Auf der einen Seite strahlender Sonnenschein, auf der andern Seite dunkle und mächtig laute Gewitterwolken - das ist meine Begleitung, auf dem langen Fußweg zur Kindlbühne in der Wuhlheide. Doch ich bin schneller als der Regen, rette mich immerhin schon mal auf das Konzertgelände, war aber auch schneller als die Organisatoren, die vor 16 Uhr (Beginn des Soundfestivals) noch nicht mit Presse-Leuten gerechnet hatten. Aber macht nichts, so bleibt genügend Zeit, vorher Eindrücke vom noch recht leeren Stadion zu sammeln und mich auf dem Gelände zurecht zu finden. Und selbst Organisation zu betreiben... denn heute ist ein besonderer Tag - für einige der Künstler die hier auftreten werden, vor allem aber auch für Birke, einem aus Australien angereisten Fan, die auf diesem Festival zu Gast ist - und noch nichts von den Vorbereitungen weiß, die sie betreffend am Laufen sind.
Das Soundfestival von 105 5 Spree-Radio hat dieses Jahr (unter der Leitung von Programmdirektor Jochen Trus) ein ganz besonderes Aufgebot an Musikern zusammengestellt.
Die schwere Aufgabe als Opener des Festivals wurde der englisch-kanadischen Pop-Band Cutting Crew mit dem Frontmann Nick van Eede zuteil. Doch dank einer guten Songauswahl (wie z.B. "I Just Died In Your Arms Tonight") gelang es ohne Probleme, das bislang noch spärliche Publikum schon in beste Stimmung zu versetzen.
Diese gute Stimmung konnte dann Willy Astor direkt im Anschluss nutzen und strapazierte die Lachmuskeln der Zuhörer und Zuschauer. Eine (von virtuosen Gitarrenklänge untermalte) geniale One-Man-Show, die kaum ein Auge trocken bleiben ließ, und somit die (nun nach und nach mehr erscheinenden) Fans von den dunklen sich zusammenbrauenden Regenwolken ablenkte.
Ob es dann am Titel "Open Water" von Sashas neuer CD lag, dass sich ausgerechnet zu seinem Auftritt diese dunklen Regenwolken in massiven Strömen ergossen? Diese Frage wird wohl unbeantwortet bleiben. Auch ich muss gestehen, mich ins halbwegs trockene Catering-Lager gerettet und so den Auftritt verpasst zu haben. War ich doch außerdem immer noch schwer in den Vorbereitungen für große 'Begegnungen' an diesem Abend, was sich immer und immer mehr als Geduldsprobe erwies, da die Hauptakteure auf sich warten ließen. Aber hierzu gleich mehr!
Zuerst einmal war Gänsehaut-Feeling angesagt - zu keiner geringeren Musik, als der von Roger Hodgson, dem ehemaligen Supertramp-Sänger. In Minimalbesetzung, nur von einem Saxophonisten begleitet zog er das inzwischen doch beachtlich angewachsene Publikum in seinen Bann, die Stücke klassisch am Klavier oder an der Gitarre darbietend. Zwischen Fotograben, Publikums- und Backstage-Bereich hin und her laufend, versuchte ich die Songs aufzunehmen und so gut wie möglich zu genießen.
Und zwischen so Liedern wie "Give A Little Bit", "Logical Song" oder "Dreamer" - da wurde ein Traum dann Wirklichkeit:
Eine nichts ahnende Birke - ihr erinnert euch? Der Fan aus Australien! - wurde von mir 'entführt', kurz vor dem VIP-Zugang 'geparkt' - um einen kleinen Augenblick später niemand geringerem als Tony Carey ( Rainbow, Planet P Project) gegenüber zu stehen. Hatte ich doch mitbekommen, dass kurz vorher Leslie Mandoki und seine Soulmates eingetroffen waren und gleich die Chance genutzt, dieses Treffen zu organisieren.
Nach kurzem Geplauder und einigen Fotos später musste Tony Carey wieder zurück, galt es doch, Vorbereitungen für den Auftritt zu treffen. Eine recht fassungslose und überwältigte Birke wurde von mir zurück an ihren Platz zu ihren Freunden gebracht, wo erst mal weiter die Songs von Roger genossen und das Erlebte verdaut werden konnte, auch wenn wir leider noch mal "It's Raining Again" (auf die Tatsache bezogen, nicht auf das Lied!) erleben mussten.
