Motorcycle Jamboree 2014 - Altes Lager bei Jüterbog
Programm Motorcycle Jamboree 2014
Altes Lager bei Jüterbog
20.07.2014
Konzertbericht
Stil: diverse Stilrichtungen


Artikel vom 28.07.2014


Holger Ott
Motorcycle Jamboree 2014 Mein jährliches Déjà-vu im Sommer hat mich wieder gefangen und wird erst Realität, wenn ich das Tor zum Backstage-Bereich passiere, meinen Ausweis mit der Zahl 24 erhalte und erkenne, wie sehr ich mich freue, auch 2014 wieder hier zu sein. Diese 24 sagt bereits jede Menge aus, denn wer kann schon von sich behaupten, eine Veranstaltung in dieser Größenordnung nun bereits zum 24. Mal erfolgreich stattfinden zu lassen?
Normalerweise würde ich nun bereits beginnen, in den höchsten Tönen von den angekündigten Bands zu schwärmen oder mich über extravagante Motorräder auszulassen und die schrillen Typen, die auf dem Gelände hin und her wandern zu beschreiben; keine Sorge, das kommt alles noch. Doch zuerst möchte ich mich denen widmen, die es überhaupt möglich machen, dass dieses Event rund läuft, damit ihr, die Besucher, reibungslosen Spaß genießen könnt, ohne dass es an etwas Motorcycle Jamboree 2014 mangelt. Aus eigener Erfahrung macht man sich als Gast meistens keine oder nur viel zu wenig Gedanken darüber, welch eine gewaltige Logistik hinter dem Ganzen steckt, denn nach dem Fest ist schließlich vor dem Fest.
Bereits am Tag darauf, während die Aufräum- und Abbauarbeiten im vollen Gange sind und ich damit begonnen habe diesen Text zu verfassen, den ich mir ja auch nicht so einfach aus dem Handgelenk schüttele, werden Gedanken zusammengefasst, welche Bands nächstes Jahr in Frage kommen, welche Händler wiederkommen dürfen und was in diesem Jahr schiefgelaufen ist, um es im nächsten Jahr besser zu machen. Ja, es geht auch mal etwas in die Hose, und wenn es nur das kaputte Mikrofon ist, Knicki Knacki das unseren Knicki Knacki das erste Mal in vierundzwanzig Jahren zum Stottern gebracht hat. Einigen Stammgästen wird es auffallen, den Gästen, die zum ersten Mal dort, sind gewiss nicht und ebenso wenig denen, die nur sporadisch alle paar Jahre mal dort erscheinen: An allen wichtigen Punkten im offenen und im verborgenen Bereich, schieben jedes Jahr die gleichen Personen an den gleichen Stellen ihren Dienst und der dauert länger als nur acht Stunden. Möglich ist das nur, weil der veranstaltende Motorrad-Club 'Born To Be Wild MC Berlin' inzwischen so viele Supporter-Clubs hat, die alle freiwillig dabei sind und, wie die meisten Helfer, unentgeltlich seit Jahren fehlerfrei und inzwischen bis zur Perfektion arbeiten. Lücken bei der Versorgung mit Getränken sind ebenfalls ausgeschlossen und mittlerweile hat wohl auch niemand mehr einen Grund, über das reichhaltige Angebot an Speisen zu mäkeln. Waren in den Anfangsjahren noch überfüllte Toiletten ein großes Problem, so werden diese nun fast im Stundentakt geleert und gereinigt. Auch der Tankwagen, der die gewaltigen Stromaggregate mit Treibstoff versorgt, kommt stets rechtzeitig, damit die Bands nicht 'unplugged' spielen müssen.
