Guinness, Bluesrock und der Spirit von Rory Gallagher. So könnte man mit wenigen Worten den Abend im Kulturforum umreißen. Natürlich würde das nicht ausreichen, um dem 5. Rory Gallagher Review in Wiesbaden gerecht zu werden, denn es wurde weitaus mehr an diesem Abend geboten. So wurden Freunde des 1995 verstorbenen irischen Gitarristen eingeladen, mit denen man sich über sein Idol unterhalten konnte, Künstler, Musiker, Presseleute und natürlich Bands, die für einen gelungenen musikalischen Rahmen sorgten. Da die Location vom letzten Jahr zu klein geworden war, dort fanden gerade mal 150 Leute Platz, beschlossen rorysfriends die Veranstaltung in diesem Jahr ins Kulturforum zu verlegen, das ca. 500 Personen aufnehmen kann. Über 250 Fans von Rory Gallagher sind dann auch zu diesem Event gekommen, um ihr Idol zu feiern. Viele der Besucher kannten sich schon untereinander und so ging der Abend dann auch recht entspannt los. Es wurden die letzten Neuigkeiten ausgetauscht, oder über die vergangene und geplante Irlandreise debattiert und natürlich das eine oder andere Guinness zusammen getrunken.
Großen Andrang gab es in diesem Jahr an dem Stand des Malers Theo Reijnders, der extra aus den Niederlanden angereist war, um seine Bilder auszustellen. Im Gepäck hatte er Porträts von Walter Trout, Jim Morrison, Keith Richards, Jimmy Page und natürlich mehrere Exponate von Rory Gallagher. Ein weiteres Highlight war sein Bild 'Meeting At The Crossroads', auf dem 22 Musiker, die alle Rock- und Bluesgeschichte geschrieben haben, zu sehen sind. Das Werk ist im Original ca. 2 mal 1 Meter groß und kann bei Theo, der ein Jahr daran arbeitete, auch als Poster erworben werden. Wie mir der Künstler verriet, wird er ein weiteres Bild dieser Art anfertigen. Da dürfen wir gespannt sein, wer darauf dann verewigt wird.
Des weiteren fanden die umfangreichen Exponate, wie auch schon in den Jahren zuvor, aus 20$Bills privaten Sammlung wieder großen Anklang. Leider musste die Ausstellung in diesem Jahr etwas verkleinert werden, weil keine Bilder, seitens des Vermieters, an den Wänden aufgehängt werden durften. Trotzdem gab es wieder reichlich Fotos, Plakate und Ausstellungsstücke zu bestaunen. Selbst Donal Gallagher, der Bruder und Manager von Rory, war bei seinem letzten Besuch von dieser Sammlung schwer beeindruckt und meinte, dass seine Eigene nicht annähernd so umfangreich sei.
Diesmal hatte auch Barry McCabe der Einladung folgen können, nachdem er in den vergangenen Jahren terminlich selbst eingespannt war. Allerdings kam er als Gast an diesem Abend und nicht um selbst zu spielen. Trotzdem verkaufte und signierte er seine neue CD Beyond The Tears, die gerne von den Rory-Fans gekauft wurde.
Auch Ger Kenneally, der Initiator von 'Cork Rocks For Rory', war wieder aus Irland angereist, um an diesem besonderen Event teilzunehmen. Überhaupt waren diesmal wieder viele Gäste aus dem Ausland da. So hatten es sich der Ex-Drummer von Sinnerboy, Steve Richardson und seine Frau Julie, nicht nehmen lassen und waren aus England gekommen um diesen Abend mit rorysfriends zu feiern. Aber nicht nur geladene Gäste, auch Fans aus der Schweiz, Frankreich, England, Irland, Luxemburg und Holland waren an diesem Abend vertreten. Das Rory Gallagher Review hat mittlerweile einen internationalen Status erreicht, was auch die hervorragenden Bands an diesem Abend bewiesen.
