten die Gründungsväter Bob 'The Bear' Hite und Allan 'Blind Owl' Wilson ihre helle Freude, denn Canned Heat klingen nach wie vor frisch und unverbraucht, egal, ob die Songs nun 35 Jahre alt sind, oder den zweiten Geburtstag feiern.
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Ten Years After
Exakt 21.00 Uhr. Wieder nur 30 Minuten Umbaupause, und auf der Bühne ist wieder alles bereit, um den letzten Act des Abends zu empfangen.
75 % Original Woodstock Fossile mit Leo Lyons am Bass, Ric Lee an den Drums und Chick Churchill an den Tasten stehen bereit, um zusammen mit ihrem jungen, neuen Frontmann Joe Gooch (Gitarre und Gesang) ' Ten Years After 2005' vorzustellen.
Um es gleich vorweg zu nehmen, Original Flitzefinger Alvin Lee wurde in keinem
Teil des Konzertes vermisst. Hier steht mit dem Jungspund ein absoluter Könner auf der Bühne.
Schon der Opener "I Woke Up This Morning" machte das ganz deutlich. Das gleiche Gefühl an den Saiten wie der Altmeister. Ok, die Stimme klingt etwas anders. Das stört aber nicht weiter.
Es folgen einige Titel des neuen Albums "Now". Dann geht es weiter mit "Hear Me Calling". Wieder so ein Reißer. Das Publikum ist mit Begeisterung dabei.
Joe Gooch hebt regelmäßig fast ab, wenn er sich mit verzerrten Gesicht in seine Parts vertieft. Er huscht immer wieder quer über die Bühne, wechselt sich mit Churchills Keyboards ab oder bangt mit Leo im Gleichschritt zu den harten Rockrhytmen. "Good Morning Little Schoolgirl"
peitscht durch den Saal. Die Menge geht enthusiastisch mit. Da bleibt kein Knochen ruhig. Nach ca. der Hälfte des Gigs setzt die Band kurz zu "Hobbit" ein und verläßt dann den Ort des Geschehens. Nun ist die Bühne frei für Ric Lee und sein berühmtes Schlagzeugsolo.
Und Ric vermöbelt seine Schießbude nach allen Regeln der Kunst. Dem Mann scheinen die letzten 35 Jahre aber auch gar nichts ausgemacht zu haben. Jetzt rastet das Publikum völlig aus. "I Can't Keep From Crying" beginnt ziemlich ruhig und wird dann zu einer unglaublichen Powernummer. Wieder spielt Joe Gooch den Derwisch und gibt sich völlig aus.
Gegen Ende des Sets erklingt dann die nächste Woodstock Hymne. "I'm Going Home" fetzt durch den Raum.
Diese schneidende Leadgitarre beherrscht alles und jeden. Im Mittelteil, dem Mitmachteil, fühle ich mich wieder total zurückversetzt zum Originalfestival.
Chick Churchill stolziert klatschend über den Steg, die Leute trommeln sich
die Handflächen heiß, und Leo Lyons klopft den Takt auf seinem Viersaiter, dass es nur so eine Freude ist. Alles wie vor knapp 36 Jahren. Nachdem mit "Choo Choo Mama" die zweite Zugabe verklungen ist, sind zwei Stunden voller Power Rock zu Ende. Obwohl sich der Saal sehr schnell leert (immerhin ist es
Sonntag Nacht) haben wir einen richtig guten Konzertabend mit drei Rocklegenden erlebt, die wirklich alles gegeben haben, und denen es anscheinend auch Spaß gemacht hat.
Diese "Heroes Of Woodstock" Tour kann jederzeit wiederkommen!
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RockTimes dankt der Agentur 'Paulis' für diesen unvergesslichen Abend.
Heroes Of Woodstock - Braunschweig - Jolly Joker, 01.05.2005
Jürgen Bauerochse, 01.05.2005
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