Mittlerweile scheinen wohl die musikalischen Parzellen für grenzenlosen Rock sowie dessen kunstbeflissene Ableger längst mehrfach bestellt und die letzten grünen Halme wahnwitziger Hörgewohnheiten abgegrast.
Trotz alledem wagen sich immer wieder dem Progrock dienstbare Handwerker sowie deren unruheständige Egozentriker an studiobrödlerische Versuchsreihen und jenes scheinbar symptomatische Streben, Hirnschmalz-überdüngte Genre-Brachen zu rekultivieren.
So kann selbst
Dale Simmons' mit reichlich musikerfinderischem Eigenwillen und handwerklichem Multitasking beschlagene Studiohaft nicht darüber hinwegtäuschen, dass längst gelieferte Kunstrock-Soundtracks vergangener Jahrzehnte mal wieder Pate standen.
Der seit den frühen Neunzigern und respektive von den musikalisch-konstruktiven Strahlkräften
Floydscher oder
Wilsonscher Vorlagen saugende Amerikaner liefert mit seinem Projekt-Erstling nun die Früchte seiner songschreiberischen sowie instrumentalen Praktika.
Akribisch, wie dessen mit mathematischen Unbekannten wortspielende Unternehmensmarke
Exovex, erbastelte der unter Bergen von musikalischem Handwerkszeug und Equipment wochenlang verkrochene Maestro samt geduldeter Komplizenschaft nun ein progressives Album voll eklektischem, jedoch unverzichtbarem Kitsch. Obendrein serviert uns dieses nahezu in Form eines musikvernarrten Alleinunterhalters produzierte Werk ein verschwenderisch arrangiertes Potpourri aus sowohl singendem als auch brachialem Fender-Stratocaster-Sternenabrieb, breitwandigen Pflicht-Synthies samt Bauplan-unterwürfigem Schlagwerk und zudem um Weltentrost ringende und bissige Sangeseinheiten.
Mitnichten als Zufall dürften hierbei neben den bestpositionierten und bei Rock-Institutionen wie
Steely Dan,
Sting oder
Devo andere hauptbeschäftigte Drumstick-Promis und wohl erst recht
Porcupine Trees fingerfertiges Doppel
Gavin Harrison/
Richard Barbieri und deren überdies musikalisch unverblümte Zugeständnisse als eigentliche Brötchengeber durchgehen.
Simmons' hingebungsvolles Anbeten jener nach Vollkommenheit strebenden und bekifften Prog-Saurier, ferner solch nerdiger Patente-Verbesserer und Monumentalsoundschöpfer wie
Steven Wilson atmet hier zwar förmlich zwischen den Notenzeilen, entzieht sich aber indes dank Härtegrade-implizierter Modernismen zuweilen dennoch allen gnadenlosen Retro-Fallen.
Zwischen
Barbieris' Tasten, einem von höherfliegenden
Gilmour-Gedächtnis-Klampfen dominierten "Stolen Wings", einem sich in psychedelische Prog-Rock-Sphären hineinsteigernden "Seeker's Prayer" und dem bluesig ornamentalen, dazu durch
Gabrielsche Fahrrinnen lavierenden "Daylight (Silent Key)" ist "Radio Silence" keineswegs ein antiquiertes, sondern durchaus stimmungsvolles, modernes Ganzes geworden.
Somit ist wohl letztlich zu verzeihen, wenn uns die einnehmend sehnigen Gitarren sowie Jubel-Synthie-Imaginationen des in Greenville, South Carolina beheimateten Studio-Einsiedlers und überdies die konzeptionelle Aufbereitung maskuliner Abwärts-Karrieren an übergroße Progrock-Leitmotive gemahnen.
Dieses Projekt-Debüt sollte wohl damit auf alle melodie-affinen Progfreunde und Anbeter von HiFi-Altären in ihren Jugend-Gedächtnis-Zimmern seinen Reiz ausüben.