Everything At Once: So hört sich diese CD eigentlich gar nicht an. Die Texte dann schon eher, aber dazu später. Was diese fünf Jungs aus Toronto hier abliefern, ist eine extrem eingängige Hardcore-/Riffrock-/NuMetal-Platte, in die sich auch Genrefremde schnell reinfinden werden. Die Lieder sind allesamt radiotauglich, so viel steht schon mal fest. Und was bei anderen Bands als abwertendes Kriterium genutzt wird, würde ich hier eher positiv beurteilen.
Auf jeden Fall steckt eine Menge Power in dieser Produktion; da könnten sich manche der Szenegrößen eine Ecke abschneiden. Hier wird noch Musik zum Selbstzweck gemacht. Während sich das Intro nach einer gemütlichen (Emo-) Ballade anhört, wird spätestens beim betont harten Einstieg in das erste Riff deutlich, was diese Jungs abliefern wollen: Härte und Klarheit. Und wenn die Strophe von einer Akustikgitarre unterlegt wird, fragt man sich doch wieder, ob der Name der Band nicht auch Vorsatz für die Musik war. Wie auch in diesem Song, bestehen die Refrains oftmals aus zweistimmigem, sehr melodiösem Gesang. Nichts Neues, aber sehr nett anzuhören. Das wird auch der Grund für die - von mir als solche empfundene - Radiotauglichkeit sein.
Dass der Einstieg in eine CD oft das Wichtigste ist - quasi die 'Liebe auf den ersten Höreindruck' - wissen wohl auch die Kanadier und ihr Management. Denn der Opener wurde extra von einem anderen Produzenten außer Hause gemixt. Geschadet hat es sicher nicht, aber ob sich die Nummer deshalb jetzt qualitativ vom Rest abhebt, bleibt wohl eine Frage des Geschmacks.
Müsste man Vergleiche ziehen, so würde mir als erstes die NuMetal Schiene mit Vertretern wie Limp Bizkit oder Linkin Park einfallen. An Letztere erinnert auch der Rap-Part in manchen Songs. Dennoch unterstelle ich Everything At Once, sowohl bessere Raps, als auch besseren Gesang vorweisen zu können. Und dieser geht ganz sicher nicht in die leicht weinerliche Linkin Park-Richtung. Da wäre - wenn überhaupt - schon eher der Vergleich mit Limp Bizkit angebracht.
Ihre betonte Mischung aus Melodie und Power ist Fluch und Segen zugleich. Denn während es die CD gleichzeitig für Freunde härterer Riffs, als auch jene der eher ruhigen Melodien interessant macht, lässt es dem, der gerne Neues finden möchte, wenig Raum. Die Songs auf der Scheibe hören sich im Großen und Ganzen relativ ähnlich an. Zudem gibt es auch leider nicht diese Killerlicks, die einen quasi dazu zwingen, sich entweder in Ehrfurcht zurückzulehnen oder aber den nächsten Tag genau das auf der Gitarre oder dem Bass hinzubekommen. Und passend dazu gibt es dann natürlich auch keine, mal so zwischendrin mit eingestreute, 'reine' Ballade; diese kommt leider erst als letzter Track des Albums - immerhin. Everything At Once bleiben bei ihren Leisten.
Meiner Meinung nach hätte dem Rundling ein bisschen Abwechslung durchaus gutgetan.
Konzerte hingegen müssen aus eben jenem Grund ziemlich explosiv vonstattengehen. Hier können Fans und Band gleichfalls von Anfang bis zum Ende durchpowern. Ohne einen Liter Schweiß im Shirt wird man wohl kaum nach Hause kommen.
Textlich bewegen sich die Songs in gewohntem Terrain: Liebe, Frauen, Chaos, Hass. Jedoch geht es dabei nicht so plump zu, wie bei etlichen anderen Produktionen. Es kommt des öfteren vor, dass man sich nicht ganz sicher sein kann, ob man die Bedeutung des Satzes nun genau verstanden hat, oder gar dessen Zusammenhang. Natürlich findet man auch hier 'Auf die Fresse'-Momente, oder was sollte man an »Stand Up, Fight« falsch verstehen?
Für die tapferen Recken, die das komplette Album durchhören, gibt es dann auch noch eine nette Zugabe. Oder muss man heutzutage schon sagen: Für alle, die nicht nur die Mp3s besitzen? Jedenfalls wird dem einen oder anderen auffallen, dass die CD auch nach dem vermeintlich letzten Track noch ein wenig weiterläuft. Aber alles soll hier nicht verraten werden - also: selber hören!
Die in Hamilton, Ontario gegründete Band lädt euch herzlich ein, ihre CD zu kaufen. Solltet ihr das nun auch tun? Erstmal hören würde ich sagen. Dem einen mag es noch einen Tick zu brav klingen, andere werden mit dem zeitweise auftretendem Geschrei wohl eher weniger anfangen können. Dennoch stellt diese CD einen schönen Rundumschlag durch verschiedene Geschmäcker dar. Und wenn sie schon nicht das angestrengte Zuhören fordert, so ist sie im Mindesten gute Musik fürs Radio oder mal so nebenbei.
Tracklist |
01:Find My Own Place
02:Hit The Deck
03:Shut Your Face
04:See You Later
05:Boys On The Hill
06:Bail On You
07:Led Into This Life
08:Stand Up
09:Social Inmate
10:Carnivore
11:Medicate And Bleed
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