Motorcycle Jamboree 2014 Was so gut wie niemand sehen kann, spielt sich im Bereich hinter der Bühne ab. Diese steht auf zwei Meter hohen Pfeilern. Darunter ein riesiger Hohlraum, der wie ein Ersatzteillager mit Regalen im Schachbrettmuster eingeteilt ist. Alle erdenklichen Teile liegen dort in beschrifteten Fächern bereit und von mittags, wenn die ersten Bands beginnen, bis der letzte Ton der letzten Band verklingt, ist dies das Reich einer einzelnen Frau, die nur selten außerhalb ihrer 'Höhle' zu sehen ist. Sie gehört zu Black Box Music, die eine absolut technisch und klanglich herausragende Anlage aufbauen und bedienen. Ebenso wie die Männer im 'Turm' hinter den Reglern, denen man bei dieser Hitze nur Hochachtung aussprechen kann. Die Bands hören spätestens nach zwei Stunden auf, die Techniker machen noch mehrere Stunden weiter und haben keine Zeit, sich zu erfrischen oder das Catering hinter der Bühne zu nutzen.
Catering Crew Auch ein wesentlicher Bestandteil und in erster Linie dafür da, um die Künstler bei Laune zu halten, ist das Team um Jana von Eat By Rietch. Sie kochen bei gemessenen 34 Grad im Schatten an allen Tagen und sind dabei sicher auch nicht zu beneiden, wenn sie für außergewöhnliche Künstler außergewöhnliche Sonderwünsche zaubern sollen. Satt geworden sind sie alle, geschmeckt hat es wieder sehr lecker. Ihr Dank von den Musikern ist ein Autogramm auf ihrem Werbebanner, das inzwischen sehr gut gefüllt ist und klangvolle Namen trägt.
Werbebanner Catering Sicher habe ich jetzt viele vergessen, die auch erwähnenswert sind, da sie im Hintergrund Arbeiten verrichten, die man sich überhaupt nicht vorstellen kann, die aber zwingend notwendig sind. Somit geht der Dank an alle, denn ohne die vielen kleinen Helferlein, gäbe es diese Veranstaltung nicht. Auch ich zähle mich zu diesen Menschen. Zwar bin ich nur ein sehr kleines Zahnrad im riesigen Getriebe, aber ich bin, so wie alle anderen stolz darauf, helfen zu dürfen und es ist mir eine Ehre dabei zu sein.
Aus beruflichen Gründen kann ich immer erst am Freitag anreisen und verpasse somit die 'Open Stage' am Donnerstagabend. Von Blackland übernommen, ist diese 'Open Mind And Music Session' inzwischen ein beliebtes Highlight geworden. Wer sich berufen fühlt und einigermaßen ein Instrument bedienen kann, darf sich zu vorgegebenen Songs in eine Liste eintragen, um in einer zufällig zusammengewürfelten Band sein 'Unwesen' zu treiben. Wie mir berichtet wurde, sind da viele klasse Songs und Auftritte zustande gekommen.
Spiele Ich treffe ein als die Bikerspiele am Laufen sind. Bei dieser glühenden Hitze nicht unbedingt ein Vergnügen. Wurstschnappen, Fassrollen, Kurbelwellenweitwurf und Eierwerfen sind angesagt. Besondere Motivation ist die Spende eines Customizers unter der Voraussetzung, so viele Pokale wie möglich bei den einzelnen Wettbewerben zu gewinnen. Da die Spiele am folgenden Tag wiederholt werden, stehen die Chancen recht gut, mehr als einen zu bekommen. Am Ende ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen einer jungen Dame namens Püppi und ihrem hartnäckigen Konkurrenten. Beide ernten gleichviele Pokale und somit entscheidet das Publikum für die junge Frau, die zugegebenermaßen nicht nur ihr Motorrad extrem gut beherrscht.
Spiele   Spiele
Inzwischen hat sich die erste Band auf der großen Bühne bereit gemacht. Tauschen möchte ich in Nitroville diesem Moment mit ihnen nicht. Bereits am Freitag sind es über dreißig Grad und Schatten gibt es nur in den großen Zelten, durch die aber leider kein Lüftchen weht. Somit bleibt der Platz vor der Bühne menschenleer, was ich für Nitroville, die extra aus England angereist sind, extrem bedauere. Ihre Musik ist weitreichend und reicht von kräftigem Rock zum Punk und vom Rock'n'Roll zu melodischen Klängen. Eine gute Wahl, um das Partyvolk auf dieses Event einzustimmen (wenn es denn da gewesen wäre).
