Alternative Härte im Italo-Design
Trotz überraschendem Wintereinbruch ließen es sich Exilia nicht nehmen, mit ihrem aggressiven Alternative Rock die Temperaturen in der Reichenbacher Halle deutlich nach oben zu treiben.
Dass Mailand nicht nur für Designerklamotten bekannt ist, dürfte sich langsam herumgesprochen haben. Dass dies auch der Geburtsort des Nu Metal-Quartetts Exilia ist, dürfte wahrscheinlich nur den wenigsten bekannt sein. Der härteren Gangart zugetan, hatten die drei Italiener mit ihrer Frontfrau Masha schon einige respektable Hits im Programm, die sie in ihrem unverwechselbaren 'In Your Face'-Sound unter die, wegen der schlechten Witterung nicht so zahlreich erschienenen Fans, mit der gewohnten Power aus den Speakern prügelten.
Frontröhre Masha mit ihren blonden Rastazöpfen weiß, wie man kraftvolle und wuchtige Klänge mit dem richtigen Stimmvolumen präsentiert. Die kleine, aber energiegeladene Sängerin kann in jeder Hinsicht überzeugen. Als treibende Kraft inmitten ihrer Begleiter, werden Songs wie "Phoenix" und "Deleted" mit Groove, Härte und Energie in die Menge geblasen.
Als eine der letzten Überlebenden der Crossover/Nu Metal-Welle sind sie sich ihrer Stilrichtung treu geblieben und liegen derzeit mit deutlicher Metal-Schlagseite nach wie vor gut im Trend. Die quirlige Frontfrau ist ständig in Bewegung und gönnt sich keinen Augenblick der Ruhe. Inmitten roter Hintergrundbeleuchtung und in Nebelschwaden getaucht, schreit sie ihre Botschaft in das Mikro und fordert die Umstehenden wie eine Animateurin zum Headbangen auf. Gleichzeitig fliegen im Rhythmus der treibenden Klänge ihre Rastas von einer Seite auf die andere.
Diese Performance, mit ihrer Mischung aus Aggression und harten Melodien, wird von ihrer Band optimal auf die Bühne gebracht. Basser Privacy, mit Irokesen-Cut und Tatoos, bearbeitet seinen Bass wie einen Dreschflegel und produziert trockene harte Klänge, die von Gitarrist Elio Alien mit Shredder-Riffing und von Drummer BH mit Highspeed auf den Punkt gebracht werden.
Kurze Ansagen gehen meist im einsetzenden Gitarrengewitter unter, so dass keine Zeit zum Durchatmen bleibt. "Are You Breathless" wird mit rauen Vocals und Gitarrenbreitseiten verziert. Tosender Applaus des Publikums, der bei den Smashern "Coincidence" und "Nobody" nur von der Background-Story über einen Fan, der nicht mehr unter den Lebenden weilt, unterbrochen wird.
Exilia lieben den Punk, Rock'n'Roll und Metal, das war nicht zu überhören. Basser Privacy fletscht die Zähne und lässt den harten Hund raushängen. Dabei werden die tiefen Töne derart aus den Saiten gezerrt, dass die Umstehenden die pure Spielfreude spüren, die diese Band ausstrahlt.
"Nobody", "In A Coma" und "Emptiness Of You" sind explosiv und wütend. Sängerin Masha wechselt sowohl von den ruhigeren, wie auch zu den heftigen Tönen, als ob es eine Selbstverständlichkeit ist. Nicht eine Minute des Stillstands gönnt sich die kleine Frau mit der großen Stimme. Vom Hauchen ins Mikro bis zum sanftem Flüstern, vom extremen Geschrei bis zum schmeichelnden Gesang, zieht sie das komplette Register durch. In Eintracht mit bekannten Klängen, wurde auch Material von ihrer neuen CD vorgestellt, das in punkto Eingängigkeit und Härtefaktor mühelos mithalten kann.
Exilia ist in erster Linie eine Live-Band, die sich auf der Bühne richtig austobt. "Stop Playing God", ihr bisheriger größter Charterfolg, kommt mit satten Refrains sowie tonaler Durchschlagskraft und zeigt eine wie entfesselt agierende Band. Ein Power-Paket reiht sich in dieser Show an das andere. Es ist wirklich erstaunlich, dass bei einer derartigen gesanglichen Verausgabung die Stimme keinen Schaden erleidet. Bis nach "The Hunter" und "Starseed" die letzten Töne nach einer Zugabe verklungen sind, haben die Italiener ihr Publikum von der ersten bis zur letzten Minute an in Atem gehalten. Ausgepowert sind anscheinend nur die Applaudierenden, deren begeisterte Rufe noch lange nachklingen.
Line-up:
Masha Mismane (vocals)
Elio Alien (guitars)
Privacy (bass)
BH (drums)
Bilder vom Konzert
|