Meine sehr verehrten Damen und Herren, RockTimes präsentiert stolz die wahrscheinlich subjektivste Plattenkritik aller Zeiten… and the winner is… Fiddleworms, with the brand new release of "Volkswagen Catfish"!!!
Also mal ehrlich, Bandname und Albumtitel sind dermaßen abgefahren, dass nur noch ein denkwürdiges Ereignis herauskommen kann. Die Frage ist nur, ob im positiven oder negativen Sinne?
Die ersten Hörproben sind deutlich unspektakulärer, als es das vermeintliche Ereignis verspricht, obwohl einen der Track "I'm Not The One" sehr schnell in seinen Bann zieht. Diese Orgel, Hammond B3 in der Kirche gespielt, da fragt sich der Rezensent umgehend, wer denn noch gleich ein gewisser Ken Hensley sein soll, von einem Herrn Werner Nadolny mal ganz zu schweigen, seines Zeichens unsteter Tastendrücker bei der bundesdeutschen (Kraut-) Rockinstitution Jane, welche dem Rezensenten beim Anfang von "I'm Not The One" unweigerlich in Erinnerung gerufen wird. Aber das Gesamtergebnis lässt die Krautlegende wirklich krautig aus der Wäsche schauen, denn der besagte Track entwickelt sich geradezu penetrant zu dem musikalischen Ereignis 2008, zumindest im Dunstkreis des Rezensenten.
Unwiderstehlich im Arrangement, irgendwie an Bekanntes gemahnend, und doch taufrisch, mit dem ultimativen B3-Solo des bisherigen Jahrzehnts gesegnet und einem furiosen Gitarrenfinale aufwartend, wo sich der Gibson- und Slidesound gegenseitig anstacheln. Das ist schwere Kost und gleichzeitig behände wie die Möwe im Wind. Statt gähnende Lähmungserscheinungen zu produzieren, wird hier die Nackenmuskulatur auf das Äußerste herausgefordert. Und das, obwohl weit und breit weder Leicht-, noch Schwermetall zu entdecken ist.
Viel eher steht dieser Tonträger in einem musikalischen Kontext, der amerikanischer kaum sein könnte, irgendwo zwischen Americana und Roots Rock angesiedelt (den großen Unterschied dieser Termini wird der Rezensent sowieso nicht mehr begreifen), mal in Richtung Country, mal in Richtung Rock'n'Roll und mal in Richtung Pop tendierend. Doch diese irre Combo aus Muscle Shoals, Alabama, wildert darüber hinaus auch gerne in Jam Rock-Gefilden, bringt lässig groovend jazzige Akzente ins Spiel und setzt dem Ganzen mit punktuellen Reggae-Anklängen ganz cool das Sahnehäubchen auf.
Dem Rezensenten kommen beim Hören durchaus Assoziationen zu anderen Bands in den Sinn, weitestgehend eine Schnittmenge aus Widespread Panic und Gov't Mule, mit einem Schuss Bob Dylan! Liebhaber dieser beiden Bands und deren musikalischer Spannbreite sollten bei den Fiddleworms unbedingt mehr als ein Ohr riskieren! Das gilt insbesondere für die Freunde von warmen Hammond B3-Tönen und fließenden, melodischen, mitreißenden Pianoläufen. Der so jugendlich wirkende Clint Bailey ist für den begeisterten Rezensenten die bisherige Entdeckung des Jahres! Was für ein Tastengott bei einer vollkommen unbekannten Band!
Und schließlich, Achtung… aufgemerkt…, ist dieser etwas andere Volkswagen ein Fest für audiophil verwöhnte Ohren. Die Oberseite der Disc prahlt schon mit einer unübersehbaren 'High Fidelity'-Bedampfung, und der tatsächliche Sound hält den Erwartungen stand, die damit geschürt werden. Alles perlt dreidimensional greifbar aus den Boxen, eine ungeheure Transparenz, gepaart mit Dynamik und einer hervorragenden räumlichen Staffelung, sorgt für höchsten Hörgenuss! Dem Rezensenten springen die Instrumente geradezu entgegen, es wird nie unsauber oder unübersichtlich. Das ist einfach vorbildlich und verdient fast die volle Punktzahl, denn lediglich der Gesang könnte an einigen Stellen besser aufgenommen sein.
Fazit:
Nachdem der Rezensent nach einigen Hördurchläufen zunächst fast ausschließlich auf das erwähnte Song-Superhighlight "I'm Not The One" und das fantastische, instrumentale Titelstück (über 9 Minuten und keine Langeweile!) fixiert war, funktioniert das Album inzwischen auch als Gesamtpaket. Denn es wird beim genaueren Hinhören von mal zu mal spektakulärer, immer mehr Feinheiten kristallisieren sich heraus und erst jetzt sticht das wahre Niveau von Komposition und Arrangement glasklar hervor. Obwohl die musikalische Stilistik zunächst ein bisschen an Kraut und Rüben gemahnt, gerät das Konglomerat aus Country Rock, Country Pop, Singer/Songwriter, Rock'n'Roll, Jam Rock, Jazz Rock und Reggae zu einem gelungenen Gesamtkunstwerk, welches geschickt Spannungsbögen auf- und abbaut.
Trotzdem reicht es im Gesamtergebnis nicht für die obere Tabellenhälfte der ersten Liga. Zu sehr glänzt der Tastenmann, zu sehr verblassen die Saitenartisten. Wäre dieses Werk, nur mal so in den Raum hineingesponnen, beispielsweise mit den gitarristischen Fähigkeiten eines Warren Haynes, Derek Trucks (für die Slide-Abteilung), Jack Pearson (Gibsonkönner mit herrlich gezogenen Tönen und Slidevirtuose in Personalunion!) oder vielleicht sogar Joe Bonamassa (wenn er sich zurück nimmt!) eingespielt worden, hätten wir vielleicht ein Album für die Ewigkeit in den Händen. So sind die beiden Protagonisten Rob Malone (immerhin Ex- Drive By Truckers) und Russell Mefford klug genug, nur äußerst sporadisch zu solistischen Ausflügen anzusetzen. Vielleicht ist das sogar dafür verantwortlich, dass selbst längere Tracks niemals zerfasern.
Alles in allem, das denkwürdige Ereignis fällt durchgehend positiv aus und ist dem Rezensenten auf Grund der audiophilen Qualitäten glatt noch eine innovative Bonus-Halbuhr wert, so dass wir bei respektablen 8 ½ - RockTimes-Uhren landen.
Viel Vergnügen!
Line-up:
Rob Malone (vocals, guitars)
Russell Mefford (vocals, guitars)
Clint Bailey (B3, Wurlitzer, Rhodes, piano, synthesizer)
David Mackay (bass)
Daniel Ledford (drums, percussion)
Scott Kennedy (drums)
Tracklist |
01:428
02:Easy Girl
03:Heartbreak Escapade
04:Crows
05:I'm Not The One
06:When The Axe Fell
07:The Noble Lie
08:Volkswagen Catfish
09:Blackness
10:September
11:Rag Man
12:Sympathize
13:Strutting Duck
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