Exodus / Shovel Headed Kill Machine
Shovel Headed Kill Machine
Wenn eine Band den Thrash Metal maßgeblich mitgeprägt hat, dann ist mit Sicherheit Exodus aus der Bay Area von San Fransisco (von wo auch nicht minder geniale Kapellen wie Heathen, Testament, Death Angel und Forbidden stammen). Ihre ersten drei Veröffentlichungen "Bonded By Blood", "Pleasures Of The Flesh" und "Fabulous Desaster" zählen zu den einflussreichsten Alben des gesamten Genres. Leider war es den Musikern nie wirklich vergönnt, von ihrem Status zu profitieren. So standen Exodus ungerechterweise immer im Schatten der übermächtigen Konkurrenz von Metallica und Slayer, was letztendlich 1992 nach dem geflopten "Force Of Habit" Album dazu führte, dass sich die Formation vorerst auflöste.
1997 wurde dann zusammen mit dem Original Sänger Paul Baloff, der schon auf dem Debut "Bonded By Blood" zu hören war, der erste Reunionsversuch gestartet, der aber nach der Live CD "Another Lesson In Violence" und einigen kurzen Tourneen im wieder Sande verlief.
Mitte 2001 fand man sich anlässlich des "Thrash Of The Titans" Festivals, das zugunsten des an Krebs erkrankten Testament Sängers Chuck Billy ins Leben gerufen wurde, erneut zusammen. Aber auch diese Reunion war nur von kurzer Dauer, denn am 2. Februar 2002 verstarb Sänger Paul Baloff auf tragische Weise. Doch die verbliebenen Mitglieder ließen sich durch diesen herben Verlust nicht entmutigen und so wurde ex-Frontmann Steve'Zetro'Souza zurück ins Boot geholt, der Baloff schon nach dessen Ausstieg 1986 ersetzte. Allerdings sollten noch fast zwei Jahre ins Land ziehen, bevor sich Exodus Anfang 2004 endlich mit dem grandiosen "Tempo Of The Damned" Album zurückmeldeten.
Die Scheibe sorgte weltweit bei der Fachpresse und den alten Anhängern für große Begeisterung. Endlich schien die Band den verdienten Erfolg ernten zu können, aber wieder einmal sollte es anders kommen. Im Laufe dieses Jahres befürchtete ich schon, die Formation würde auseinander brechen. Nach dem Rauswurf von Sänger Steve Souza gaben als nächstes Drummer Tom Hunting und kurz darauf Gitarrist Rick Hunold ihren Ausstieg bekannt, so dass nur noch Gitarrist Gary Holt als einziges Urmitglied verblieben war.
Danach hatte ich wie viele andere auch die Band schon abgeschrieben, denn diese drei Musiker waren eigentlich nicht zu ersetzen. Aber Mister Holt sollte uns alle eines Besseren belehren, denn er fand mit den beiden Bay Area Veteranen Lee Altus von den ebenfalls reformierten Heathen an der Gitarre und dem ex Forbidden/ ex Slayer Drummer Paul Bostaph zwei mehr als gleichwertige Ersatzmänner für Hunold und Hunting. Nur der neue Mann am Mikro, der Kanadier Rob Dukes, war bisher ein unbeschriebenes Blatt, weshalb ich das aktuelle Werk "Shovel Headed Kill Machine" zunächst mit etwas gemischten Gefühlen in den Player schob. Wie würde sich die völlig runderneuerte Mannschaft wohl schlagen?
Schon nach den ersten Sekunden des furiosen Openers "Raze" werden alle Bedenken praktisch weggeblasen, die neue Besetzung klingt, als würde sie schon seit Jahrzehnten zusammen spielen und vor allem Neusänger Rob Dukes erweist sich als wahrer Glücksgriff, denn seine Stimme klingt wie ein fieser Bastard aus Steve Souza und dem unvergessenen Paul Baloff (R.I.P.), Wahnsinn. Mal sehen, wie er die alten Klassiker live interpretiert.
Eine absolute Meisterleistung hat allerdings Mastermind Gary Holt vollbracht, musste er doch in kürzester Zeit das komplette Material für die neue CD im Alleingang komponieren. Und dieser Silberling kann es problemlos mit seinen Vorgängern aufnehmen. Brachiale Speednummern wie "Going Going Gone", "44 Magnum Opus" und der Titelsong überzeugen ebenso wie die Midtempohämmer "Shudder To Think" oder "I Am Abomination", denn jeder Song ist eine Klasse für sich.
Holt hat es einmal mehr verstanden brutale Gitarrenriffs, die wirklich nur er schreiben kann, mit eingängigen Hooklines zu verbinden, die den Stil von Exodus so einzigartig gemacht haben.
Die Gruppe untermauert mit dieser Platte noch einmal nachhaltig, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört, wie beispielsweise ihre ehemals so großen Rivalen Slayer die ja schon seit mehr als zehn Jahren keinen ernstzunehmenden Tonträger mehr veröffentlichten und auch live in letzter Zeit stark nachgelassen haben. Über die satten Millionäre von Metallica (deren Gitarrist Kirk Hammet Exodus 1982 mitgegründet hat) will erst gar kein Wort zuviel verlieren. Auch die alten deutschen Thrash Heroen Kreator, Destruction und Sodom rangieren für mich, trotz aller Sympathien die ich für diese Kombos hege, qualitativ eine Liga unter den Kaliforniern, von den zugegebenermaßen wirklich guten jüngeren Thrashern wie Dew-Scented oder The Haunted mal ganz zu schweigen.
Exodus zeigen auf "Shovel Headed Kill Machine"´ deutlich, dass sie noch immer hungrig sind und dass wir noch einiges von ihnen zu erwarten haben. Auch in Zukunft muss sich jede andere Thrash Band wohl oder übel an ihnen messen lassen.


Spielzeit: 52:51, Medium: CD, Nuclear Blast, 2005
1:Raze 2:Deathamphetamine 3:Karma's Messenger 4:Shudder To Think 5:I Am Abomination 6:Altered Boy 7:Going Going Gone 8:Now Thy Death Day Come 9: 44 Magnum Opus 10:Shovel Headed Kill Machine
Stefan Gebauer, 30.09.2005