Der Mythos Falco und kein Ende
Zwölf Jahre ist es nun schon her, dass die Nachricht vom tragischen Tod Falcos Anfang 1998 durch die Medien ging. Während andere Künstler in unserer schnelllebigen Zeit rasch in Vergessenheit geraten, ist Falco immer noch sehr populär, was nicht zuletzt an den vielen Veröffentlichungen liegt, die posthum noch erschienen sind. Neben diversen CDs mit verschollenen und nicht vollendeten Songs gab es mit "Verdammt, wir leben noch" vor ein paar Jahren sogar einen gut gemachten Spielfilm, der den Mythos Falco etwas erklärt. Gerade aber dieser Mythos um die Person Johann 'Hans' Hölzel bzw. seine erschaffene Kunstfigur Falco ist sicherlich der entscheidende Punkt, der ihn von vielen anderen Künstlern unterscheidet.
Bei uns in Deutschland bekannt und immer noch geliebt, genießt Falco in Österreich eine Art Heldenstatus und ist dort nationales Kulturgut. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, wie oft er zu Lebzeiten in der Kritik stand (man denke nur an das Skandalvideo zum Hit "Jeanny"). Das hat Falco auch schon zu Lebzeiten erkannt und sinngemäß verkündet, dass man in Wien erst geliebt wird, wenn man tot ist. Wie wahr.
Anspruchsvolle Lyrik oder Pop?
Die nun vorliegende DVD "Der Poet" beschäftigt sich jedoch nicht mit seiner Musik, sondern versucht tiefgründig auf die Texte des Wieners einzugehen. 'Versucht', denn was prinzipiell gut vom Filmemacher Rudi Dolezal (alias 'DoRo') gedacht ist, wirkt leider alles andere als gut oder gar interessant umgesetzt. Da philosophieren z. B. österreichische Sprachwissenschaftler über Falcos Texte und hinterfragen immer wieder, ob diese nun lyrisch anspruchsvoll sind oder nicht. Das ganze passiert allerdings in einer so pseudointellektuellen Art und Weise, dass es wirklich nervt. Auch fehlt bei dieser 'Telekolleg Falco'-DVD der klare Faden und Thesen bzw. Interpretationen werden zerstückelt und mit alten Liveaufnahmen wahllos verbunden.
Der Hauptfilm (eine TV-Produktion des ORF) versucht verzweifelt, extrem intellektuell und hinterfragend zu wirken, was aber leider absolut nicht gelingt. Wenn dann ach so bedeutende österreichische Literaten Falcos Texte lesen, hat das schon fast etwas von der genialen "Hurz"-Performance' von Hape Kerkeling. Ganz lächerlich wird es, wenn Freunde wie Arnold Schwarzenegger oder Nikki Lauda sich über Falcos Texte äußern.
Das Bonusmaterial beinhaltet die kompletten Versionen aller im Film angespielten Clips. Dort kann man sich die kompletten Literaturlesungen und einige neue inszenierte Musikclips ansehen.
Insgesamt ist die DVD einfach nur langweilig. Selbst für Leute wie mich, die früher und auch heute noch gerne die Musik von Falco hören, ist es völlig uninteressant, was hier für das österreichische Fernsehen produziert wurde. Allerhöchstens für absolute Falco-Fans, die wirklich alles von ihrem Idol haben müssen, ist diese DVD interessant. Für alle anderen gilt: Finger weg und stattdessen lieber auf die sehr gut gemachte Dokumentation "Hoch wie nie" zurückgreifen.
Tracklist |
Hauptfilm
01:Intro - Falco Superstar
02:Falco Ist (Mehr Als) Literatur
03:Wiener Blut - Ein Wiener Poet
04:Falco Und Der Schmäh Von Hans Hölzel
05:Kunst - Oder Schall Und Rauch?
06:Der Grenzgänger
07:Falco Ist Emotional
08:Der Poet Und Die Weiblichen Musen
09:Ist Falco Unsterblich?
10:Schlussroller Credits
Bonusmaterial
01:The Bolland Project Feat. Alid - Tribute To Falco
02:Helden Von Heute - (Live)
03:Anaconda'mour - (Neue Spezialversion 2010)
04:Martin A. Hainz - Poetry Clip / Spezialversion "America"
05:Falco Meets The Prinz - America - (Spezialversion Von Hubertus von Hohenlohe)
06:Günter Zimmermann - Poetry Clip / Spezialversion "Männer des Westens"
07:No Time For Revolution
08:Horst Bork - Poetry Clip / Spezialversion "The Sound Of Musik"
09:Charisma Kommando - (Spezialversion)
10:Thomas Rabitsch - Poetry Clip / Spezialversion "Europa"
11:David Baum - In der Anmutung von Oskar Werner - David Baum Liest "Rock Me Amadeus"
12:Christian Ide Hintze - Poetry Clip / Spezialversion "Anaconda'mour"
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Externe Links:
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