Spiele Anders sieht es da schon bei den Dauerbrennern Mandados del Cielo aus. Wie immer spielen sie auf eigenen Wunsch im großen Zelt und das nun schon mehrere Jahre nacheinander sehr erfolgreich. Sänger Onkel Kreuz ist zwar wieder ein Jahr älter, hat aber nichts an seiner Power verloren. Drums und Bass sind neu besetzt und mit diesem aufgemotzten Energie-Kraftwerk werden die Cover-Songs der Böhse Onkelz wie von selbst gespielt und es würde mich wundern, wenn die Band in einem Jahr beim großen Jubiläum nicht erneut dabei wäre. Der Andrang im Zelt bestätigt auch wieder ihre überaus gute musikalische Leistung.
Haudegen Ich nutze die Pause bis zur nächsten Band mit einem Rundgang über das riesige Gelände; treffe dabei viele, die mich kennen, plaudere hier und dort ein wenig, schnappe nach etwas Essbarem und gieße mir einen guten, erfrischenden Schluck in den Hals. Ich genieße es in vollen Zügen, hier zu sein. Ein kleiner Urlaub vom Alltag, völlig entspannend, interessant und sehr abwechslungsreich. Beim Umherwandern fallen meine Blicke auf die Waren der Händler, die hier alles anbieten, was der Biker braucht. Umbauspezialisten zeigen ihre neuesten Kreationen und auf der Mainstreet findet ein Schaulaufen aller statt, die gesehen werden wollen oder selber sehen möchten. Ich würde gerne stundenlang hier an der Flaniermeile sitzen und den Anblick genießen, aber zum einen ist es in der prallen Sonne viel zu heiß und zum anderen signalisiert mir der Soundcheck, dass gleich zwei 'gute Kumpel' aus Berlin auf der Hauptbühne stehen werden. Sven und Hagen, besser bekannt als Haudegen.
Motorcycle Jamboree 2014 Auch sie sind nicht zum ersten Mal hier und spielen dieses Jahr in den Sonnenuntergang hinein. Der Platz vor der Bühne ist inzwischen auch sehr gut gefüllt, denn das Duo bzw. die Band überzeugt mit ihrer hervorragenden Musik, die zu jeder Stimmung passt und in ihren Texten jede Lebenslage anspricht, in die ein Normalbürger kommen kann. Vieles ist dabei aus ihrer eigenen Erfahrung, kommt somit ehrlich rüber und wird durch nichts schöngeredet oder verschnörkelt. Auch abseits der Bühne sind die beiden totale Sympathieträger und nehmen sich jede Menge Zeit, um auch den letzten Autogrammwunsch zu erfüllen und sich jedem gewünschten Foto zu stellen.
Alles verlagert sich nun zurück in das Partyzelt. DER Überraschungsgast des diesjährigen Jamboree ist angesagt. Vielen, besonders den Jüngeren, ist der Name Jutta Weinhold völlig unbekannt und dieser Umstand ist ihr selbst durchaus bewusst. Jutta Weinhold Dass sie hinter Doro als Frau an zweiter Stelle im Heavy Metal-Genre Deutschlands steht, wissen noch viel weniger Musikfans. Zu Beginn ihrer Karriere, in den Siebzigern, war sie mit
Udo Lindenberg auf Tour, ist aber nicht nur durch ihn bekannt geworden. In verschiedenen Musikrichtungen hat sie sich probiert, war Musicalstar bei "Hair" und "Jesus Christ Superstar" und hat letztendlich ihre Erfüllung im Metal gefunden. Ebenso wie die 'Queen Of Metal', Doro, ist die 'Princess of Metal' von zierlicher Statur, aber mit einer unglaublichen 'Röhre' ausgestattet. Lange Zeit wurde sie etwas weniger beachtet, kann aber nun in Jüterbog so etwas wie ein Comeback feiern und rockt das Zelt ohne Gnade. Natürlich nutze ich diese Gelegenheit, um mich nach dem Konzert mit ihr zu unterhalten. Ich erwische sie im Catering-Zelt mitten beim Headbanging, als ob sie sich noch nicht genug auf der Bühne ausgetobt hat. Wir sind uns noch nie begegnet und trotzdem haben wir sofort einen Draht zueinander. Aus den geplanten zwei bis drei Fragen entwickelt sich ein sehr langes persönliches Gespräch, das am Ende darauf hinausläuft, dass wir mal was gemeinsam auf die Beine stellen wollen.
