Night Of The Prog-Festival VI, vom 08.-09.07.2011, Loreley-Amphitheater
Plakat Night Of The Prog-Festival VI
08.-09.07.2011
Loreley-Amphitheater
Festivalbericht
Fotos : Carlo & Martin
Stil: Prog Rock


Artikel vom 22.07.2011


Carlo Reßler
Night of the ProgWar das Night Of The Prog-Festival in den vergangenen Jahren leider meist mäßig besucht, platzte der geschichtsträchtige 'Rock of Entertainment' hoch über dem Rheintal beim 6. Night Of The Prog-Festival vor lauter Besuchern in diesem Jahr fast aus der Verankerung. Denn absolut einladendes Sommerwetter, die einmalig schöne Naturkulisse und ein Prog-Line-up mit magnetischer Anziehungskraft belohnten selbst die weiteste Anfahrt.
Freitag, 08. Juli 2011
Night of the ProgDie Newcomer Sky Architect aus Holland überraschen in brütender Nachmittagshitze bei ihrem gelungenen Auftritt mit teils sehr professionellen, komplexen Neo Prog-Songs in Richtung King Crimson und den Flower Kings. Symphonic Prog für Fortgeschritte wird hier lebendig, mit teils analogen Keyboards, schrägen Gitarrenriffs und wohltuendem Gesang. Ihr Debütalbum "Excavation Of The Mind" aus dem letzten Jahr ist Hauptbestandteil des recht kurzen Loreley-Gigs. Sky Architect mit ihrem Soundmix von hart bis zart machen Lust auf mehr.
Bei den anschließend teilweise überaus hart zu Werke gehenden Prog-Metallern von Threshold ist die volle Rockdröhnung angesagt. Bei den bereits 1988 gegründeten Briten fällt besonders der charismatische Frontmann Damian Wilson auf, nein nicht wegen seines düsteren Vornamens, sondern weil mit großem Stimmspektrum gesegnet, er bei einigen harten Rockballaden des öfteren energiegeladen und mitreißend aus dem Publikum heraus zur Bühne hin singt.
Night of the ProgIn den zehn Jahren seit ihrer Gründung haben sich Riverside aus Warschau ihren guten Ruf als genialer Aufsteiger in der Neo Prog-Szene mit gesunder Härte mit vielen Konzerten taktsicher erspielt. Neben ihren hörenswerten Silberlingen sind vor allem auch ihre Liveshows ein Erlebnis, bei dem man gerne am Ende die 'Repeat-Taste' drücken möchte.
Night of the Prog Mit druckvoll-bodenständigem Sound, sehnsuchtsschwangeren Gitarrenlinien, wabernden Keyboards und dem hinreißend-emotionalen Gesang von Sänger und Bassist Mariusz Duda bieten Riverside musikalisch perfekten 'Seelenbalsam' mit genau dem richtigen Tritt aufs Gaspedal. Sehr schön auch der Abschluss ihrer Standing-Ovation-Show auf der Loreley: Beim sauber herausgespielten letzten Zugabenepos "The Curtain Falls" gehen nach und nach die einzelnen Musiker solo von der Bühne, so dass am Schluss allein Keyboarder Michel Lapaj Song und Gig unter riesigem Jubel beendet.
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Night of the ProgVorhang auf für eine der größten Konzertüberraschungen des Rockjahres, denn nach gut dreizehn Jahren Bühnenabstinenz kehren die Prog Rock-Urgesteine Eloy zurück ins Rampenlicht. Ihre vielen anwesenden Fans, besonders aus Skandinavien und Holland, strömen spontan in Scharen vor die Bühne um dieses Ereignis hautnah miterleben zu können. Musikalisch zeigen die vier Symphonic-Rocker und Mastermind Frank Bornemann genau genommen nichts Neues, sondern zelebrieren ein lang vermisstes Konzerterlebnis aus den Erfolgsalben ihrer über 40-jährigen Bandgeschichte.
Night of the Prog Eine phantasievolle Zeitreise mit Songs der Scheiben "Dawn", "Colours", "Silent Cries & Mighty Echoes", "Planets", sowie Visionary und natürlich dem epochalen Stück "Poseidon's Creation" vom Megaalbum "Ocean". Melodische, sphärische Keyboardarrangements, komplexe Gitarrenlinien und zum Teil endlos lange, lyrische Songs über das Volk der Eloi in einer fernen Zukunft, haben die Band weit über die Landesgrenzen hinaus beliebt und berühmt gemacht. Unterstützt von drei Backgroundsängerinnen und vom hinter der Bühne aufgehenden Mondlicht zusätzlich beleuchtet, bieten Eloy mit stilvoll kreierter Lightshow auf dem Loreley-Felsen ein überaus gelungenes Live-Comeback, - wären da nur nicht die stets gewöhnungsbedürftigen Sangeskünste von Sänger Frank Bornemann!
