Marcus Eaton, amerikanischer Songwriter aus Washington, hatte ich bisher noch nicht unter meinen Fittichen. Mit "As If You Had Wings" flattert sein neuster Silberling auf meinem Schreibtisch und von dort aus direkt in meinen Player. Währenddessen versuche ich das verblasste Cover zu reinigen. Funktioniert aber nicht, denn obwohl der Papp-Schubber den Eindruck erweckt, dass dieser einige Jahrzehnte in Willi Schwabes-Rumpelkammer vergessen wurde, ist die Gestaltung so gewollt. So wird bei mir der Eindruck erweckt, einen Uralt-Oldie bekommen zu haben. Letztlich ist das Cover inkl. Booklet nicht entscheidend, denn gilt es für mich doch in erster Linie die Platte auszuwringen, um zu hören, welches Liedgut sich herauskristallisiert.
Der Eröffnungssong "Live In Reverse" spiegelt sich sehr angenehm aus den Boxen. Ohne großes Brimborium hat sich der US-Boy mit einer Akustikklampfe bewaffnet, singt mit softem Zwerchfell und lässt sich von seiner Rhythmusfraktion toll in Szene setzen. Dabei unterstreicht vor allem Schlagzeug- und Percussion-Experte Kevin Rogers, dass er ein sehr Guter ist! Bassist Garret Sayers zähle ich ebenfalls zum gehobenen Standard seiner Gewichtsklasse, darf er sich nicht nur mit zwei, drei Riffs begnügen, sondern muss sich dem hohen Anspruch seines Chefs gut anpassen. Sein Spiel erinnert mich an Sting aus allerbesten Police-Tagen Anfang der 80er.
In der Tat sind es für meinen Geschmack die Instrumentalisten, die mit erstklassigen Notenvorträgen glänzend eingespielt wirkend, die CD am meisten prägen. Eatons Gesangseinlagen sind an sich gar nicht so schlecht, doch über die gesamte Länge des Albums ist mein Hirn der Meinung, dass es ohne großartige Reizpunkte auf Dauer langweilig, gar leiernd ("Dismantle The Machine") wirkt. Trotzdem, die Songs sind in einem gut funktionierenden Architekturbüro entwickelt worden. Wenn man mal von der Ballade "Weightless" absieht, liegen alle Lieder im grünen Bereich. Allerdings sollte man Fan von gefühlvoller Songschmiederei, die zwar auf hohem Niveau, aber eben 'nur' sehr gemütlich vorgetragen wird. Also, wer ein hammerhartes Rockspektakel erwartet, der sollte unbedingt vorher reinhören, um keine böse Überraschung zu erleben!
Ah! "What's The Difference" erinnert mich wieder stark an Police und wird nicht nur deshalb von mir wohlwollend registriert. Tja, wenn Marcus' Stimmchen etwas rockiger daherschallen würde, dann wäre es ein saustarkes Teil. "Over You" ist noch ein Song, den ich als Hörprobe empfehlen möchte, zumal Eaton eine ansprechende Stromgitarre in die Waagschale wirft. Zum Schluss hat er mit "You Can't Close Your Eyes" das längste Stück der Platte präsentiert, und da dieses ebenfalls mit einem Pluspunkt versehen wird, überwiegen bei mir die positiven Eindrücke! Der Schlussakt ist der absolute Höhepunkt der Scheibe! Hier lässt der Amerikaner mit astreinen Gitarrensoli aufhorchen und rockt aufs Heftigste ab! Mein Vorschlag: Das Line-up kann so bleiben, wenn dann noch eine richtige Rockröhre, egal ob weiblich oder männlich, für den Gesangsvortrag gewonnen werden kann, dann sehe ich für die Zukunft ein Top-Album made in Eaton im Anflug!
Line-up:
Marcus Eaton (vocals, guitar, percussion, effects)
Garret Sayers (bass)
Kevin Rogers (drums, percussion)
Tracklist |
01:Life In Reserve (5:20)
02:Dismantle The Machine (4:25)
03:Eleven (5:55)
04:What's The Difference (5:46)
05:Dreams Of Flying (3:31)
06:Weightless (4:58)
07:Black Pearl (5:35)
08:Who You Are (6:00)
09:Over You (4:41)
10:You Can't Close Your Eyes (6:27)
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