U.D.O. Inzwischen macht sich Hektik hinter der Bühne breit. Der Bus mit dem Headliner ist eingetroffen. U.D.O. sind da und wie es sich für einen 'Star' gehört, steigt Udo Dirkschneider als letzter aus dem Vehikel. Vom Manager, der schon den ganzen Tag hinter der Bühne verbracht hat, damit ihm ja nichts entgeht und sein 'Superstar' möglichst wie ein rohes Ei behandelt wird, bekomme ich nur drei kleine Anweisungen an den Kopf geworfen: »keine Fotos, keine Autogramme, keine Fragen!« Meine Antwort darauf lautet nur: »Von welchem Planeten kommt ihr denn?« Sicher bekomme ich am Ende mein obligatorisches Foto mit Udo und ich bin der einzige, der das ganze Konzert fotografieren darf. Na bitte, geht doch alles, wenn man sich noch einmal in Ruhe unterhält. Einzig meine Autogramme verweigert er mir, aber nur deshalb, weil er keine LPs von Accept mehr unterschreiben möchte. Selbstverständlich respektiere ich das und bin auch keineswegs enttäuscht.
U.D.O. sind der Abräumer des heutigen Veranstaltungstages. Der Platz vor der Bühne ist gut gefüllt und ich schätze so auf Fünf- bis Siebentausend, die um diese Zeit, es ist weit nach 23 Uhr, noch nicht zu volltrunken sind, um dem Spektakel beizuwohnen. Rund zwei Stunden rockt die Band extrem gut ab, spielt dabei alle Hits aus der kompletten Zeit, auch die von seinen ehemaligen Weggefährten Accept. Zwar hat er selbst etwas an Körpermasse zugelegt, aber das Publikum hat er immer noch voll im Griff und bewegt sich auf der Bühne mit einer unglaublichen Leichtigkeit - um ihn herum, eine Band aus Europa. Es wird deutsch, englisch, italienisch und etwas osteuropäisch gesprochen. Es spielt keine Rolle, auf der Bühne zählt heute nur eine Sprache, und das ist 'Metallish'.
Schöner Anblick Ich warte noch ab, bis die Band im Bus das Gelände verlässt, und muss mir leider die letzte Truppe entgehen lassen. Black Jack aus Friesland spielen abschließend im Partyzelt Cover vieler bekannter Hits. Ich habe noch über eine Stunde Heimweg und um sechs Uhr morgens ist die Nacht für mich schon wieder vorbei. Arbeit geht halt leider vor Vergnügen. Aber kaum fällt mittags in meiner Werkstatt der Hammer, bin ich schon wieder mit frisch aufgeladenen Akkus und einem leeren Chip in der Kamera auf dem Highway zum Festival. Ich habe das Gefühl süchtig zu sein - süchtig nach guter Musik, dem ungezwungenem geselligen Beisammensein, dem Anblick von schönen Motorrädern und dem Kontakt nach Menschen, die meine Leidenschaft teilen. Als ich die Autobahn verlasse, sehe ich wieder viele Motorräder mit den gleichen Ziel. Ich erkenne einmal mehr, dass ich auf dem richtigen Weg bin und die richtige Entscheidung getroffen habe, mein Leben in meiner Freizeit so zu gestalten, wie es ist.
Bikerspiele Die Hitze ist noch gewaltiger und ich beschließe, die Bikerspiele nur von weitem zu betrachten und den Strong Man Contest als Zuschauer ausfallen zu lassen. Ähnliche Ideen hat auch der veranstaltende 'Born To Be Wild MC', der unter Mithilfe des HDBC diese Spiele ausrichtet und diese nun spontan etwas abspeckt, um Kreislaufversagen auszuschließen. Eine weise Entscheidung und ich mache stattdessen einen Zug durch die Partygemeinde, um abzuleuchten, was es Neues auf dem Platz gibt.
