Wie schnell doch ein Jahr vergeht. Endlich ist es wieder soweit. Das "7. Rory Gallagher Tribute" in Leeuwarden steht vor der Tür. Also, Taschen gepackt und ab Richtung Niederlande. Das Hotel "Bastion", in dem wir auch letztes Jahr waren, haben wir schon vor Monaten per Internet gebucht. Eine gute Adresse. Die Zimmer sind sauber und gepflegt, das Personal ist freundlich. Dort treffen wir uns dann mit vielen Roryfans, die man meist nur ein bis zwei mal im Jahr sieht. Die Begrüßung ist immer herzlich. Es wird geschnackt und das erste Bier getrunken. Die Atmosphäre ist locker und entspannt. Wer sich für guten Bluesrock interessiert sollte dieses Event unbedingt mal mitmachen.

Sabine und 20&Bill von rorysfriends.de nahmen uns in Ihrem Auto mit, so das wir an diesem Abend ein bis zwei Bierchen trinken konnten ;-) Thanks!!! Im "Muziekcentrum Schaaf" angekommen hörten wir noch die letzten Takte vom Soundcheck. Leider vermissten wir das Guinness, das unserer Meinung nach zu so einer Veranstaltung gehört, wie die Butter aufs Brot. Da fehlte dem Veranstalter ein wenig die Liebe zum Detail. Aber dafür gab es als Entschädigung wieder Spitzenbands die für einen hochkarätigen musikalischen Rahmen sorgten.

Jekyll & Hyde eröffneten den Abend. Die Band ist noch recht frisch in der Szene. Die Jungs haben auch gleich richtig losgelegt. Der Gitarrist ist recht gut, hatte aber meiner Meinung nach nicht das richtige Feeling um Stücke von Rory Gallagher zu spielen und als er dann auch noch seine Wah Wah - Effekte einsetzte sträubten sich einigen Roryfans die Nackenhaare. Solche Geräte hatte Rory Gallagher nie eingesetzt. Irgendwie fehlte der Band der Spirit von Rory. Sie waren gut, gar keine Frage, aber das Gefühl, dass man von einer Tribute Band für diese Musik erwarten kann war leider nicht vorhanden. Zur anderen Zeit an einem anderen Ort, wäre die Band sicher ein Highlight gewesen. Technisch einwandfrei und gut aufeinander abgestimmt.

Ganz im Gegensatz zur nächsten Band Stagestruck, die das Festival im letzten Jahr eröffneten und dort schon für erstaunte Gesichter gesorgt hatten. Die Band kommt aus Cork, Irland und ist noch recht jung. Sie starteten auch gleich mit "Messin' With The Kid" mächtig durch. Man könnte glauben, das die Jungs in ihrem Leben noch nie eine andere Platte, als die von Rory gehört hätten. Tosender Beifall vom Publikum. Und plötzlich ist der Spirit von Rory Gallagher da. Diese ausgedehnten Soli sind einfach klasse, passend und auf den Punkt. Die Band verbreite eine Spielfreude auf der Bühne, die vom ersten bis zum letzten Takt auf das Publikum übersprang. Auch der Bassist tobte über die Bühne, dass es eine Freude war ihm zuzusehen- und hören. Das Schlagzeug groovte sich sauber durch die Songs.
Ich hoffe, das die Jungs in naher Zukunft auch mal eigene Stücke schreiben und diese mit der gleichen Energie würzen. Solche Musiker braucht der Bluesrock, um zu überleben. Ich freue mich jetzt schon auf das "4. Rory Gallagher Review" in Wiesbaden, das am 10. September 2005 stattfindet. Denn für diesen Event konnten rorysfriends die Band gewinnen. Stagestruck sind an diesem Abend sicher einer der Topacts gewesen. Hut ab vor den Iren.

Headliner im letzten Jahr waren Sinnerboy . Die Männer um Barry Barnes traten als dritte Band auf. Auweia, da wird es die letzte Truppe aber verdammt schwer haben das Level zu halten, geschweige denn zu toppen. Die favorite Tribute Band von Rory's Bruder Donal Gallagher legte auch gleich wieder mächtig los. "Keine Gefangenen" hieß das Motto. Druck und Vollgas treffen auf das begeisterte Publikum. Die Jungs von der Technik (die ich hier mal lobend erwähnen möchte, denn sie haben die Umbaupausen total schnell erledigt, so das kaum Wartezeiten zwischen den Acts entstanden) legten noch eine Kelle drauf. Jetzt wurde es doch mächtig laut. Barry versteht es, sich und seine Band zu präsentieren. Er arbeitet mit dem Publikum, stellt sich an den Bühnenrand und heizt die Leute so richtig an. Erstaunlich auch, dass die Jungs ohne Setlist spielten. Barry fragte immer wieder ins Publikum was die Leute hören wollten und spielte dann die Songs, die die Leute ihm zuriefen. Absolute Spitzenklasse. Wer Sinnerboy aus Manchester, England, einmal erlebt hat, versteht, warum Donal Gallagher diese Band so mag.
Mitten im Set stand plötzlich ein Harp-Player auf der Bühne, der sofort mit Sinnerboy losgroovte. Jetzt wurde es bluesig. Barry ließ ihm Raum für seine Soli. Die Stimmung war auf dem Siedepunkt - das Publikum war begeistert. Das Trio hatte nach ca. 1,5 Stunden ein absolut professionelles Konzert hingelegt.

Laundromat aus den Niederlanden beschlossen diesen Abend mit ihrem Konzert. Die Band wirkte routiniert und legte ihre musikalischen Schwerpunkte mehr auf Groove. Leider haute die Technik noch eins drauf, so dass es teilweise an die Schmerzgrenze ging. Dies war wirklich nicht nötig. Die Jungs waren auch so gut genug und hätten die Unterstützung seitens der Techniker nicht gebraucht. Sie rockten sich die Seele aus dem Leib, was vom Publikum mit tosendem Applaus honoriert wurde.
Der Gitarrist machte eine sehr gute Figur auf der Bühne. Seine Soli waren kraftvoll und ausgewogen, seine Slides auf der Gitarre sauber. Eine klasse Band, die mir im letzten Jahr schon sehr gut gefallen hatte. Zum Schluss kam Barry Barnes von Sinnerboy noch für eine Session auf die Bühne. Da wurde noch mal gerockt, was das Zeug hält.

Ich hatte dann noch die Ehre Ger Kenneally kennen zu lernen, der als Vertreter und Mitverantwortlicher Organisator "Cork Rocks For Rory" extra für dieses Event aus Irland angereist war. Er überreichte uns noch ein paar Plakate, wohl wissend, dass wir mit einigen Leuten, die an diesem Abend dabei waren, nach Cork kommen und uns eine schöne Woche mit Tribute-Konzerten und Guinness machen werden, um den 10. Todestag von Rory Gallagher zu begehen. Dort werden wir dann auch Stagestruck und Sinnerboy wieder sehen. Wer Zeit und Lust hat sollte sich überlegen ob es denn wirklich immer "Malle" sein muss, es gibt auch noch viele andere Länder, die eine Reise wert sind. Irland gehört zweifellos dazu.

Ein absolut gelungener Abend, der keine Wünsche offen ließ. Ein würdiges Tribute Konzert zu Ehren von Rory Gallagher. Wir freuen uns schon alle auf das nächste Jahr, wenn es wieder in Richtung Niederländische Küste zum "8. Rory Gallagher Tribute Concert" nach Leeuwarden geht, das übrigens zu ausgedehnten Spaziergängen im nächtlichen Schnee einlädt.