Musiker und Blueser sind in die Jahre gekommen. Aber sie sind immer noch da!
Monokel und
Engerling im Süden Brandenburgs auf einer Bühne: Das zieht die angegrauten Langhaarigen magisch an. Im Publikum standen an diesem Abend alte Bekannte, gute Freunde und auffallend viele Berliner dicht gedrängt vor der kleinen Bühne in Radigks Brauhaus.
Es ist kurz nach 21:00 Uhr, als aus den Boxen die Operettenklänge "Das ist die Berliner Luft" erklingt und die
Kraftblues-Brigade von
Monokel die Bühne betritt. Der Kraftblues von
Monokel ist vor allem durch die beiden Gitarristen
Bernd 'Kuhle' Kühnert und
Michael 'Lefty' Linke geprägt. Begleitet werden sie am Schlagzeug von
Dicki Grimm und dem Bassisten
Michael 'Pitti' Pflüger.
Seit 1976 ist diese Band inzwischen unermüdlich durch die ostdeutschen Länder auf Tour. Ihr Song "Bye, Bye Lübben City" von
'Lello' Lojewski ist nicht nur Kult, sondern wurde zur Hymne einer ganzen Subkultur in der DDR. Mit "Berlin, Berlin" legt die Band ohne lange Vorrede los. Es folgt ein
Monokel-Klassiker nach dem anderen. Nach zwei Stunden intoniert die Band die Volksweise "Wir sind die Sänger aus Finsterwalde" und bedankt sich auf diese Weise beim Publikum in Finsterwalde.
Doch man lässt
Monokel nicht so ohne weiteres gehen. Es ist noch lange nicht vorbei! Letzter Song - für mich völlig überraschend - der
Engerling-Klassiker: "Da hilft kein Jammern".
Michael 'Lefty' Linke übergibt damit das Mikrofon an die
Engerlinge.
Und die legen auch gleich mächtig los.
Engerling ist eine weitere Kultband der DDR-Bluesszene. Die Band um
'Boddi' Bodag hat in fast 34 Jahren ihres Bestehens ein unerschöpfliches Repertoire an eigenen, deutschsprachigen Titeln angehäuft, hat ein komplettes Programm: "Die Engerlinge spielen
Stones",
ergänzen ihre Programme durch internationale Klassiker von den
Doors,
Velvet Underground oder
Fleetwood Mac und begleiten seit Jahren
Mitch Ryder auf seinen Europatourneen.
Kein Konzert ist wie das andere. Auch dieses Mal gab es zwischen Klassikern wie "Mama Wilson" oder "Gleichschritt" dann die Lieder aus der Wendezeit, wie "Legoland" und "Herbstlied". Eine 'reine' Bluesband sind die
Engerlinge nie gewesen. Zu oft haben sie das straffe 12-Takt-Schema verlassen und sind doch stets wieder zum Blues zurück gekehrt. Faszinierend ist immer wieder, wie in ihre eigenen Titel langanhaltende Improvisationen eingebaut werden. Mal sind es die
Doors, ein anderes Mal ist es der
Young. Ein besonderer Höhepunkt auch an diesem Abend der "Narkoseblues", wie immer, eingebettet der "Apfeltraum" von
Peter 'Cäsar' Gläser. Ein toller Abend!