Grundsätzlich war ich nie ein Freund der populären Musik der 80er-Jahre.
So zählte auch die Musik der Hamburger Band Felix De Luxe nicht zu den von mir bevorzugten Klängen. Nach und nach lernte ich jedoch durch mehrere Live-Auftritte des Bandmitgliedes Michy Reincke dessen Musik kennen und schätzen.
Ja, sogar einige seiner Songs avancierten zur engeren Auswahl meiner Lieblingssongs auf meiner langen persönlichen Hitliste (z.B. "Es ist alles Musik").
Die Band existierte von April 1983 bis Januar 1989 und wurde 1984 mit dem Hit "Taxi nach Paris" richtig bekannt. Folgende Musiker waren dabei:
Michy Reincke (Gesang, Rhythmus-Gitarre)
Franz Plasa (Gitarre, Background-Gesang)
Jörn Brandenburg (Keyboards, Background-Vocals)
Jürgen Attig (Bass)
Martin Langer (Schlagzeug)
Diese Fünf haben sich nun 2008 für eine Tournee wieder zusammen gefunden, waren zwischenzeitlich jedoch nicht untätig. So ging Reincke eigene Wege und kann mittlerweile auf eine stattliche Anzahl von Plattenveröffentlichungen zurückblicken. Plasa hat sich als Plattenproduzent etabliert (u.a. Musiker wie Echt, Selig, Fury In The Slaughterhouse, Nena, Udo Lindenberg, Heinz Rudolf Kunze). Daneben betreibt er seit 1999 die 'Home Studios', in denen schon viele gute Produktionen entstanden.
Brandenburg hat als musikalischer Leiter viele Theaterproduktionen begleitet, stellvertretend seien hier am Thalia Theater in Hamburg das Stück "The Black Rider" ( Tom Waits) oder die Shakespeare-Produktion von "Ein Wintermärchen" mit dem Berliner Ensemble und Robert Wilson genannt. Attig etablierte sich als gefragter Jazz-Bassist und kann auf die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Biréli Lagrène, Dennis Chambers, Dave Weckl, Gerry Brown, Brian Melvin, Hiram Bullock, James Moody, Horace Parlan, Buddy de Franco und Herb Geller zurückblicken. Daneben übte er eine Lehrtätigkeit an der Universität Hildesheim aus.
Langer ist ein vielbeschäftigter Studiomusiker, u.a. bei Otto Waalkes, Al Bano Carrisi, Joachim Witt, Marla Glen, Howard Carpendale, Udo Lindenberg, Heinz-Rudolf Kunze oder Klaus Lage. Dazu produziert er Stephan Gwildis, für den Michy Reincke wiederum dessen Texte gestaltet.
Eine hochkarätige Band erschien insofern auf der Bühne des Pumpwerks, und dennoch sah ich dem Ganzen mit gemischten Gefühlen entgegen - siehe meine anfängliche Ausführung. Doch nachdem ein gewisser Martin Kilger als 'Vorgruppe' an seinem Keyboard die Bühne nach knapp 30 Minuten freigab, belehrten mich die fünf Profimusiker eines Besseren. Denn was mir hier an Spielfreude, an harmonischer Atmosphäre entgegensprühte, das war schon beeindruckend.
Die Musik erreichte mich als ein Panorama von Leichtigkeit, Spontaneität, handwerklichem Können, und die 'alten Schlachtrösser' der Band, "Nächte übers Eis" , "Eddie ist wieder da", "Blonder Clown", "Im Kopf brennt noch Licht"; "Blaue Wunder" und viele andere, erschienen im neuen Gewand, frei vom noch manchmal eher keyboardlastigen Sound der 80er, hier regierten die Gitarren. Reincke an der akustischen und Plasa an diversen elektrischen (hervorheben muss ich den 'Auftritt' seiner Gibson GOLD TOP für ein Stück, das war schon etwas besonderes, der herrliche Sound dieser Gitarre), hier pumpte der Bass, hier schmückten die Keyboards trefflich und Langer am Schlagzeug bot ein so überzeugendes Rückgrat, dabei stets mit etlichen Spielvariationen, dass es einfach eine Freude für die Seele war, hier zuzuhören und den Texten zu lauschen, die sich so mit den Alltagsproblemen eines wohl jeden von uns beschäftigten.
Dafür sorgte auch der anständige Mix, der die Instrumente gut abbildete (nur ganz am Anfang war es noch nicht ganz perfekt) in besonderem Maße.
Dazu rockte die Musik natürlich, hinzu kamen gelegentliche jazzige Ausflüge , wie z.B. auf "Bye Bye Holliwood", wo Brandenburg, Attig und Langer ein tolles Trio hinlegten, bis Plasa auch noch ein feines jazziges Solo beifügte. Sehr professionell, und selbst das von mir nicht immer so geliebte "Taxi nach Paris" erhielt durch einen feinen swingenden Mittelteil eine tolle Aufwertung.
Man spürte, hier waren sehr gute Musiker am Werk!
Reincke als Sänger konnte überzeugen, er wirkte überzeugend und frisch. Dazu wusste er aufzulockern, mit seinen immer wieder eingestreuten Anekdoten. Gar göttlich die Geschichte über von Deutschen auf Fuertoventura errichtete Sandburgen-Kolonien, die ihn reizten, sich anlässlich eines frühmorgendlichen Bedürfnisses innerhalb einer der Bauwerke entsprechend zu erleichtern.
Meistens wurden die Stücke im 'straffen Rahmen' vorgetragen, gern hätte ich mir den einen oder anderen Soloausflug der hervorragenden Solisten gewünscht.
Doch diese kamen natürlich auch: Neben Brandenburg und Plasa boten auch Attig und Langer mit jeweiligen Soli virtuose und ideenreiche Vorstellungen.
Die 'norddeutsche Hymne', "Nächte übers Eis" , wurde zweimal gebracht, zuletzt als Teil der Zugabe, und bei diesem Stück merkte man schon die Intensität und Freude, so wie sich dieses Lied bis zum 'Ausbruch' langsam steigerte, bei dem Reincke der Atem überhaupt nicht auszugehen schien und anschließend noch einmal mit einem feinen Solo von Plasa an seiner Telecaster einer draufgesetzt wurde. In solchen Momenten konnte die Gruppe zeigen, dass sie nicht nur Pop-, sondern auch eine ernst zu nehmende Rock-Band sind, die sich musikalisch mit bekannteren messen können.
Neben der derzeitigen Reunion von Elephant ein weiterer, wieder auferstandener Höhepunkt der Hamburger Musikgeschichte.
Auffällig war für mich, nachdem ich mich in den letzten Jahren verstärkt um Reinckes Soloaktivitäten kümmerte, wie stark er der Band seinen Stempel aufdrückte, so sehr klingen die Stücke in ihren aktuellen Versionen für mich, als seien sie im Rahmen seiner letzten Aufnahmen entstanden.
Fazit: Tolle, handgemachte, ehrliche Musik, die ganz einfach die Seele und die Tanzbeine bewegt. Wer möchte, hat die Möglichkeit, dieses nachzuvollziehen:
23.01.2009,Rostock, Mo Ya
25.01.2009, Flensburg, Roxy
26.01.2009, Kiel, Traum GmbH
27.01.2009, Bremen, Modernes
28.01.2009, Hannover, Capitol
30.01.2009, Hamburg, Markthalle
(wird fortgesetzt)
Externe Links:
|