Samstag ist normalerweise der Tag, an dem sich dort alles trifft. Die wenigsten müssen arbeiten und kennen nur ein Ziel, das Motorcycle Jamboree in Altes Lager bei Jüterbog - einem ehemaligen Militärflugplatz, der nur noch als Kartbahn und Start- und Landebahn für Paraglider und ähnliches benutzt wird. Ich freue mich heute besonders auf Besuch aus Hamburg. Mein guter Kumpel Micky trifft etwa zeitgleich mit mir ein. Er ist besser unter seinem Namen Van Wolfen Van Wolfen bekannt und eröffnet den Reigen der musikalischen Gäste. Ebenso wie Nitroville am Vortag, hat auch er einen sehr schweren Stand und ist absolut nicht zu beneiden. Seine Gitarren verziehen sich durch die Glut und selbst die Bitte um einen Sonnenschirm, macht seinen Auftritt für ihn nicht erträglicher. Dafür ein extra Lob, dass die Band zwei Stunden gegen die Sonne gespielt und den Besuchern den Blues zelebriert hat. Neben seinen bekannten Songs hat er viel neues Material, seiner im September erscheinenden neuen CD dabei. Coole Songs, die wie immer aus dem Leben gegriffen sind, denn Van Wolfen sind Hamburger Urgesteine aus dem Kiez, die ihr Unwesen »Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins« treiben und somit viele Geschichten zu erzählen haben.
Heute wird nur auf der Hauptbühne gespielt. Die Zeit für den Umbau wird genutzt, um im Schatten des großen Zeltes die K1 Freefight-Kämpfe stattfinden zu lassen. Auch diese Sportart, die eine Mischung aus allen Bereichen der Selbstverteidigung ist, erfreut sich nun seit einigen Jahren auf dem Gelände großer Beliebtheit. Hier präsentieren sich Sportvereine aus der Region, mit ihren Meistern und denen, die es noch werden wollen. Allen Unkenrufen zum Trotz geht es völlig unblutig und sehr sportlich zu. Respekt dem Gegner gegenüber steht an erster Stelle und das Publikum honoriert die Darbietungen mit viel Applaus. Somit ist es außer Frage, dass die Kämpfer im nächsten Jahr natürlich wieder dabei sind.
Motorcycle Jamboree 2014
Auch zum Tross der versteckten Helfer und 'Allzeit-Bereit'ler', sind die Damen und Herren des Sanitätsdienstes und der Feuerwehr. Gerade bei dieser Hitze und anhaltender Trockenheit sind Kreislaufschwäche und Feuersbrünste an der Tagesordnung. Durch die Disziplin aller Anwesenden hatten die Sanitäter nur wenig zu tun. Feuer gab es auch keine und zur Freude darüber, hat die Feuerwehr ordentlich abgespritzt. Hinein in die überhitzte Menge, mit ihrem dicksten Rohr und längsten Strahl, wurde der Platz vor der Bühne fast in einen Swimmingpool umgewandelt. Aber auch nach kurzer Zeit der Erfrischung, war die Sonne gnadenlos und hat alles aufgesaugt, was nach Flüssigkeit aussah.
S & M Unzensiert Die S & M Unzensiert-Band steht bereit. Nach ihrem Erfolg im vergangenen Jahr wurden sie auf vielfachen Wunsch erneut eingeladen, um sich dieses Mal auf der Mainstage zu verwirklichen. Von Pink Floyd über AC/DC bis zu den The Doors ist alles dabei, was über Jahrzehnte in der Musikgeschichte an Klassikern hängengeblieben ist. Ein Augen- und Ohrenschmaus für alle, die einen guten Coversong hören wollen. Durch den gewaltigen Sound der neuen Anlage geht kein einziger Ton verloren und ist sogar bis in die hinterste Ecke zu vernehmen, und das sind mal locker zwei Kilometer zum Ende des riesigen Zeltplatzes.