Den musikalischen Teil des Abends eröffnete die Coverband Shin Kicker, aus Leverkusen, mit ihren Interpretationen der Rory Gallagher-Songs. Die Band machte gleich von Anfang an mächtig Druck. Andreas Ruckes an der Leadgitarre verstand es sein Publikum mit filigranen Gitarrenläufen zu begeistern. Aber auch der Rest der Band wusste worauf es ankam. Bass und Drums bildeten eine Einheit und schufen so das Grundgerüst, für die zwei Gitarren. "Bought And Sold", "Messing With The Kid", "Double Vision", "I Take What I Want" und viele andere Songs wurden uns in den knapp 1,5 Stunden serviert. Starke Leistung. Die Begeisterung war groß.
Danach wurde erstmal ein Gang zurückgeschaltet. Knott & Kugler starteten ihr Akustikset mit "What's Going On". Knapp 60 Minuten Rorys Songs auf der akustischen Gitarre und ebensolchen Bass. Das Publikum belohnte die Beiden mit reichlich Applaus. Gegen Ende des Sets stieg Steve Richardson am Schlagzeug ein und spielte mit Knott & Kugler den Song "Going To My Hometown", bei dem Peter Knott sich die Mandoline umschnallte. Den Abend rundeten die drei Musiker mit "Moonchild" ab.
Jetzt war es an der Zeit, die Gewinner der diesjährigen Verlosung zu ermitteln. Der erste Preis war die komplette CD und DVD Sammlung, die Sony/BMG vertreibt und für diesen Abend gestiftet hatte. Ein beachtlicher Stapel. Als Glücksfee stellte sich Marcus Connaughton, der beim irischen Fernsehen recht bekannt ist und sich sehr für das Andenken an Rory Gallagher einsetzt, zur Verfügung. Er war ein guter Freund des verstorbenen Künstlers und hielt damals auch die Grabrede auf der Beerdigung. Nachdem die Gewinner ermittelt waren, hielt Marcus eine ergreifende Rede und forderte die Fans zu einer Schweigeminute auf. Da wurde es in vielen Augen feucht. Sehr emotional. Auch der Rockfotograf Ed Erbeck, der sehr lange mit Rory gearbeitet hatte und ein guter Freund von ihm war, war sichtlich ergriffen.
Nun enterten die Musiker von The Loop die Bühne. Ohne lange zu fackeln legten Volkhard Schuster (guitar, vocals), Michael Welzel (bass) und Christian Maltzahn (drums) mit "Tore Down" los. Es folgte ein Kracher dem nächsten. Sehr gefühlvolle und ausgedehnte Soli von Volkhard, der die Songs sehr authentisch rüberbrachte. Die Besucher waren total aus dem Häuschen und feierten die Band. Satte Bassläufe und ein groovendes Schlagzeug unterstützten den versierten Gitarristen, der sich teilweise in Trance spielte. Man spürte förmlich den Spirit von Rory Gallagher. Mehrfach bekam der Gitarrist verdienten Szenenapplaus. Aber nicht nur an der 'normalen' Klampfe machte Volkhard eine gute Figur, auch an der Slidegitarre gab er ein hervorragendes Bild ab.
Gegen Ende des Gigs gab es dann noch eine Session, bei der Peter Knott an der Gitarre einstieg und Steve Richardson die Drums übernahm. So wurde der "Bullfrog Blues" in der ersten Zugabe, für viele ein unvergessliches Erlebnis. Eine weiter Zugabe, "Messing With The Kid", beschloss den über zwei Stunden andauernden Gig von The Loop. Ich habe nach dem Gig von The Loop noch mit einigen Rory Gallagher Fans gesprochen. Einige sagten mir, dass sie Rory mehrfach live erlebt haben und wenn sie an diesem Abend die Augen schlossen, sie das Gefühl hatten, der irische Gitarrist selbst stünde auf der Bühne. Eine größere Auszeichnung kann es für eine Tribute-Band wohl nicht mehr geben.
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