Ja, es klingt für mich wie 'Zirkusmusik', oder Musik aus ganz alten Tagen, zu Blütezeiten von Varieté und Kleinkunst.
Nach kurzer Zeit gesellt sich die Stimmung des Jazzklassikers "Take Five" hinzu, und auch Klänge aus dem Balkan scheinen sich einschleichen zu wollen. So stellt bereits der erste Titel hohe Anforderungen an ein 'normales' Hörempfinden. Und das ist auch gut so, wie schön ist es doch einfach, sich von gewohnten Hörgewohnheiten zu lösen und Neuland zu entdecken.
Dazu eignet sich die Kombination Piano/Posaune natürlich erst einmal gut. Dass man mit der Posaune allein auch schon großartige Musik vorlegen kann, hat mehr als einmal Albert Mangelsdorff bewiesen, und so habe ich mir vorgestellt, er wäre an Stelle von Achim Fink dabei.
Einerseits war Mangelsdorffs musikalischer Ansatz ein anderer, und andererseits würde er vielleicht gar nicht in das musikalische Umfeld hineinpassen. Was mir jedoch dennoch erlaubt zu bemerken, dass Albert für mich die Referenz bleibt, ungeachtet dessen, was sein Kollege hier auf andere Weise bietet.
Und so stellen die beiden Musiker einen unterhaltsamen Reigen sehr anspruchsvoller Musik vor, die trotz der Zweierbesetzung in mehrere Richtungen ausschlägt. Die beiden begegneten sich vor etwas über zwanzig Jahren in der Afro-Pop-Band Dunyabele. Neben vielen gemeinsamen Projekten in der Folgezeit ist diese aktuelle Zusammenarbeit ein weiteres.
Anstoß hierzu gab eine Einladung zum Jazz Bliss-Festival 2011 in Yangon/Myanmar. Als deutscher Beitrag zu diesem Festival zauberten die beiden eine Grundlage für das Zustandekommen der Musik dieser CD.
"Jazz Bliss" - demnach auch der Titel. "Bliss" bedeutet Glückseligkeit, das ist für die gebotene Musik passend. Und Freude ist es auch, die das gemeinsame Musizieren, wie ich es als Hörer empfinde, ausgelöst hat, denn dieses Wechselspiel zweier Persönlichkeiten wie Klavier und Posaune scheint die Persönlichkeiten der Musiker zu präsentieren. Denn das Zusammenspiel strahlt Entspannung, Innovation und Intuition aus. Entstanden sind dabei viele sehr schöne harmonische Momente, die in emotional zupackenden Melodien münden, diverse Stile des Jazz vereinen sich, und auch etwas Gospel hat Einzug gehalten im lateinamerikanischen Arrangement von "Samba Sol".
So entwickelt sich im Laufe der Spielzeit ein sehr kurzweiliger Reigen, immer mit vielen Emotionen gespickt, und weit entfernt mit dem, was man mit Jazz leider oft in Verbindung bringt: 'Kopfmusik'. Hier zeigt keiner der beiden Musiker nur ansatzweise Spuren von Arroganz oder akademischer Verbohrtheit, sondern eine sehr ausgelassene und fröhliche Stimmung beherrscht die Musik. Dabei nehmen beide jeweils die Stelle eines Begleiters, als auch des Solisten ein und ergänzen sich somit auf fließende Weise.
Diese Einspielung halte ich für sehr gelungen.
Ach ja, eines bleiben die Angaben schuldig: Wer spielt auf "Slivowitz" die Melodika?
Line-up:
Martin Kübert (Piano)
Achim Fink (Posaune)
Tracklist |
01:Blue Seven (4:25)
02:New Chance (2:55)
03:Samba Sol (3:19)
04:Ragapappa (4:03)
05:Elfe (3:23)
06:Baila (3:44)
07:Slivowitz (3:19)
08:Les Changements (4:16)
09:Beautiful Day (3:01)
10:Long Long Winter (4:19)
11:Lament (4:39)
12:Four Roses (4:04)
13:Le jour après (2:56)
14:Late July (3:51)
(Alle Kompositionen von Martin Kübert, außer -#4, 7, 12 von Achim Fink)
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Externe Links:
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