Fairytale / Anywhere From Here
Anywhere From Here Spielzeit: 56:48
Medium: CD
Label: Fastball, 2011
Stil: Progessive Rock

Review vom 17.05.2011


Mike Kempf
Fairytale? Auch wenn die Truppe aus Bonn stammt und deutsche Kapellen mich generell interessieren, von dieser Band, die sich im Progessive Rock versucht, habe ich bisher, obwohl sie nun mit "Anywhere From Here" bereits ihren vierten Tonträger veröffentlicht haben, nichts gehört. Beim Checken des Booklets fällt mir eines schwergewichtig ins Auge: Nämlich, dass sie mit "Atque In Perpetum" einen Song in einer Trilogie verpackt haben und das Teil mit knapp vierzehn Minuten zum absoluten Longplayer der Platte avanciert. Doch damit nicht genug. Mit "The Mirror Part One" beginnt ein Zweiteiler, um mit "The Mirror Part Two" im Dreiteiler zu enden. Na ja, fast. Denn ganz zum Schluss gibt's noch zwei Versionen von "Child In The Mirror", einmal in einer Akustik- und einmal in einer Elektroversion.
Sängerin Ramona Jakobs unterstreicht beim Opener "The Wallflower", dass sie mit ihren Stimmbändern gut umzugehen weiß. Auch die Instrumentalisten verstehen ihr Handwerk, müssen aber damit leben, dass ihre Platte nicht perfekt abgemischt daherfidelt. Es sei denn, die Gitarrenläufe wurden extra blechernd eingespielt. Dass sie sich auch einiger Gothic-Anleihen bedienen, schlägt mir nicht nur aufs Gemüt, sondern verhindert insgesamt, dass die Platte eindringlich in meinem Kurzzeitgedächtnis hängenbleibt. Während Ramona sich von mir eben erste Lorbeeren einheimste, kann ich Ralf Brand zwar am Sechssaiter eine gute Spielkultur attestieren, doch vom Gesangsmikro sollte er lieber die Finger lassen.
Was zeichnet die Platte aus? Wer z.B. auf mystische Tastenelemente, eine gute Frauenstimme, z.T. ansprechende Drums steht, der darf sich an die Tonkonserve heranwagen. Wer aber darüber hinaus auf außergewöhnlich ansprechendes Liedgut hofft, der wird vermutlich eher enttäuscht werden. Irgendwas fehlt der Scheibe, etwa die Empfehlung einer erstklassigen Hörprobe, ein Song der sofort ins Blut geht oder einfach nur für gute Laune sorgt.
Trotzdem, nicht alles ist schlecht, denn den Versuch der Tonkonserve einen 'roten Faden' zu verleihen betrachte ich durchaus als gelungen. Für meinen Geschmack haben sie an der Rezeptur des Albums zu sehr an Gewürzen gespart. Hier und da mehr Pfeffer, ab und zu noch die Beimischung einer scharfen Peperoni, hätte dem Album sicherlich gut getan. So plätschert das Liedgut auf einem gleichbleibenden Level durch meine Gehörsnerven, setzt kaum großartige Akzente und lässt sogar meine Boxen im Tiefschlaf verweilen. Insgesamt scheint es mir, dass die Combo es zwar kann und nötiges Talent besitzt, sich aber nicht traut ohne angezogene Handbremse zu musizieren. O.K., es ist wie immer alles reine Geschmacksache und deswegen möchte ich dem Konsumenten zumindest ein Reinhören empfehlen, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.
Line-up:
Ramona Jakobs (vocals)
Ralf Brand (guitar, vocals)
Ladislas von Karatsony (bass)
Nicky Lüssem (drums)
Slaven Crnic (keyboards)
Tracklist
01:The Mirror Part One
   I:The Wallflower
   II:The Mirror
02:Falling
03:Time
04:Atque In Perpetuum
   I:Third Exe Blind
   II:Hotel New Hampshire
   III:Caesarea
05:Pilgrim
06:The Mirror Part Two
   III:The Choir
   IV:High Hopes
   V:The Fields Of Forgiveness
07:Child In The Mirror (electric version)
08:Child In The Mirror (acoustic version)
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