Die französische Band Ex-Vagus wurde 1995 in Grenoble gegründet und spielt progressive Musik mit Texten in ihrer Landessprache. Und da alle 5 Musiker tief im Prog verankert sind und man zusätzlich bereits 2 Rock-Opern (2000: "Par Delà Les Légendes", 2004: "Seconde Lumière") geschrieben hat, ist die Band im französischen Prog auch keine Unbekannte mehr.
Für Ex-Vagus handelt es sich bei Prog um evolutionären Rock, bei dem sich Keyboards und Gitarren in einem ausgewogenen Verhältnis befinden. So versucht das Quintett urtypischen Prog der 70er mit modernen und vor allen Dingen auch traditionellen Instrumenten zu bieten. Saxophon, Violinen und Flöten sind der Band nicht fremd. Wobei man da höchstens einen verschwindend geringen Anteil feststellen kann, aber immerhin. Durchaus kreativ, wie ich meine.
Die Musik in eine Schublade einzupacken ist nicht einfach. Es ist ein Spagat zwischen eingängigem Neo-Prog und teils etwas sperrigem Retro-Prog. Die französische Sprache empfinde ich selbst als gewöhnungsbedürftig, aber das sollte man in der Tat einfach individuell ansehen. Zwischendrin wird es auch mal etwas volkstümlich und auch der so landestypische Chanson wird hier in guter musikalischer Umgebung verarbeitet. Die Franzosen haben ja erst kürzlich wieder mit Nemo bewiesen, dass anspruchsvolle progressive Musik in unserem Nachbarland einen guten Geist und eine größere, bestehende Fangemeinde hat.
Der Sound auf der Platte ist gelungen, die Gitarren klingen lauschig warm und die Keyboards legen ein ums andere mal den erforderlichen Teppich. Die Songs befinden sich weitestgehend im 5-Minutenbereich, jedoch haben wir da auch zwei 11-minütige Ausreißer, die man intensiv hören sollte, um die eine oder andere Überraschung nicht zu überhören. Unterschiedliche Tempowechsel halten den Hörer hier auf Trab.
"Âmes Vagabondes" ist ein Album, welches in Prog-Kreisen Begeisterung hervorrufen kann, da bin ich mir ziemlich sicher. Eine Scheibe, die nicht zum einmaligen Hören geeignet ist. Wie so oft braucht man hier tatsächlich einige Umläufe, um das Ausmaß vollständig zu erfassen. Im Ergebnis eine anspruchsvolle Prog-Platte, nicht einfach zu überblicken und in französischer Sprache. Wer damit kein Problem hat, für den hat Patrick Becker, Galileo Records, wieder etwas sehr Gutes unter Vertrag genommen.
Line-up:
Eric Vedovati (vocals)
Xavier Le-Loupp (guitars)
Loic Consolin (bass)
Thierry Lesaffre (drums)
Dominique Barboyon (keyboards)
Spielzeit: 61:31, Medium: CD, Galileo Records, 2006, Prog Rock
1:Astrodelica (4 :57) 2:Le Cheval De Nébuleuses (11:21) 3:(Il A Neige Sur) Pluton (5:51) 4:Le Songe Du Surfeur D`Argent (5:40) 5:Ici (6:51) 6:Au Domaine Des Trois Collines (11:25) 7:Un Petit Empire (9:43) 8:Rideau (5:40)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 03.08.2006
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