Led Zeppelin - Celebration Day
15.10.2012, CinemaxX Potsdamer Platz, Berlin
Live Berlin, Premierenkino am Potsdamer Platz
15. Oktober 2012
Event
Stil: Rock

Artikel vom 22.10.2012


Holger Ott
Ist es tatsächlich schon wieder fünf Jahre her? Ja, es ist bereits ein halbes Jahrzehnt ins Land gegangen, seit sich eine der größten Rockbands aller Zeiten zu einem Mega-Konzert zusammengefunden hat. Das, was niemand mehr geahnt hatte, dass sich Led Zeppelin noch einmal zusammenfinden würden, um nach rund zwanzig Jahren auf der Bühne zu stehen, ist sozusagen als Weihnachtsgeschenk im Dezember 2007 wahr geworden. Natürlich war die Nachfrage nach den siebzehntausend Tickets so gewaltig, dass rund zwanzigmillionen Bewerber auf der Strecke bleiben mussten.
Bereits lange im Vorfeld wurde beschlossen, alles auf Zelluloid zu bannen, um der Nachwelt, sowie denen, die nicht das Glück hatten, beiwohnen zu können, ein filmisches Dokument zu hinterlassen. Nun ist der Streifen für lächerliche zwei Tage in den Kinos der Welt, aber auch da ist der Film nur an einem Tag für das breite Publikum zugänglich. Premierentag ist der 17. Oktober 2012, und zwei Tage zuvor wird das Werk der Presse und ausgewählten Gästen präsentiert.
Led Zeppelin - Celebration Day In Berlin haben wir das Glück, den Film "Celebration Day" in fünf Kinos genießen zu dürfen, von denen eines, das CinemaxX Premierenkino am Potsdamer Platz, von Led Zeppelin Bassist John Paul Jones aufgesucht wurde, um sich im Anschluss der Vorführung den Fragen der Besucher und des Rockpalast-Moderators Alan Bangs zu stellen. Bangs hielt auch eine kleine Einführungsrede, bei der Regisseur Dick Carruthers vorgestellt wurde, und übernahm die Moderation des ganzen Abends. Leider war der Saal nicht zu hundert Prozent gefüllt, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass zu wenig publik gemacht wurde, wer sich an diesem Abend als Stargast dort aufhalten würde.
Wir sitzen in der Mitte des Saales mit optimalen Blick auf die gigantische Leinwand. Jeder Quadratzentimeter wurde ausgefüllt, um den Besuchern das Gefühl zu vermitteln, mitten in der Londoner O2 Arena zu sitzen, in der das Konzert stattfand. Der Sound ist phänomenal. Die vielen versteckten Boxen geben alles und die Show kann beginnen. Ohne langes Vorgeplänkel läuft das Konzert an. Led Zeppelin präsentieren sich in einer unglaublichen Spiellaune. Die Musiker stehen, wie schon immer bei ihren Konzerten, dicht beieinander und kommunizieren ständig miteinander. Selbst der sonst so ruhige und zurückhaltende John Paul Jones steht des Öfteren im Rampenlicht und lässt sich im Detail von den vielen Kameras filmen.
Led Zeppelin - Celebration Day Zu Beginn, als die Band mit "Good Times, Bad Times" den Reigen ihrer Songs eröffnet, ist es etwas gewöhnungsbedürftig, die vielen Bildwechsel zu registrieren. Das Auge gewöhnt sich aber bereits nach dem dritten Song an die Bilderflut, und die Besucher beginnen das Geschehen zu genießen. Jubelrufe und Szenenapplaus im Saal belegen die hervorragende Qualität des Films. Mich stört lediglich, dass einige Sequenzen bewusst unscharf gehalten sind, oder mit extremer Farbsättigung versehen sind. Allerdings ist in den wesentlichen Momenten, wenn zum Beispiel Jimmy Page sein Gibson-Sortiment bearbeitet, das Bild in HD-Qualität superscharf und die Einstellungen werden länger gehalten. Der Gitarrenkorpus wirkt dabei auf der Leinwand wie ein zehnstöckiges Wohnhaus. Der Jubel der Fans beim Konzert, im Surround-Modus wiedergegeben, vermittelt mir den Eindruck selbst in der Halle zu stehen und die Band in Überlebensgröße vor mir zu sehen. Einfach nur ein grandioser Eindruck. Ich habe noch den Film "The Song Remains The Same" in Erinnerung, den ich vor dreißig Jahren im Kino gesehen habe, und der zur damaligen Zeit einen ebensolchen Eindruck auf mich gemacht hat. Selbstverständlich wird der neue Streifen ebenfalls in meiner DVD-Sammlung einen Platz finden.