Bikershow Die Sonne verschwindet wieder langsam hinter den Bäumen, es wird etwas erträglicher und der Platz vor der Bühne füllt sich zusehends. Die Prämierung der schönsten und ungewöhnlichsten Motorräder findet statt. Der Andrang im Ausstellungszelt hat sich dieses Jahr etwas in Grenzen gehalten, dennoch sind die Bikes allesamt sehr schöne Hingucker. Die Bewertungskriterien sind streng. Einzigartigkeit ist vorrangig, schöne Lackierungen ebenso wie selbst entworfene Anbauteile. Die Fahrzeuge sollten fahrfähig und der Besitzer möglichst vor Ort sein. Mehr als zehn Pokale werden vergeben und die Gewinner werden wieder die nächsten Titelblätter diverser Fachmagazine schmücken. Waren es früher oft Spezialisten aus Skandinavien, die wegen ihrer lockeren Vorschriften sozusagen Narrenfreiheit hatten, so geht die Tendenz seit sehr vielen Jahren stark in Richtung 'Made in Germany'. Viele geänderte Bestimmungen bei der technischen Abnahme aufgrund der EU-Anpassung machen es nun möglich, dass man Extremumbauten in Deutschland nicht mehr nur in Zeitschriften bewundern kann, sondern auch auf der Straße bewegen darf. Zum Leidwesen der Ordnungshüter, die dieses Mal in großer Zahl auf den Zufahrtswegen kontrolliert haben und zum Glück kaum fündig geworden sind.
Bikershow
Aus dem Land der gnadenlosen Umbauten, allerdings ohne Motorräder, ist die nächste Band angereist. Flat Foot aus Schweden geben uns den Rock'n'Roll in seiner klassischen Form. Schnell, Flat Foot druckvoll, schnörkellos und puristisch. Ich bin überrascht, wie gut die Vier sind. Bislang waren sie mir völlig unbekannt. Die Musik ist sehr gefällig und ich greife bei dem Angebot zu, am Merchandise Stand eine Limited Edition-CD des Quartetts für lächerliche fünf Euro zu erstehen. Man sollte die Schweden mal im Auge behalten, sie haben hier sehr gut abgeräumt und sind es durchaus wert, in einigen Jahren erneut hier aufzulaufen.
Es beginnt im Gebälk der Bühne zu knistern. Erotisches Knistern, denn die beliebte Show beginnt, bei der sich eine oder mehrere Damen ausziehen, um den Besuchern zu gefallen. Klar, ist die Show ein Reißer. Die lange Pole-Dance-Stange wird später noch zu anderem Zweck zum Einsatz kommen, jetzt im Moment interessiert sie mich weniger. Nein, ich bin nicht prüde oder so und ich sehe mir gewiss auch mit Leidenschaft das schöne Geschlecht an, aber ich gebe offen zu, dass ich nicht auf Implantate stehe und bevorzuge es, erneut einen Zug durch die Gemeinde zu machen. Viel Zeit bleibt mir dazu nicht, dann hinter der Bühne lauert bereits Knorkator auf ihren Einsatz als Headliner am Samstagabend.
