Evergrey veröffentlichen mit "Monday Morning Apocalypse" nun ihr 6. Studioalbum und die Fangemeinde ist zu recht gespannt, ob sich die Band weiter entwickelt hat. Es gab schon mal ein paar Kritiker, die der Band vorwarfen, dass die Musik zwar sehr bodenständig und auch gut sei, jedoch würden sich die Songs ein um das andere mal gleichen.
Nun, "Monday Morning Apocalypse" ist tatsächlich anders als der Vorgänger. Zum einen fällt sofort auf, dass sich die Stücke im drei- bis vier-Minutenbereich befinden. Was daraus wohl die logische Folge ist, ist die Tatsache, dass nun weniger Spielraum für umfangreiche Ausschweifungen und für das Einbringen diverser, verschiedener Stilelemente innerhalb der jeweiligen, einzelnen Songs vorhanden ist. Allerdings werden Evergrey dadurch auch radiotauglich, was unstreitig dem Geldbeutel durch den Verkauf der Platten zu Gute kommen kann. Ich bin mal gespannt, wie die eingefleischte Fanszene reagieren wird, denn schon beim Anspielen der Scheibe meine ich, eine Soundveränderung wahrzunehmen. Die Gitarren sind weitestgehend runter gestimmt, klingen aber sehr prägnant und gestochen scharf, dafür aber auch nicht mehr so wuchtig.
Der Titelsong "Monday Morning Apocalypse" wartet mit treibenden Double-Basses auf, die im Hintergrund spielenden Keyboards entfachen eine düstere Atmosphäre, jedoch empfinde ich den etwas monotonen Gesang von Tom Englund als einfach nicht richtig in den Song integriert.
Unter metallischen Gesichtspunkten gefällt mir die Platte sehr gut und da kommt dann die vermeintliche Stärke der Schweden zum Tragen. Da arbeitet man bereits im 2. Titel "Unspeakable" mit cleanen Gitarren und gekonntem Einsatz der Toms, bevor es dann ziemlich straight ohne Umwege nach vorne rockt.
Sogar die melodische Sparte wird von Evergrey angegangen und so könnte sich "Lost" zu einer 'Live-Hymne' entwickeln, was im Übrigen auch auf "At Loss For Words" zutrifft. Und auch recht besinnlich geht es zu. Da wird mit "Till Dagmar" eine Hommage ausgeteilt und das Album schließt mit dem sehr andächtigen Bonus-Track "Closure", bei dem dann auch wieder die Stimme sehr gut rüber kommt und einen netten Charme auf die Hörerschaft ausstrahlt.
Im Ergebnis kann ich nur sagen, dass ich ein echter Fan vom Vorgänger "The Inner Circle" bin, dass mir die damalige Touraufzeichnung A Night To Remember auf DVD super gefallen hat. Und ich kann mich auch mit "Monday Morning Apocalyse" sehr gut anfreunden.
Allerdings, das muss nochmals betont werden, bin ich der Meinung, dass es sich hier um ein inzwischen fast reines Metal-Album handelt. Es könnte ein geschickter Schachzug der Band gewesen sein, denn die in Frage kommende Fanschar hat sich vermutlich um ein Vielfaches vergrößert. Unter Umständen muss man halt in Kauf nehmen, dass der eine oder andere treue Fan abspringt.
Line-Up:
Tom Englund - Vocals & Guitar
Henrik Danhage - Guitar
Michael Hakansson - Bass
Jona Ekdahl - Drums
Riakrd Zander - Keyboards
Spielzeit: 45:10, Medium: CD, InsideOut, 2006
1:Monday Morning Apocalypse (3:12) 2:Unspeakable (3:56) 3:Lost (3:15) 4:Obedience (4:15) 5:The curtain fall (3:11) 6:In remenbrance (3:35) 7:At loss for words (4:15) 8:Till Dagmar (1:42) 9:Still in the water (5:19) 10:The dark I walk you through (4:21) 11:I should (4:53) 12:Closure (3:08)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 23.03.2006
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