Der am 13. Oktober 1940 als John Henry Deighton geborene Farlowe ist im Laufe seiner langen musikalischen Geschichte sicher schon einigen von uns über den Weg gelaufen - angefangen von seinem Wirken mit den Thunderbirds in den Sechzigern oder der Platte "14 Things To Think About" aus 1966. Doch als reiner Jazzsänger ist er mir noch nicht begegnet.
Wie Chris ausführte, sei er mit Jazzstandards aufgewachsen, gehört hatte er sie oft mit seiner Mutter. Und so ist ihr auch dieses Album gewidmet: »Dedicated to my mum who started it all.«. So schreibt der Sänger, dass er seit er ein kleiner Junge war, von Frauen beeinflusst wurde. Mutter spielte Piano und früh hörte er Musik von Doris Day, Dinah Washington und anderen Damen der Jazzgeschichte. »So here are a selection of songs from the ladies in my life. Hope you like them.«
Ja, Chris, ich mag Deine Auswahl und ich mag die Art, wie Du sie singst, diese Klassiker. Und ich mag die Band und ich mag den Sound, den Jon Hiseman im Temple Music Studio in London 1995 aufgenommen hat. Denn dieses ist keine neue Platte, sie erschien bereits damals. Wer sie, wie ich, seinerzeit verpasst hat, kann dieses nun nachholen.
Freunde von Farlowe, wie man ihn üblicherweise kennt, sind vielleicht weniger begeistert, denn er hält sich doch recht streng an die Originalinterpretationen und das heißt auch, dass dies eine Jazzplatte ist, eine typische Vokal-Jazzplatte, in der Tradition der großen Interpreten des Genres. Eigenständig bleibt jedoch immer diese ganz besondere Stimme, und Chris versucht auch gar nicht, irgendjemanden zu imitieren. Und das braucht er auch überhaupt nicht, kann er doch ganz allein eine gesamte Platte gestalten mit der Kraft seines Ausdrucks. Und ich staune, wie jazzig seine Intonation doch ist. Geschmeidig gleitet er durch die einzelnen Titel und ganz besonders die Balladen sind seine Stärke.
Vollmundig mit leichtem Vibrato, dabei bei einigen Stücken in höhere Tonlagen hinüberschwenkend, so dass man mitunter glaubt, er hätte eine Duettpartnerin.
Dazu ein dezent cooler, bluesiger Anstrich, mitunter typische 'Baratmosphäre' und viel Eleganz.
Mit "Drinking Again" bringt er einen Song, den ich noch von Rod Stewart aus seiner Zeit mit Jeff Beck kenne - hier klingt er jazzig. Sehr schön in diesem Zusammenhang, die perfekt agierende Begleitband bei diesem Stück, mit diesem wirklich schönen Bläserarrangement und perlend eingestreuten Pianoparts. Sicher zählen alle Musiker nicht zur ersten Garde im Jazz, doch ist alles solide und ohne Tadel, auch der inzwischen leider verstorbene Saxer Pat Crumly trägt mit seinem emotionalen Spiel zum Gelingen der Platte bei.
Nun, und Clem Clempson ist schließlich auch kein Jazzer, aber die nicht so häufigen Gitarrenparts sind absolut einwandfrei. Bei "Blues As Blues Can Get" kommt ihm die bluesige Ausführung sicher auch zupass. So liefert er ein gefühlvolles Solo ab.
"At Last", diese schwere Hürde eines von Etta James bekannt gemachten Titels, meistert Farlowe auf seine Weise und nähert sich in seiner Interpretation eher der Version von Lou Rawls an.
Beim "Untitled Track" (#13) gibt es nur ein paar gesprochene Worte, bevor uns mit der Bonusnummer "Remind Me" eine sehr gefühlvolle Ballade aus dieser sehr schönen Platte geleitet - nur Gesang und Klavier. Und ich bin immer noch erstaunt, wie gut Chris abseits seiner Rockaktivitäten diese Jazztitel überzeugend dargeboten hat, auch wenn er manchmal rau und kratzig kommt.
Line-up:
Chris Farlowe (vocals)
John Pearce (piano)
Pat Crumly (saxophones)
Simon Woolf (bass)
Simon Morton (drums)
Mark Nightingale (trombone)
Clem Clempson (guitar)
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01:Bewitched [Rogers/Hart] (4:27)
02:The Glow [Hildebrand] (5:11)
03:Sunday Kind Of Love [Leonard/Beile/Rhodes/Prima] (3:24)
04:As Time Goes By [(Hupfeld] (3:13)
05:Drinking Again [Tauber/Mercer] (4:40)
06:These Foolish Things [Strachey/Maschwitz] (4:37)
07:At Last (4:24) [Warren/Gordon] (4:24)
08:Blues As Blues Can Get [Knoblach/Krekell] (6:36)
09:You Don't Know Me [Walker/Arnold] (4:18)
10:Trust In Me [Weaver/Ager/Schwartz] (4:44)
11:I Thought Of You [Freed] (2:35)
12:Don't Let Me Be Lonely [Taylor] (5:49)
13:Untitled Track (0:20)
Bonustrack:
14:Remind Me [Ahlers/Dillon] (3:15)
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Externe Links:
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