Heute stelle ich eine Band aus Texas vor:
FingerPistol. Hauptakteure sind
Dan Hardick und
Suzee Brooks. Allerdings ist für mich ein ganz wichtiger 'Bestandteil' und eigentlicher Star der Band der vielleicht schon legendäre Mann an der Pedal Steel: hier meine ich
Neil Flanz aus Kanada. In Nashville arbeitete er mit den
Louvin Brothers und später war er unter anderem mit
Gram Parsons und
Emmylou Harris auf deren 1973er-Tournee. Auch hier ist
Flanz absolut klang- und stimmungsprägend mit seinem einfühlsamen Spiel und ich habe das Gefühl, dass er es ist, der die ganze Musik fest verankert.
Der erste Song rockt trocken und die Stimme von
Hardick erinnert mitunter mit einem leichten Zittern an einige Songs von
Johnny Cash. Bei "Start With A Dance", gesungen von
Suzee, stoße ich auf eine dieser vor Emotionen triefenden Balladen, die so richtig tief ins Mark stoßen, Gänsehaut inbegriffen. Unterstrichen wird das durch die schmachtenden Klänge der Pedal Steel. Ach, ich liebe solche Songs - das geht einfach immer durch und durch. Für einige mögen solche Songs schnulzig wirken, für mich sind sie ganz gewaltig angenehm gefühlsbetont. Mit "Desperate Women" gibt es ein Stück über verzweifelte Frauen, mit diesem typisch nüchternen und rauen Feeling der Countrymusik aus Texas - genauer gesagt, im Stil des Red Dirt/Texas Country. Und diese spezielle Musikrichtung zeichnet eigentlich den Großteil der Musik dieser Platte aus. Musik, die auf traditionellen Wurzeln aufbaut, die als 'ehrlich und hemdsärmelig gilt und auch textlich oft schnell auf den Punkt kommt - also, mehr raue als geschliffene Klänge erwarten uns in der Regel, fernab des Mainstreams, wie er sich in Nashville entwickelte und noch heute mächtig blüht.
So gibt es auch Western Swing in Einheit mit Honky Tonk auf "Bottle Of Whiskey". Neil Flanz glänzt erneut mit der Pedal Steel, dazu gibt es die Leadstimme von Suzee im Verbund mit den Harmony Vocals von Dan und einem staubtrocken auf den Punkt gespielten Rhythmus; wie ein Uhrwerk durchzieht der Drummer die Nummer. Die beiden Vokalisten ergänzen sich grundsätzlich sehr gut und belegen dies mit mehreren Beispielen auf der Platte.
Es ist wunderbar mitzuerleben, wie auch bei dieser Platte und Musik der Wunsch von Gram Parsons nach einer 'Cosmic American Music' auf fruchtbaren Boden fiel. Dieser alte Geist durchzieht die Musik der ganzen Platte, womit wiederum ein tolles Werk entstanden ist, mit dem Freunde des geglätteten Mainstreams möglicherweise nicht viel anfangen können. Hier regieren traditionelle Country-Klänge und Honky Tonk, mit Liedern übers Saufen, über die Liebe und deren Leid und übers Tanzen.