Nicht leicht zu verdauende Kost liefern uns Fatum Aeternum aus Nahost. Um es genauer zu definieren: Gothic meets Black Metal, ohne die Riffschraube anzuziehen, jedoch mit Growls und stellenweise Klargesang. Eine Mixtur, die normalerweise in dieser Form nicht gerade aus Israel zu erwarten ist, denn Finsterlinge sind bei diesen Temperaturen und Sonnentagen, die den mitteleuropäischen Standard überschreiten, nicht unbedingt zu erwarten.
Wer die Setlist betrachtet, denkt bei dem Namen Steve Gershon zuerst an die Hollywood-Actrice Gina Gershon, was sich jedoch leider als Fehlanzeige erweist, denn die weibliche Seite, die am Mikro agiert, ist Evelyn Shor, die gleichzeitig auch als Saitenstreicherin fungiert.
Was erwartet uns also? Die Anhänger von Gute-Laune-Rock werden durch die Drehung des Reglers nach rechts sofort in eine unerwartete Depressionsphase katapultiert, denn das Erstlingswerk "This Dream Is Dead" offenbart sich nicht als Sonnenschein, sondern ist Gothic-beeinflusster Rock mit gelegentlichen Growl-Passagen, in einer unorthodoxen Gratwanderung aus symphonischen Einzelteilen, rockiger Einsamkeit und atmosphärisch-epischer Breitseitenromantik.
Die Instrumentierung folgt teilweise disharmonischen Inszenierungen, die sich in kürzester Zeitwieder in traditionelles, leicht verspieltes Gothic-Futter transformieren. Manchmal erscheinen die Soundfragmente beinahe alptraumhaft schön, um kurz darauf wieder in sich zu zerfallen. Fatum Aeternum ist nichts für den klassischen Gothic-Konsumenten, dafür sind die Kompositionen teilweise zu schräg und abgefahren. Schon das Intro "Sadness" versprüht nicht gerade Lebensfreude für Sommerfrischler, sondern richtet vielmehr das Augenmerk auf die Gesangsleistungen, die mit hohen, ins Symphonische abgleitenden Tönen einen Ausblick auf die tonale Tracklist gibt. Nach den ersten Tonfolgen dürfte auch dem Unbedarftesten klar sein, dass Fatum Aeternum kein Jukebox-Material produzieren, sondern vielmehr versuchen, Gothic in die avantgardistische Ecke zu ziehen. Das klappt aber nur gelegentlich, denn echte Innovationen fehlen auf diesem mehr dem Durchschnitt entsprechenden Album.
Manchmal ist auch Eingängigkeit gefragt, wie zum Beispiel bei "Alive", das durch genretypische Alleingänge zu überzeugen vermag. Melodische Parts wie bei "Prelude" zeigt die Band in einer klassischen Variante, abseits von Stimmgewalt und Gitarrenorgien. Überdurchschnittliche Einzelaktionen, die im Gedächtnis verbleiben, sind eher nicht anzutreffen, vielleicht mit Ausnahme der sich wie ein roter Faden durchschlängelnden Einsätze der Sängerin als Violinistin, die dem ganzen Tongelage einen theatralischen Pathos aufsetzen, aber auch bis zur Schmerzgrenze verzerren.
Fatum Aeternum sind keine Ersatzdroge für subtile und euphorische Klänge, sondern eher das Alternativprogramm. Das ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass diese Veröffentlichung nach mehr als einem Jahr erst jetzt bei uns beworben wird.
Line-up:
Steve Gershon (bass, vocals)
Evelyn Shor (violin, vocals)
Dan Yoffe (guitar)
Igor Sherman (guitar)
Mr. Lucky (drums)
Tracklist |
01:Sadness
02:Hate
03:False Freedom
04:Revelation
05:Alive
06:Prelude
07:Sacrifice Of Love
08:Apocalypse Now
09:Evidence
10:Resurrection Of Me
11:Lullaby
12:At The End
13:Confession
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