Knorkator Die 'meiste Band der Welt' wird vom Publikum mit zweigeteilter Meinung bewertet. Die einen hassen sie, weil sie gnadenlos provokant sind, kein Blatt vor den Mund nehmen und sich nicht scheuen Dinge zu tun, die normalerweise öffentlich verpönt sind. Die anderen lieben sie genau deshalb. Ich gehöre zu denen, die sie lieben. Sicher gefällt mir nicht jeder Song, wer kann das schon von jeder Band behaupten, aber für mich und an diesem Abend wieder für zehntausend andere, haben sie etwas Besonderes. Ausstrahlung, Genialität, eine spontane Show bei der man auf alles gefasst sein muss und natürlich echt fette Musik. Buzz Dee prügelt mit versteinerter Miene seine Riffs in die tobende Menge; er ist meiner Meinung nach einer der besten Gitarristen, die Deutschland zu Knorkator bieten hat. Keyboarder Alf Ator mimt das Unschuldslamm, bis er während der Show unverhofft völlig durchknallt und seinen Song "Böse" in die Nacht schreit. Sein beweglicher Keyboardwagen ist wieder eine geniale Idee, die noch keine andere Band auf die Bühne gebracht hat. Sänger und 'Vorturner' Stumpen ist in absoluter Hochform. Wenige Minuten vor Beginn wird kurzerhand beschlossen, die enorm hohe Pole-Dance-Stange auf der Bühne zu lassen, denn er habe bereits einige Ideen dazu. Waren es vor zwei Jahren die Fotografen, die für Stumpen herhalten mussten, so sind es dieses Mal einige Damen aus dem Publikum. Nein, ich gehe nicht näher darauf ein, wie er sie verbal erniedrigt hat und mit welchen Mitteln gezwungen bei dem Spektakel mitzumachen, letztendlich haben es alle freiwillig gemacht. Aber heute bekommen nicht nur die Frauen einen Tritt in den Allerwertesten, sondern auch seine Musiker, da sie nicht in der Lage sind, die Stange zu erklimmen. Stumpen dagegen benötigt nur drei Handgriffe, um das vier Meter hohe Rohr bis zur Spitze zu entern und wie ein Affe daran zu schaukeln. Daran kann sich wirklich jeder eine Scheibe abschneiden. Die Frage, die sich mir bei einem Knorkator-Konzert stellt, ist die, ob ich mehr auf die Show oder mehr auf die Musik achten soll? Ich gebe zu, dass mich beides fasziniert, denn das ist die Band, von der man am meisten bekommt, denn sie sind nun mal die 'meiste Band der Welt'. Durch die vielen unverhofften Einlagen ist die Truppe bereits deutlich über ihrer Spielzeit, was niemand so recht stört. Das Publikum beschließt noch vier Zugaben zu fordern, es sei ihnen gewährt, ebenso wie das Versprechen, bald wieder hier zu erscheinen.
Knorkator   Knorkator
Mit fast einer Stunde Verspätung gehen der Abend und die Veranstaltung dem Ende entgegen. Die Misswahl steht an und gewonnen hat eine junge Frau, die sich nicht komplett ausgezogen hat. Sie hat mit Charme und Ausstrahlung überzeugt und zu Recht die dreihundert Euro Siegprämie abgegriffen. Auch die Verlosung der nagelneuen Harley-Davidson Sportster Iron bleibt vollständig in Frauenhand. Die frisch gekürte Miss Jamboree 2014 zieht das Gewinnerlos und Siegerin ist eine Dame aus Oranienburg. Herzlichen Glückwunsch. Ich bekomme das nur aus der Entfernung mit, da ich erst hinter der Bühne mit Knorkator plaudere und mir anschließend einen guten Platz suche, um die neue Lasershow und das Feuerwerk bewundern zu können. Ja, das hat schon etwas. Da werden weder Kosten noch Mühe gescheut, um den Besuchern etwas Erstklassiges zu bieten, das locker bei der Silvesterfeier am Brandenburger Tor mithalten kann. Es bietet sich mir ein Farbspektakel ohnegleichen und ich bin tief beeindruckt.
Lasershow und Feuerwerk   Lasershow und Feuerwerk   Lasershow und Feuerwerk
Dennoch ruft nach dem Ende der Show mein Bett. Ich bin völlig platt von der Hitze, der langen Zeit, die ich auf den Beinen bin, von den gesammelten Eindrücken, von der tollen Musik, die mir durchweg gefallen hat und von der perfekten Organisation. Meine eigentliche Arbeit folgt auf dem Fuß. Das Verarbeiten der Erlebnisse, das Schreiben dieses langen Berichtes, das Sichten von fast fünftausend Bildern. Aber ich mache das ebenfalls freiwillig und gerne - es erfüllt mich mit Stolz, ein kleines Rädchen im großen Getriebe zu sein.
Lasershow und Feuerwerk   Lasershow und Feuerwerk   Lasershow und Feuerwerk
Vielen Dank an den 'Born To Be Wild MC', allen Supportern und allen anderen. Bis es im nächsten Jahr heißt '25 Jahre Motorcycle Jamboree' und alle wieder dabei sind. Und um es mit den Worten unseres Oberschreihalses auszudrücken: »Knicki Knacki in da House, Ihr Mäuse, Yeeeeaaaahhhhh!!!«
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