Fair Warning / Brother's Keeper
Brother's Keeper
Nach ihrem letzten Album "Four" und der anschließenden Auflösung der Band, haben sich Fair Warning aus Deutschland nun doch dazu entschieden, wieder gemeinsam Musik zu machen. Nach den Ausritten und Projekten wie z.B. Soul Doctor und Dreamtide eine gute Entscheidung, wie ich finde. Ich bin überzeugt, dass man sich nicht nur in Japan an Fair Warning erinnert, denn dort hatte die Band damals absoluten Erfolg und eine große Fangemeinde, sondern auch in unseren Breitengraden galten sie im Bereich des melodischen Hard Rock stets als ansprechende Größe. Wie bereits nachzulesen ist, hat die erste Single-Auskoppelung des neuen Albums "Don't Keep Me Waiting" im japanischen Metal-Magazin 'Burrn' erneut hohe Punktzahlen eingefahren.
Was hat sich verändert? Andy Malecek hat die Band verlassen, ein Ersatz ist auf dem Album nicht zu hören. Sämtliche Gitarrenparts wurden von Helge Engelke eingespielt. Ich bin gespannt, wen die Jungs mit auf Tour nehmen, denn schon beim ersten Hören des Albums werden Kenner der Band feststellen, dass der Sound der Guitars sehr fett und drückend ist. Nun sollte das ja hoffentlich auch live transferiert werden und da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher, dass da ein zweiter 'Gitarrero' in die Saiten greifen sollte.
Inklusive eines Bonus-Tracks haben 13 Songs den Weg auf die Scheibe gefunden. Und eine Gesamtspiellänge von über 70 Minuten muss sehr positiv angemerkt werden. Das beweist wohl, dass es Fair Warning vielleicht eilig gehabt haben, um in die Szene zurückzukehren, aber dennoch darauf bedacht waren, dem Kunden, Hörer und Fan keine Schmalkost zu bieten. Und dann kann ich auch gleich feststellen, dass hier keine Lücken gefüllt wurden. Jeder Song ist an sich gut und die Liste der abfallenden Stücke ist auf "Brother's Keeper" sehr kurz.
Nun zur Musik: Der Eröffnungssong wurde wie oben beschrieben als Single ausgekoppelt, bietet aber meines Erachtens außer dem wirklich tollen Sound, der auf die Platte gebracht wurde, nichts Besonderes. Ich verbuche das einfach unter dem oberflächlichen, aber oft treffenden Ausdruck 'Geschmackssache'.
Allerdings schon der zweite Track "Generation Jedi" gefällt mir prima und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass sich die Formation musikalisch weiter entwickelt hat. Insbesondere die Gitarrenriffs sind auf dieser Scheibe härter. Das geht alles mehr in Richtung des damaligen Debüts aus dem Jahr 1991, während ich den Eindruck hatte, dass Fair Warning auf ihren Folgealben etwas seichter wurden. Der ganzen Geschichte wurden natürlich Keyboards beigemischt und die sind sicherlich auch mit dafür verantwortlich, dass die neuen Nummern, obwohl mehr Schmackes dahinter steckt, im Bereich des melodischen Hard Rocks bleiben.
"All My Love" ist eine Ballade, die nicht fehlen darf. Ich hätte noch mehr den Hut vor der Band gezogen, wenn sie sich getraut hätte, so ein Teil einfach nicht mehr einzuspielen. Andererseits braucht man etwas, damit die Fans während der Live-Darbietungen ihr Feuerzeug auspacken können. Ich kann das einfach nicht mehr hören, sorry für den kleinen Ausbruch meinerseits.
"Push Me On" rockt wunderbar und auch "The Cry" ist ein toller Song geworden. Das an Nummer neun gesetzte "Once Bitten, Twice Shy" hat übrigens mit dem legendären Track von Great White nichts zu tun, sondern der Song agiert vollkommen eigenständig und dafür bin ich dankbar. Fair Warning im Jahr 2006 haben eine derartige Cover-Version nicht nötig, sondern sie haben mit "Brother's Keeper" bewiesen, dass sie noch oder wieder gemeinsame Ideen haben. Ganz entscheidend ist die Tatsache, dass es ihnen gelungen ist, sich selbst treu zu bleiben. Das ist weiterhin bodenständige gute und melodische Rockmusik in einem modernen Sound. Nichts für Metaller, aber für Freunde der rockigen Töne mit einem Faible für Melodien.
Line-up:
Vocals: Tommy Heart
Guitars: Helge Engelke
Bass: Ule W. Ritgen
Drums: CC Behrens


Spielzeit: 70:22, Medium: CD, Frontiers, 2006 Melodic Hard Rock
1:Don't Keep Me Waiting (4:26) 2:Generation Jedi (5:15) 3:All My Love (4:55) 4:Rainbow Eyes (4:13) 5:Push Me On (4:50) 6:Wasted Time (4:29) 7:The Cry (4:33) 8:The Way (5:12) 9:Once Bitten, Twice Shy (3:44) 10:Tell Me Lies (5:06) 11:In The Dark (5:36) 12:Still I Believe (*European Bonus Track) (5:01) 13:All I Wanna Do (5:08)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 19.08.2006