Da das von der Fachpresse oft prophezeite Thrash Revival besonders im Underground der U.S.A. und Südamerika wohl tatsächlich langsam in Wallung kommt scheint sich überraschenderweise auch im Vereinigten Königreich etwas zu bewegen. Wäre ja wünschenswert, denn besonders in den letzten Jahren war die einstige Metal Hochburg nicht gerade mit vielen guten Bands gesegnet (oder möchte irgendjemand Witzkombos wie
Bullet For My Valentine und
Dragonforce allen Ernstes als "Metal" bezeichnen?). Und nun tauchen plötzlich
Evile auf und verpassen der britischen Szene einen gehörigen Tritt in den Arsch.
Schon mit dem Demo "Hell" konnte das aus
Huttersfield stammende Quartett schon mächtig Staub aufwirbeln und nun servieren sie mit ihrem Debüt "Enter The Grave" eines der besten Thrash Alben das ich je von einer englischen Formation gehört habe. Das Album strotzt nur so vor Energie und scheint dabei förmlich zu explodieren. Zugegeben, einen Innovationspreis werden die noch sehr jungen Engländer die
Evile als Schülerband gründeten sicher nicht gewinnen, aber das Rad kann man nun mal nicht neu erfinden, dafür haben sie ihre Hausaufgaben vortrefflich erledigt. Neben den üblichen Verdächtigen aus der Bay Area wie alten
Metallica,
Exodus oder
Forbidden klingen bei einem Großteil der Songs aufgrund der geilen, abwechselungsreichen Kombination aus rasend schnellen, messerscharfen Riffs und groovenden Mosh Parts vor allem immer wieder
Wargasm hindurch, was
Evile wiederum sehr originell und sympathisch macht, da
Wargasm ja leider zu den eher unbekannten und unterbewerteten Thrash Acts gehörten wodurch sie bisher seltener bis gar nicht als Inspirationsquelle dienten.
Mit "Schizophrenia" verbeugt man sich ehrfürchtig vor den Brasilianern
Sepultura die 1987 ein Album gleichen Namens veröffentlichen, und natürlich dürfen auch die
Slayer-Einflüsse nicht fehlen. Besonders die Stimme von Sänger und Gitarrist
Matt Drake weckt starke Erinnerungen an einen jungen
Tom Araya. Aus all diesen Zutaten haben
Evile ihren eigenen Stil entwickelt und ein echtes Meisterwerk abgeliefert das mich mit jedem Hördurchgang mehr begeistert. Ihr Label "Earache" scheint das ähnlich zu sehen, denn sonst würde es wohl so viel Vertrauen und vor allem Geld in die Band investieren und gleich das Debüt von einer Legende wie
Flemming Rasmussen produzieren lassen. Der Däne der schon Meilensteine wie "Ride The Lightnig" und "Master Of Puppets" klanglich veredelte, hat "Enter The Grave" einen fetten und zugleich sehr authentischen und lebendigen Sound verpasst und dabei die überwältigende Spielfreude der vier Musiker optimal eingefangen. Hut ab.
Diese Scheibe sollte bei allen Oldschool Thrash Fans eigentlich einschlagen wie eine Bombe. Mich hat das Teil jedenfalls echt von den Socken gehauen. Ich hatte in letzter Zeit mit den neuen CDs bzw. DVDs von
Dekapitator,
Abandoned und
Onslaught schon einige echte Knaller in den Händen aber "Enter The Grave" übertrifft alle. Im Presseinfo wird
Evile als Speerspitze einer neuen Thrash Metal Welle bezeichnet die das Land überrollt. Sollte an dieser Aussage etwas dran sein und die anderen britischen Acts qualitativ nur annähernd so gut wie
Evile, dann kommt noch einiges auf uns zu.
Für mich ist "Enter The Grave" DAS Thrash Album des Jahres.