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Samstag, 09. Juli 2011
Am zweiten Festivaltag hat die einst als Pink Floyd-Coverband gegründete Gruppe RPWL keinen leichten Stand. Fällt ihr Auftritt doch in die Zeit der schwülen Nachmittagshitze, wo sich viele Leute eher mit kühlem Gerstensaft in schattige Ecken zurückziehen, statt vor der Bühne zu schwitzen. Doch die fünf Bayern lassen sich nicht abhalten, trotzdem hervorragende Instrumental-Soli in bester Soundqualität hinzulegen und zwischendurch mit viel Witz und Charme angenehm aufzutrumpfen. Besonders die ironische Proghommage "This Is Not A Prog Song" ist der Gag des Nachmittags schlechthin!
Night of the ProgVon bester Soundqualität kann man beim mit Spannung erwarteten, nachfolgenden IQ-Konzert wahrlich nicht sprechen. Ihre "30-Anniversary-Tour" steht auf der Loreley unter keinem guten Stern, denn technische Soundprobleme halten fast die ganze Show über an und sind anscheinend nicht ganz in den Griff zu kriegen.
Night of the ProgDie Band wirkt obendrein eher uninspiriert an diesem schönen Sommerabend. Sänger Peter Nicholls agiert geradezu lustlos und der Gitarrensound kommt im Gesamtverhältnis leider viel zu leise rüber. Nicht mal ihre gesamtmögliche Spielzeit nutzen die fünf Briten voll aus. Und dies alles vor prall gefüllter Location mit großen Erwartungen ihrer vielen Fans. Erstaunlich und sehr schade, denn die Band bot in der Vergangenheit wahrlich schon Gigs zum Niederknien. Musikalisch spielt IQ diesmal ein buntes Potpourri aus ihren 30 Jahren Bandgeschichte, auf großer Leinwand von teils sphärischen Filmsequenzen passend untermalt.
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Night of the ProgSoundprobleme haben anscheinend auch die Headliner des Abends. Denn die Techniker von Dream Theater frickeln ellenlang beim Soundcheck herum, sodass die Show arg verspätet beginnt. Irgendwann hat inzwischen auch der letzte Fan seinen Platz vor der satt gefüllten Bühne gefunden, als ein gewaltiges Soundgewitter das Gelände erzittern lässt. Dream Theater spielen laut, unglaublich laut. Abgrundtiefe Basslinien vom Topmann John Myung lassen umgehend Mark und Bein erzittern, oder wie ein Nachbar es treffend ausdrückt: »Hey da tanzt ja sogar der Magen mit!«
Der neue Drummer Mike Mangini steht dem hinter seiner gigantischen Schießbude in nichts nach und schlägt so betörend-druckvoll auf seine Felle ein, als gelte es einen Preis zu gewinnen. Auch Frontmann
James LaBrie ist an diesem Abend wie so oft eine echte Bank und unglaublich gut bei Stimme. Alles in allem ein absolut runder, professioneller Auftritt und ein Metal-Progkonzert allererster Sahne.
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Night of the ProgNach dieser Bombast-Show haben die griech. 'gottgeweihten' Anathema keinen leichten Stand. Doch nach anfänglichem Soundbrei sind sie genau die richtige Band zur rechten Zeit am rechten Ort. Bei ihrer Gründung vor gut 20 Jahren spielten sie noch düster-harten Doom Metal. Irgendwann jedoch widerfuhr den Engländern zum Glück eine Art Metamorphose, denn seitdem erklingen sie in einem ganz eigenen, oft melancholischen Alternative Rock-Gewand. Von sehenswerter, sattroter Lightshow umgeben, ist ihr Loreley-Auftritt an diesem Sommerabend pure Magie im Mondeslicht. Epische Rockballaden voller Anmut, mit langen Keyboardparts, gradlinigen, emotionsvollen Gitarrenriffs und sattem Bass. All dies wird getragen vom betörend-warmen Gesang der wundervollen Sängerin Lee Douglas und ergibt ein überaus berührendes Gesamtkunstwerk. Bei Anathema erlebt man Prog Rock wie eine ruhige, gefühlvolle Ballonfahrt über sattgrüne Auen, und somit den perfekten Ausklang für das 6. Night Of The Prog.
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Alles in allem großes Kino für Aug' und Ohr in diesem Jahr und ein Festival, wie es viel besser kaum möglich scheint!
Night of the Prog
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