Family / Fearless
Fearless
Ein Digipack im Album-Outfit, so wie die Langspielplatte 1971 erschien. Frontcover mit geschichteten Seiten zum Ausklappen und die Fotos der Bandmitglieder werden immer unschärfer. In der Hand hält man eine ganz edle Verpackung. Außerdem ein hochinformatives Infoblatt.
Er ist ja immer noch aktiv, der Chappo und seine einmalige Röhre hat nichts von der Faszination der frühen Tage verloren. Bei seinem Auftritt beim 15. Grolsch Blues Festival in Schöppingen konnte er überzeugen.
Ein Part seiner Karriere war die Band Family (1966-1973). Ihre Quelle hatte Family 1962 in der Band The Farinas.
Roger Chapmans raue, heisere Stimme ist wie gemacht für Blues, Familys Musik ist eine andere.
Keyboard-Sounds, Vibraphon, akustische Gitarre, Mandoline, eine Hornsection (The Ladbroke Horns) und Flöten sind die Instrumente, die den Ton angeben. Psychedelia und Art-Rock sind angesagt.
Habe ich die LP damals genudelt. Umso mehr freue ich über diese tolle Repertoire Records-Veröffentlichung, nicht nur wegen der perfekten Gestaltung der Verpackung.
Neben den zehn Tracks der Original-LP werden weitere vier Bonus Tracks mitgeliefert. Einerseits deren Hit-Single "In My Own Time" mit deren B-Seite "Seasons" und zwei Live-Wiedergaben von "Between Blue And Me" und "Sing 'Em The Way I Feel".
Nach einigen Umbesetzungen wurde "Fearless" mit Charlie Whitney (guitars, mandolin, percussion), Poli Palmer (keyboards, vibes, flute, percussion), John Wetton (guitars, vocals, keyboards), Rob Townsend (drums, cymbals, percussion) und Roger Chapman eingespielt.
Akustische Gitarre und Chapmans zarter Gesang leiten ein fulminantes "Between Blue And Me" ein. Whitley und Wetton zelebrieren an den Gitarren. Ineinander fließende Soli und Chapman glänzt zum ersten Mal.
Ganz anders das folgende "Sat'd'y Barfly". Von Poli Palmers Piano-Geklimper getragen, handelt der Song vom Säufer, der in einer Bar Louise erspäht, ihr ein Lächeln schenkt, die beiden sich bis zum frühen Morgen durch das flüssige Angebot der Kneipe saufen bis sich die Frage stellt:
»Where we goin' Louise, your place or mine?«
Die Ladbroke Horns steuern einen Tuba-Sound bei, der die Atmosphäre des Songs noch verschärft.
"Larf And Sing" kann durch einen herrlichen Chorus gefallen. Die Wah Wah-Gitarre setzt Akzente zwischen dem Refrain. Im Gegensatz zu "Between Blue And Me" hat dieser Track eine luftig-leichte Stimmung.
Im Gegensatz der Vocals zwischen Chapman und dem kräftigen Timbre eines Wetton ertönt "Spanish Tide" mit schönen Breaks und ausufernden Gitarren. Palmer hat seine Keyboards auf den Klang eines Spinetts programmiert.
Mit einer komplexen, verwobenen Melodie kommt "Save Some For Thee" daher. Echt kompliziert, der Song. Durch gefällige Tempiwechsel und treffsichere Hooklines wird der Song dennoch bekömmlich. Durch die Gebläse-Abteilung, die das gesamte Lied begleit, endet "Save Some For Thee" im Marsch-Rhythmus.
Abgerockt wird in "Take Your Partners", mit 6 ½ Minuten der längste Track. Das war der Track, bei dem in grauer Vorzeit die Mähne flog. Heute fliegt keine Mähne mehr und die Haare sind grau.
Verhaltener zieht "Blind" eine Furche in den Boden. Chapman wird zum Shouter und zeigt, was in seiner Kehle steckt. Palmer bringt uns die Flötentöne bei.
Auch wenn nur knapp zwei Minuten lang: "Children" groovt bis dorthinaus. Akustische Gitarre, ein wenig Bass und der Chorgesang erinnern an beste Crosby, Stills, Nash & Young-Zeiten.
Auf "Burning Bridges" setzt Palmers Mandoline kleine Farbtupfer in diesem treibenden Track, der mit satten elektrischen Gitarren versetzt ist.
Mit "Fearless" schafften Family #177 der Charts auf der anderen Seite des Teichs.
Eine runde Sache, dieses neu aufgelegt "Fearless". Sowohl verpackungstechnisch als auch musikalisch und durch die Bonus Tracks. Allen voran Familys erste Hit-Single "In My Own Time".


Spielzeit: 53:46, Medium: CD, Repertoire Records, 2006 (1971), Rock
1:Between Blue And Me 2:Sat'd'y Barfly 3:Larf And Sing 4:Spanish Tide 5:Save Some For Thee 6:Take Your Partners 7:Children 8:Crinkly Grin 9:Blind 10:Burning Bridges
Bonus Tracks: 11:In My Own Time 12:Seasons 13:Between Blue And Me (Live) 14:Sing 'Em The Way I Feel (Live)
Joachim P. Brookes, 31.07.2006