Wiesbaden war, wie 2003, mal wieder Schauplatz des dritten Rory Gallagher-Reviews, und keine Frage, dass wir uns dieses Event nicht entgehen ließen.
Erstens, weil es für uns schon so etwas wie ein "Familentreffen" ist und zweitens weil die angekündigten Tribute-Bands Remember Rory und Sinnerboy mit das Feinste sind, was man auf einem Rory-Review booken kann.
Aller guten Dinge sind drei und so gab es natürlich auch einen dritten Grund: angekündigt als Überraschungsgast.
Da letztes Jahr (siehe unseren Bericht) die Veranstaltung total ausverkauft war, entschloss sich Veranstalter 20$ Bill mit dem Kulturpalast eine größere Location zu buchen.
Allein der Name ließ manchen Gast erst mal stutzen, denn da Ost und West mittlerweile bunt gemischt in der Republik verstreut sind, kamen natürlich auch Fans aus den neuen Bundesländern. Und dort gab es bekanntlich Kulturpaläste zuhauf.
Drinnen bot sich eine gemütlich Kneipe, natürlich mit Guinness im Angebot und einem feinen Konzertsaal. Logisch, dass auch der Kulturpalast aus den Nähten platzte, denn die Veranstaltung war erneut ausverkauft. Ja Karl-Heinz, was buchst Du im nächsten Jahr?
Aus dem Privatarchiv von Karl-Heinz waren wieder viele Ausstellungstücke zu bewundern. Sie hier aufzuzählen wäre eine Sisyphusarbeit und da ich kein Zeilenhonorar bekomme, erspar ich mir das. Es würde eh' nichts nutzen, denn diese Raritäten und Schätzchen muss man einfach live gesehen haben.
Nun aber zum Special Guest des Abends:
Kein Geringerer als Donal Gallagher, Bruder und langjähriger Manager Rorys, weilte unter den Jüngern. Ob er die Blicke spürte, die ihm auf Schritt und Tritt folgten? Jedenfalls war er ein VIP zum Anfassen, denn man sah ihn überall - sei es nun am Tresen bei den Fans, im dichten Gewühl vor der Stage, oder beim Gespräch mit den Gästen.
Auch wir hatten das Vergnügen, uns Backstage etwas mit ihm unterhalten zu können. Donal war sichtlich erfreut über die deutsche Fanszene und es tat ihm gut, unter dieser zu weilen.
In den "heiligen Hallen" trafen wir einen weiteren VIP: Ed Erbeck, seines Zeichens Fotograf und Musiker. Letzteres stelle er später unter Beweis, als er mit einigen Künstlern zu jammen begann. Ed war mit Rory befreundet und begleitete ihn auf den Deutschland-Tourneen.
Fotos, auch von anderen Musikern, wird es demnächst auf seiner Homepage zu bewundern geben.
Zwar kein VIP, aber nicht minder aufsehenerregend war der älteste Fan. Willi, eine 85-jährige Dame war eigens aus Holland angereist um Rory, den sie selbst zweimal live gesehen hat, die Ehre zu geben. Und obwohl sie das Konzert auf einem Stuhl verfolgte, war ihren Kopf- und Armbewegungen anzusehen, dass sie mächtigen Spaß dabei hatte. Uns lassen solche Menschen etwas gelassener dem Alter entgegen sehen.
Nach der Begrüßung durch den Veranstalter hatte erst mal Julian Sas via Video-Beamer das Wort und ließ verlauten, wie sehr er Rory als Mensch und Musiker schätzt.
Danach eröffneten Remember Rory aus Nürnberg mit "Shinkicker" den musikalischen Teil des Abends.
Die meisten kannten die Band ja bereits vom letzen Jahr. Dort traten sie jedoch als Duo auf. 2004 hatten sie den neuen Drummer ( Anselm Gayler) dabei und das ist gut so, denn es krachte gewaltig. Augen schließen und es war fast, als stehe Rory da vor einem auf der Bühne. Aber es war besser, die Augen geöffnet nach vorn zu richten, denn Peter Knott hat schon was von Rory. Klar, das Gitarrenspiel, aber auch die Haare und - logisch - das karierte Hemd.
