Und immer wieder Skandinavien, und immer wieder Schweden....
Dümpelt die restliche europäische Musikszene mehr oder weniger verstärkt vor sich hin, so liefern die Nordeuropäer doch ständig Innovation und beleben die Musikszene mit ihren Ideen, oftmals in frischem Ambiente.
Neu ist nicht immer alles, kann es auch gar nicht sein, doch oft sind es einfach Zwischentöne, die aus einem Einheitsbrei heraus wohltuende Akzente setzen. Letztlich wird sich aktuelle Musik immer an dem orientieren müssen, was in der Vergangenheit geschaffen wurde.
Aber, was in den letzten Jahren aus Skandinavien vorgelegt wurde, hat noch einen Anstrich von Aufbruch, von Frische, ja, manchmal auch von Jungfräulichkeit, dergestalt, als sei diese Musik gerade erst erfunden worden.
Und das ist gut so, wenn auf diese Weise Altes wiederbelebt, in Erinnerung gerufen und auch gewürdigt wird. Das Rad neu erfinden, darf man eben nicht erwarten. So ist es auch hier nicht neu erfunden worden.
Ich vernehme die Melancholie einer Band wie The Smiths, düstere Nuancen à la Nick Cave, alternative Popklänge, wie sie einst von Lloyd Cole vorgelegt wurden, auch Ähnlichkeiten zur irisch/deutschen Band Raemonn sind nicht von der Hand zu weisen.
Aber - es ist Gustaf Kjellvander, der sich hier seine eigene Atmosphäre schafft!
In oft pompös und leicht bombastischer Art und Weise schlägt er uns seine überbordenden, harmonischen Kompositionen um die Ohren, und es tut gut, das ist wie Watte, die sich wärmend und schützend in die Nervenbahnen schlängelt.
So las ich, dass die Produktion dieser Platte nach der Beendigung einer Partnerschaft ("Hanna ?") entstand, so dass die textlichen Inhalte stark mit diesem für Kjellvander offensichtlich schmerzlichen Ereignis eng verknüpft sind. Beispiele:
»...she used to say she's my best friend (and) I used to agree, but now I don't have what it takes...«
»…but now we've gone and thrown it all away«
»because we'd much rather fight than fuck«
»...I thought my heart had grown stone-cold«
»...here's where Hanna and I leave... «
Der kleine Bruder des eigentlich bekannteren schwedischen Singer/Songwriters Christian Kjellvander offenbart hier tiefe Einblicke in seine verletzte Seele, und verarbeitet dieses auf vortreffliche Weise in seinen Songs. Manchmal kann ein solches Ereignis ungeahnte Energien freisetzen.
Und so wird dieses, sein bislang viertes Album, auch mithin als sein bestes gehandelt.
Neben den bereits genannten Assoziationen fallen einem beim Durchhören ständig neue auf. Bei "The Teenage Order" kommen mir gleich zwei in den Sinn, und zwar David Bowie und The Byrds. Die Stärke dieser Musik macht für mich diese frische Energie aus, die ihr innewohnt, und dieser wirklich herzergreifende Ausdruck in Kjellvanders Stimme... alles zusammen eine vortreffliche Mischung, die mich erneut dazu verleiten lässt, auch diesem Album aus Schweden die volle Punktzahl ( 10 von 10 RockTimes-Uhren) zu verleihen!
Die Stimmung ist einheitlich, die Musik kommt wie aus einem Guß, da gibt es grundsätzlich keine Hänger oder schwachen Momente. Lediglich beim letzten Stück, "You Knew I Was Trouble From The Start", stört mich doch der Gast. Denn Theoretical Girl, so die Dame, haucht hier den Titel eher kaputt als dass sie ihn unterstützt.
Da fällt mir spontan das Duett zwischen Nick Cave und Kylie Minogue, "Where The Wild Roses Grow", ein, dem ich eindeutig den Vorzug gebe!
Nun, dieser aus meiner Sicht so gesehene 'Ausrutscher' mindert nicht die Gesamtwertung, weil mich die Atmosphäre der übrigen Titel derart gefangen hält, dass ich das locker wegstecke.
Ein feines Album aus der Schublade 'Indie-Pop' (?).
Harmonisch, mächtig, melancholisch, einfach schön..., und manchmal donnern die Drums dann auch so richtig los und die Harmonien erdrücken den Hörer fast ("Looking For Your Love")! Das Schlagzeug nimmt zusammen mit den eher im Hintergrund agierenden, aber den Sound bestimmenden Gitarren eine wichtige Stellung ein. Phil Spector hätte sicher seine Freude daran gehabt. Ach, was wäre nur geschehen, wenn er der Produzent gewesen wäre???
Line-up:
Dan Englund (guitars, piano, pedal steel, keyboards)
Gustaf Kjellvander (vocals, guitars, mellotron)
Joachim Leksell (bass, vocals)
Fabian Ris Landblad (drums, percussion)
Mathias Oldén (backing vocals, synths, various George Martinisms)
Theoretical Girl (vocals - #10)
Hanna Sundén (harmony vocals - #1)
Tracklist |
01:Friday On My Knees
02:For Those Who Dream With Open Eyes
03:The Teenage Order
04:Lovesick
05:Dolophine Smile
06:Blue Perfume
07:Looking For Your Love
08:I'm Sorry
09:London, My Town
10:You Knew I Was Trouble From The Start (feat. Theoretical Girl)
(All songs written by Gustaf Kjellvander) |
|
Externe Links:
|