Meine Vermutung, dass die Band auf Grund des Alters der Mitglieder Abstriche in ihrer Leistung machen muss, ist völlig unbegründet. Natürlich lässt die Stimme im Alter nach, natürlich ist alles viel anstrengender, aber trotz immenser Schweißausbrüche, besonders von Page, ziehen die Musiker die zwei Stunden und fünfzehn Minuten locker durch. Robert Plant hält sich mit Ansagen sehr zurück, wirft zwischendurch ein paar Danksagungen in die Runde, und animiert Drummer
Jason Bonham zu einem Backgroundgesang bei "Misty Mountain Hop".
Led Zeppelin - Celebration Day Dieser Jason Bonham ist es auch, der dem Ganzen das Tüpfelchen auf das i setzt. Wie gut ist es, wenn Kinder manchmal auf ihre Eltern hören, und wie in diesem Fall das gleiche Handwerk erlernen. So ersetzt Bonham seinen verstorbenen Vater und ist wirklich bemüht, in seine Fußstapfen zu treten. Klar hat jeder seinen eigenen Stil des Spielens, und ihm fehlt auch das gewisse Charisma, aber er spielt die Songs sehr gut, und niemand anderes als er hätte an diesem Abend hinter der Schießbude sitzen dürfen. Somit ist das Line-up zumindest von den Namen her komplett. Selbst der Altersunterschied fällt nicht unbedingt auf. Auf mich wirkt es, dass Plant & Co. stolz darauf sind, ihn dabei zu haben.
Der Film vergeht wie im Flug. Die zwei Stunden - bevor die beiden Zugaben beginnen - strahlen Kurzweile aus, und ich denke mir noch, dass es schade ist, dass der Film vorbei ist. Viele Highlights werden gespielt, so "Kashmir", "Stairway To Heaven" mit der berühmten dunkelroten Gibson Doubleneck und "Dazed And Confused", bei der der Geigenbogen zum Einsatz kommt, und Page in einem virtuellen Käfig aus Laserstrahlen steht. Den ein oder anderen Song hätte ich mir noch gewünscht, trotzdem bin ich vollkommen zufrieden, und mit mir zusammen rund eintausend Besucher im Saal.
Led Zeppelin - Celebration Day Nachdem Alan Bangs erneut die Moderation übernommen hat, kommt der Star des Abends in den Saal. Begleitet von Bodyguards nimmt er auf der Bühne Platz und beginnt mit Bangs ein lockeres Gespräch. Ich bin völlig überrascht, wie cool John Paul Jones drauf ist. Er geht intensiv auf jede Frage ein, witzelt manchmal etwas herum, plaudert aus dem Nähkästchen auch über seine Ängste, vor dem Konzert etwas falsch machen zu können, und stellt sich bereitwillig den Fragen aus dem Publikum. Schade, dass wir nicht näher an ihn heran kommen. Ein paar Autogramme oder Fotos mit ihm wären bestimmt schön gewesen, so bleibt mir nichts anderes übrig, als Bilder aus der Distanz zu schießen. Die Gesprächsrunde, zu der sich noch Regisseur Dick Carruthers gesellt, läuft weit über eine Stunde, und ebenso schnell wie er gekommen ist, verschwindet Jones wieder aus dem Saal und taucht mit seiner schwarzen Limousine in die Berliner Nacht ein.
Es war ein schöner Abend, ein toller Konzertfilm und eine nette Begegnung mit einem der größten Musiker. Vielen Dank an Warner Music für die Akkreditierung.
Line-up:
Robert Plant (vocals, harmonica)
Jimmy Page (guitars)
John Paul Jones (bass, keyboards)
Jason Bonham (drums)
Setlist:
01:Good Times, Bad Times
02:Ramble On
03:Black Dog
04:In My Time Of Dying
05:For Your Life
06:Trampled Under Foot
07:Nobody's Fault But Mine
08:No Quarter
09:Since I've Been Loving You
10:Dazed And Confused
11:Stairway To Heaven
12:The Song Remains The Same
13:Misty Mountain Hop
14:Kashmir
15:Whole Lotta Love
16:Rock And Roll
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