Exodus zählt zusammen mit Metallica und Slayer zu DEN prägenden Bands des Thrash Metal, auch wenn sie nie ähnlich große Erfolge feiern konnten. Zudem sind sie auch die Vorreiter von San Fransiscos Bay Area-Szene, ein Titel, der gerne Metallica angedichtet wird, aber nicht ganz korrekt ist, da die heutigen Millionäre damals aus Los Angeles zugereist waren.
Aber egal, ihr monumentales Debüt "Bonded By Blood", welches 1985 mit einjähriger Verspätung erschien und einschlug wie eine Zehn-Megatonnen-Atombombe, muss ohne Wenn und Aber zusammen mit Metallicas "Kill 'Em All" und Slayers "Reign In Blood" in einem Atemzug genannt werden. Basta. Bedarf ein solches Jahrhundertwerk einer Neueinspielung? Diese Frage sollte man eigentlich ganz klar mit 'Nein' beantworten, denn so etwas käme einer Heiligenschändung gleich. Trotzdem haben Bandchef und Gitarrist Gary Holt und seine Jungs sich daran gemacht, das Album unter dem Titel "Let There Be Blood" noch einmal einzutrümmern. Als Begründung gab Holt, der neben Drummer Tom Hunting als Einziger vom Original-Line-Up übriggeblieben ist, an, dass er mit der damaligen Produktion bis heute nicht zufrieden sei. Ein Argument, das man nicht unbedingt akzeptieren muss, denn wenn es danach ginge, müsste die halbe Rock-Historie neu eingespielt werden. Und wer will das schon? Des Weiteren gibt der Gitarrist an, dass das Album als Widmung an den leider viel zu früh verstorbenen Originalsänger Paul Baloff zu verstehen sei, dessen unverwechselbare Stimme "Bonded By Blood" maßgeblich mitgeprägt hat. OK, genehmigt.
Tja, und wie klingt "Let There Be Blood" nun? Ich möchte sagen, gar nicht mal so übel. Soundtechnisch und handwerklich gibt es erwartungsgemäß nix zu meckern, denn hier hatte neben dem als Produzent fungierenden Gary Holt auch noch der Exodus-Haus-und-Hof-Tontechniker Andy Sneap seine goldenen Finger im Spiel, wodurch dem Hörer eine meterdicke Gitarrenwand entgegen knallt. Die Produktion klingt trotz des modernen Standards immer noch angenehm räudig und gemein.
Musikalisch wurden die Klassiker erfreulicherweise sehr respektvoll behandelt; alles andere wäre auch Frevel. Hier und da wurden von den Gitarristen einige kleine Korrekturen bei den Soli in Form von kurzen zweistimmigen Harmonien eingebracht, aber ansonsten hielten sie sich sehr eng an die Vorlagen der Originale. Einen sehr guten Job muss man auch Sänger Rob Dukes attestieren, der die Songs ganz hervorragend interpretiert hat. Seine Stimme wirkt zwar um Einiges fieser als die von Paul Baloff, an dessen Gesang sich 1985 auch schon die Geister schieden, aber trotzdem klingt sie hundertprozentig passend. Auf der Bühne ist der Typ zwar der unsympathischste, arroganteste, dümmste Zeitgenosse, den ich je erlebt habe, der nie einen seiner beiden Vorgänger als Frontmann ersetzen kann (Besucher des diesjährigen 'Headbanger's Open Airs' werden mir beipflichten), aber stimmlich ist er aus dem Exodus-Sound nicht mehr wegzudenken.
Unterm Strich ist das Album eine unterhaltsame und hörenswerte Angelegenheit geworden, auch wenn es der Band selbstverständlich nicht gelungen ist, das Feeling des Originals zu reproduzieren. Offen bleibt die Frage, ob sich ein Fan der ersten Stunde, der das Original genauso vergöttert wie der Rezensent, "Let There Be Blood" wirklich unbedingt in die Sammlung stellen muss. Eine Antwort sollte jeder für sich selbst finden und die Scheibe auf jeden Fall mal im Laden anchecken. Junge Thrasher, die "Bonded By Blood" noch nicht besitzen, sollten diese Gelegenheit nutzen, um ihre gewaltige Wissenslücke auszumerzen.
Line-up:
Rob Dukes (vocals)
Gary Holt (guitars)
Lee Altus (guitars)
Jack Gibson (bass)
Tom Hunting (drums)
Tracklist |
01:Bonded By Blood
02:Exodus
03:And Then There Were None
04:A Lesson In Violence
05:Metal Command
06:Piranha
07:No Love
08:Deliver Us To Evil
09:Strike Of The Beast
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