Spielzeit: 78:51 (CD), 109:52 (DVD) Medium: CD + DVD Label: Virgin, 2009 Stil: Pop, Glam Review vom 15.01.2010 Alexander Mathias

Bryan Ferry ist definitiv kein Unbekannter. Seine Laufbahn als Sänger und Komponist begann er 1971 als Gründungsmitglied der britischen Artrocker Roxy Music, die mit ihrem unverkennbaren Stil - einer Mischung aus Rock, Pop, Disco und Glam - unter anderem auch den in den 80er Jahren aufkommenden New Wave maßgeblich beeinflussten.

Parallel zu seinem Wirken bei Roxy Music startete Bryan Ferry 1973 seine Solokarriere. Bis zum heutigen Tag spielte er insgesamt 12 Longplayer ein, etliche Singleauskoppelungen davon schafften es immer wieder in die oberen Regionen der internationalen Charts. Insofern dürfte jeder Musikinteressierte irgendwann einmal einen Song von Ferry gehört haben.

Zum Weihnachtsfest 2009 hat Bryan Ferry seinen Fans ein üppiges Päckchen geschnürt.
"The Best Of Bryan Ferry", erhältlich als Einzel-CD mit erfreulichen 21 Titeln, oder im Doppelpack mit einer DVD, die sämtliche seiner Promo-Videos - 21 an der Zahl - und vier Live-TV-Auftritte beinhaltet.
Genug Material also, um einen langen Winterabend zu bestreiten, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit bestens für den Player geeignet.

Neben 19 Singles finden sich auf der CD als Bonus eine alternativen Pianoversion von "A Fool For Love", ursprünglich auf dem Album "Frantic" erschienen, und das neu eingespielte Drifters/
Dusty Springfield-Cover "I Don't Want To Go On Without You".

Interessant ist bei dieser Compilation, Ferrys musikalische Entwicklung mitzuverfolgen. Richten sich unter anderem "A Hard Rain's A-Gonna Fall" und "The 'In' Crowd" noch stark an Roxy Music aus, folgen in den 80ern Hits wie "Don't Stop The Dance" "The Right Stuff" oder "Limbo" dem Groove dieses verflossenen Jahrzehnts. Unverkennbar ist dabei der eingangs erwähnte Einfluss auf den New Wave - oder sind es gar Ferrys Ausflüge in den New Wave. Die Grenzen sind teilweise nicht mehr eindeutig auszumachen.
Der weitere musikalische Weg, bis in die Gegenwart, gerät zunehmend reifer und gesetzter, langsam weichen die 'Sturm und Drang'-Zeiten. Im Clip "Goddess Of Love", ein TV-Auftritt von 2002, tragen die Go-Go-Girls deutlich längere Röcke, während die Damen früher, auch bei Roxy Music, deutlich leichtbeschürzter daherkamen.
Der 2007er Fernsehmitschnitt von "Positively 4th Street" präsentiert schließlich einen gealterten Bryan Ferry, der aber auch heute mit seinen mittlerweile 64 Jahren nichts von seinem Charme verloren hat und immer noch ganz den Gentleman verkörpert.

Wer sich "The Best Of Bryan Ferry" zulegen möchte, sollte gleich zur Ausgabe mit der DVD greifen. Die über vier Jahrzehnte produzierten Videoclips spiegeln wunderschön die Schwingungen der jeweiligen Ära in Bild und Klang wider und stellen somit ein bisschen Zeitgeschichte dar.
Davon abgesehen sind so manche der Videos choreographisch äußerst gelungen und machen beim Ansehen schlicht und einfach Spaß.
Ja, und die Phase der 80er Jahre - besagter New Wave - da muss man doch immer wieder grinsen, was da so alles abgezogen wurde. Dies war auch genau jene Zeit, in der die Heavy-Poser so viel Haarspray aufgetragen hatten, dass sie zum Zunebeln der Bühne nur die Mähne schütteln mussten und auf die Trockeneis-Maschine getrost verzichten konnten.

Eine Zeitreise mit Bryan Ferry, so könnte man die vorliegenden Silberlinge zusammenfassend beschreiben. Absolut gelungen und mit über drei Stunden Spielzeit des Geamtpaketes ein Garant für jede Menge Kurzweil.