Begeistert hat uns auch wieder Stefan Kugler am Bass und wenn jetzt jemand meint sagen zu müssen, er stehe nicht auf Cover-Bands, dem entgegnen wir: es spielten an dem Abend keine Cover-Bands, sondern Tribute-Bands - eine Unterscheidung, wie etwa Wegweiser und Navigationsgerät.
Dichtgedrängt brodelte der Saal und es war heiß, sehr heiß. Wegen der Musik sowieso, aber auch, weil selbst der Kulturpalast zu klein war, um jedem im Saal etwas Platz zu geben.
Mit dem Veranstalter verbindet uns mittlerweile eine Freundschaft und so haben wir dichtgedrängt und schwitzend alles ausgehalten. Außerdem stand ja auch Donal mit im Saal und es erging ihm ebenso.
Und dann gab es ja auch keine der oftmals üblichen Unverschämten, die ohne Rücksicht auf Verluste von hinten nach vorne pöbeln - wie schon gesagt: es war fast eine Familienfeier.
"A Million Miles Away" - jeder sang mit und ich denke, wir waren nicht die einzigsten, die versucht haben, die Augen trocken zu halten. Das sind Momente, die bleiben lange und ganz intensiv sehr tief in einem drin.
Wer in Wiesbaden war, weiß, was wir meinen.
War Remember Rory schon am Abräumen wie's Tier, dann legten Sinnerboy noch einen drauf. Die Band aus Manchester um Frontman Barry Barnes wird von Donal Gallagher als die beste Rory-Tribute-Band bezeichnet. Und sie gingen ab wie die Feuerwehr beim Ernstfall. Staunen und Raunen im Saal und ich sagte es schon: es war sehr sehr heiß und eng.
Party, Kloß im Hals, mitsingen, bisschen feuchte Augen, Freunde all over....wer oder was will das toppen?
Zum Abschluss zelebrierten sie Rorys Rausschmeißer-Nummer: "Bullfrog Blues" und 20$ Bill ließ den Video-Beamer laufen: Wiesbaden anno 1979, Rockpalast, Rory mit dem "Bullfrog Blues".
Leute, das war der Hammer, das war Gänsehaut.
Nun war der offizielle Teil gelaufen, aber Ed Erbeck und einige Musiker enterten die Bühne und jammten, sehr zur Freude vieler Besucher in den Sonntagmorgen.
Sahnestück der Ausstellung war sicherlich die von Rory selbst zwischen 1990 und 1995 gespielte Telecaster, die außer der A-Saite noch original bespannt ist! Rudi Gerlach, Kameramann beim WDR-Rockpalast schenkte Rory diese Gitarre, als er von ihm zu Hause besucht wurde und Rory darauf spielte. Rudi wollte sie ihm schenken, doch Rory meinte :"Leih sie mir". Nach seinem Tod
bekam Rudi die Gitarre von Donal Gallagher wieder zurück.
Ein weiteres Highlight und Publikumsmagnet war die von Joachim Matz bis ins letzte Detail nachgebaute Strat. Diese berühmte Fender, die wohl unzweifelhaft Rorys Markenzeichen war. Dieses Teil hat offensichtlich auch Donals Interesse geweckt, denn sehr zur Freude von Joachim, signierte Donal den Nachbau.
Wie letztes Jahr gab es eine Verlosung mit interessanten Preisen, welche dann den Gewinnern von Donal persönlich überreicht wurden.
Erster Preis war ein Rory-Foto, ein Plakat, die seltene Taste-Promo-LP "Taste" aus den 60ern (mit dem raren Stück "Just Blues"),sowie ein Zippo-Feuerzeug mit Rory-Gravur, von dem es weltweit nur 2 Stück gibt!!!
Der Erlös der Veranstaltung in Höhe von 2136,35 Euro ging an Bärenherz, eine Stiftung für schwerstkranke Kinder.
Es war eine tolle Veranstaltung und schon jetzt freuen wir uns auf das Review im nächsten Jahr.
Bilder vom Konzert
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