Faithful Breath / Rock Lions - Hard Breath
Rock Lions / Hard Breath Spielzeit: 75:53
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2012
(Sky Records 1981, 1982)
Stil: Hard Rock


Review vom 05.05.2012


Steve Braun
Respekt vor Faithful Breath! Als Ende der Siebziger Jahre der Punk und wenig später die Neue Deutsche Welle dem Krautrock den Garaus machten, löste man sich nicht auf, sondern unternahm eine radikale Kurskorrektur. Mit Sänger Jürgen Renfordt, Keyboarder Manfred von Buttlar und Drummer Jürgen Weritz, die 1981 ausstiegen, löste sich die Progressive Rock-Truppe von ihren Wurzeln. Schade eigentlich, denn mit "Fading Beauty" (1974) und "Back On My Hill" (1980) hatte das Bochumer Quintett zwei richtig starke, an Genesis orientierte Alben vorgelegt. Heimi Mikus und Piet Stabenow suchten sich einen Drummer, setzten sich Wikingerhelme auf und machten als klassisches Hard Rock-Trio weiter. Mit jedem Album kam man dem Metal-Bereich näher. Sicherlich eine weise Entscheidung, denn Metal war zu diesen Zeiten sehr angesagt und entwickelte sich über die Jahre zu einer der erfolgreichsten Musiksparten überhaupt.
Als mit Thilo Hermann, bestens bekannter Gitarrist u. a. von Holy Moses und Grave Digger, ein zweiter Gitarrist hinzukam, benannte man sich konsequenterweise in Risk um. Heimi legte die Klampfe beiseite und konzentrierte sich fortan auf sein Mikro. Und so 'power-thrashte' man bis zum Hörsturz. Tatsache! Den erlitt Gitarrist Roman Keymer während eines Konzertes und musste nach den Aufnahmen zum letzten Album, "Turpitude" (1993), das Handtuch werfen. SPV verlängerte den Vertrag nicht, was den Todesstoß für Risk bedeutete.
Nun legt Sireena die beiden ersten Alben unter den veränderten musikalischen Vorzeichen - "Rock Lions" von 1981 und "Hard Breath", das ein Jahr später erschien - erstmal auf einer CD vor. Da ich den Werdegang Faithful Breaths nach "Back On My Hill" nicht mehr verfolgt hatte, wäre der hier gebotene Sound mit Sicherheit ein Schock gewesen, wenn ich von der RockTimes-Metal-Fraktion nicht 'vorgewarnt' worden wäre. Zum Glück...
Zu hören ist geradliniger Trio-Rock mit bluesigen Boogie-Anleihen, wie wir das von den Wittener Nachbarn Franz K. kennen - nur eben mit englischen Texten. Einzig bei der Powerballade "Better Times", von der "Rock Lions", kommt eine Hammond zum Einsatz... und prompt ist das der Song, der mir von der mit zwanzig Titeln prall gefüllten CD am besten gefällt - eine saustarke Nummer!! Aber abseits von den persönlichen Befindlichkeiten gefallen mir die acht 'Rock-Löwen' ausgezeichnet. Straighter Rock ohne Schnörkel, schnurgerade auf die Vier-Viertel... und natürlich auch auf die 'Zwölf'. Das sind Songs, bei denen der Kopf unwillkürlich im Takt wippt - vor allem wenn sich der Dreier beim guten, alten Boogie bedient. Abstriche gibt es lediglich beim Gesang anzubringen. Heimis Organ sagt mir persönlich nicht so zu - was wäre das für eine Band gewesen, wenn man einen richtig guten Shouter verpflichtet hätte... Schön sind allerdings die Chöre arrangiert worden - das 'passt' es wieder.
Wenig später stieg der neue Drummer Uwe Otto schon wieder aus. Die Mucke soll ihm zu hart gewesen sein, wie Heimi Mikus in den Liner-Notes schreibt. Mit Jürgen Düsterloh fand man eine Idealbesetzung - musikalisch wie menschlich. »Es war der ideale Mann für eine Dreimannbesetzung«, schreibt Mikus weiter. Richtig, in keiner anderen Formation ist die individuelle Klasse der Akteure derart entscheidend. Und Faithful Breath hatte diese, wie man gleich mit dem Einstieg in "Hard Breath" beweist. Sie waren eine ebenso druckvolle wie punktgenaue Truppe - keine einzige Schwäche festzustellen... bis auf den erneut wenig charismatischen Gesang.
Insgesamt betrachtet ist dieses Album noch einen Zacken härter ausgefallen, was bei den 'knüppeligen' Boogies "Already Too Late" und "Dark Angel" besonders gut kommt. Mit "Like An Eagle In The Sky" und "Warriors" kann man bereits 'power-metallische' Anwandlungen aufziehen sehen. Einen Überflieger hat dieser Part der CD ebenfalls: Das heftig 'riffende' und mit schönen Double-
Leads ausgestattete "Riding To Mongolia" - bezeichnenderweise ein Instrumental!! "Illusions", das barocke Zwischenspiel auf der Akustischen, fällt völlig aus dem Rahmen und erinnert etwas an derartige Werke von Steve Morse, der bekanntlich ein Faible für klassische Barockmusik hat.
Ich will nicht verhehlen, dass mir persönlich die beiden ersten Faithful Breath-Alben besser gefallen, die völlig zu Recht als Klassiker deutschen Krautrocks gelten. Bin halt ein Keyboarder... mit einem Faible fürs Progressive. Trotzdem war es hoch spannend, zu verfolgen, wie es mit dem Bochumer Dreier nach "Back On My Hill" weiterging.
Freunde des am Blues orientierten Trio-Rocks, Fans von Franz K., Bauer, Garn & Dyke und Konsorten werden sich über die Neuauflage von "Rock Lions/Hard Breath" fraglos freuen dürfen!
Line-up:
Heinz 'Heimi' Mikus (vocals, guitars)
Horst 'Piet' Stabenow (bass)
Uwe Otto (drums) ["Rock Lions"]
Jürgen Düsterloh (drums) ["Hard Breath"]
Tracklist
Rock Lions
01:Hurricane (3:20)
02:Better Times (5:09)
03:Rock City (4:00)
04:Rolling Into Our Lives (4:34)
05:Down, Down (4:15)
06:Never Be Like You (5:26)
07:No Time (3:56)
08:Rock 'n Roll Women (4:32)

Hard Breath
09:Killers On The Loose (3:00)
10:Give Me What I Need (3:10)
11:Already Too Late (3:20)
12:Dark Angel (3:50)
13:Under My Wheels (3:10)
14:Kids, We Want The World (4:05)
15:llusions (0:41)
16:Like An Eagle In The Sky (3:37)
17:Warriors (3:25)
18:Riding To Mongolia (2:50)
19:Fly To Another Star (4:20)
20:Night Comes Again (4:55)
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