Und dann war es auch schon soweit - die Man Doki Soulmates betraten die Bühne und ein rauschendes Fest der 'Sommernacht der Legenden' begann:
Chris Thompson mit "Blinded By The Light" und "Davy's On The Road Again" - Midge Ure mit "Dancing With Tears In My Eyes" und "If I Was" - "Walking On Sunshine" von Katrina And The Waves - ein unvergleichlich dargebotenes "Black Velvet" durch Alannah Myles - Roger Chapman mit "Shadow On The Wall" und Tony Careys "Room With A View" … dies sind nur Auszüge aus der Setliste - aber was für welche! Die knapp 12.000 Zuschauer trotzten den immer wiederkehrenden Regenschauern und tanzten und klatschten fleißig mit.
Nur eine - jene besagte Reisende aus Australien - wurde aus dem Bann der Legenden gerissen.
Nachdem das Fotografieren der Man Doki Soulmates erst mal nur den 'Haus-und-Hof-Fotografen' vorbehalten und die besten Plätze ganz vorne natürlich schon von den tapfer durchhaltenden Fans besetzt waren - begab ich mich hinter die Bühne, in der Hoffnung, in der Organisation weiter zu kommen. Und tatsächlich - nun ging alles Schlag auf Schlag, dort war nämlich nun endlich meine zweite Überraschung für Birke eingetroffen - Peter Maffay! Nachdem ich vorher über die Pressestelle schon mehrmals versuchte, einen Termin zu bekommen, aber es irgendwie nicht so recht klappen wollte, wagte ich den direkten Versuch - mit Erfolg! »Na klar, bring sie her!« - waren die Worte von Peter.
Leichter gesagt als getan! Erst einmal Birke kontaktieren, die Ärmste war eh ganz durch den Wind, wusste sie doch nicht was mit ihr geschieht und was da auf sie zukommt. Dann die nette Dame von der Security überreden und überzeugen, dass es besser ist, wir gehen beide hinter die Absperrung, als dass Peter Maffay nach vorne kommt (oh, das wäre ein Trubel geworden!) - und dann war es soweit. "What A Day For A Daydream" - dieses Lied kam zwar zeitlich erst später auf der Bühne, für Birke spielte es sich aber wohl in diesem Moment ab. Aus Australien angereist, die Chance gehabt dieses Konzert erleben zu können, endlich einmal ihr Idol live erleben und nun auch noch ein persönliches Treffen - das sind Erlebnisse, Eindrücke, Momente ... die man nicht beschreiben, sondern einfach nur genießen und aufnehmen kann. Im gleichen Moment nahm ich akustisch "Room With A View" wahr, Tony Carey hatte seinen Platz an den Tasten-Instrumenten verlassen, um seinen Hit an der halbakustischen Gitarre darzubieten und wurde gefeiert, ebenso wie alle anderen Solo-Auftritte der einzelnen Soulmates - was für eine Stimmung hier an der Kindlbühne!
Noch war die 'Sommernacht der Legenden' aber lange nicht vorbei - als Gastmusiker der Man Doki Soulmates hatte nun Peter Maffay das Vergnügen, die Zuhörer in der Wuhlheide in seinen Bann zu ziehen. Hierzu muss man erwähnen, dass eine fantastische '(Wieder-)Vereinigung' auf der Bühne stattfand. Zum einen traten Leslie Mandoki und Maffay das erste Mal gemeinsam live auf (bislang gab es ja nur gemeinsame und erfolgreiche Studio-Produktionen) und zum Zweiten spielten Peter Maffay und Tony Carey das erste Mal seit ca. 20 Jahren wieder gemeinsam auf der Bühne. »Ich freue mich, mit meinem Freund Tony Carey nach langer Zeit wieder zusammen zu spielen« waren Maffays Worte.
Und diese Spielfreude merkte man beiden deutlich an, sei es beim berühmten "Eiszeit", bei welchem Tony Carey am E-Piano glänzte oder vorher schon an der Hammondorgel bei "Sonne in der Nacht" - Peter Maffay bei beiden Liedern das Ganze mit seinem Gitarrenspiel verstärkend. Zu "Über sieben Brücken", dem Klassiker des leider verstorbenen Herbert Dreilich ( Karat), lies Peter dann die Gitarre stehen und gab sich voll und ganz dem Gesang hin, unterstützt von den zahlreich anwesenden und fleißig mitsingenden Maffay-Fans.
"What A Day For A Daydream" - der bekannte und gemeinsame Song von Maffay und Mandoki, ein zweites Mal an diesem Abend "I Just Died In Your Arms Tonight" von Nick van Eede, welcher überraschend noch mal auf die Bühne kam um diese Stimmung mit der einzigartigen Besetzung mit zu erleben - und das Finale mit "Imagine" von John Lennon - so wurde der unvergessliche Abend beendet, musikalisch abgeschlossen mit einem gefühlvollen, 'rauchig' ins Mikrofon gehauchten »live as one« von Tony Carey ...
Bilder vom Event
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