Firebird / Hot Wings
Hot Wings Spielzeit: 38:39
Medium: CD
Label: Rise Above Records, 2006
Stil: Blues Rock


Review vom 12.09.2006


Stefan Gebauer
Bisher dürfte der Name Bill Steer nur Anhängern extremer Klänge ein Begriff sein. Der englische Gitarrist war in den Achtzigern zunächst Mitglied der Krawallkombo Napalm Death und rief danach die Death Metal/Grindcore Band Carcass ins Leben. Mit Carcass feierte er zu Beginn der Neunziger große Erfolge und auch heute, knapp zehn Jahre nach ihrer Auflösung, ist die Formation noch immer sehr beliebt in der Metal-Gemeinde.
Mit seiner neuen, 1999 gegründeten Truppe Firebird beschreitet Steer ganz andere Pfade und hat sich stilistisch um Lichtjahre von seinem bisherigen Sound entfernt. Firebird haben nichts, aber auch gar nichts mehr mit seiner Vergangenheit zu tun. Vielmehr hat er sich auf seine musikalischen Wurzeln besonnen, und die liegen ganz klar in den sechziger und siebziger Jahren. Firebird spielen auf ihrem mittlerweile vierten Album eine absolut authentisch klingende Mischung aus Rock und Blues, die jeden Classic Rock-Fan begeistern sollte.
Besonders alte britische Blues Rock Legenden scheinen das Power Trio sehr beeinflusst zu haben, denn gerade bei Songs wie "I Wish You Well" und "Needle To The Groove" kommen mir sofort Free und Bad Company in den Sinn. "Horse Drawn Man" erinnert mich wiederum sehr an Humble Pie, was nicht zuletzt an Bill Steers toller Stimme liegt, die meiner Meinung nach der von Steve Marriott etwas ähnelt und hundertprozentig zum Stil der Band passt.
Aber auch Musiker jenseits des Atlantiks haben zweifellos einen großen Eindruck bei Firebird hinterlassen. Zu dem Opener "Carousel" hat unüberhörbar Altmeister Jimi Hendrix' "Purple Haze" Pate gestanden und für "Good Times" wurde das Grundriff von Blackfoots "Street Fighter" mal eben entliehen. Bei den Stücken "Misty Morning" und "Play The Fool" zeigt Bill Steer zudem noch sehr deutlich, dass ihn der amerikanische Blues und Southern Rock ebenfalls sehr geprägt hat. Hier stellt er eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur ein hervorragender Sänger und Leadgitarrist ist, sondern auch mit der Mundharmonika und der Slidegitarre bestens umgehen kann.
Alle drei Musiker spielen die Songs mit sehr viel Hingabe und Herzblut, so dass die ganze Sache zu keinem Zeitpunkt irgendwie aufgesetzt klingt, sondern absolut ehrlich rüberkommt. Da die Scheibe in nur acht Tagen aufgenommen und abgemischt wurde, kann man davon ausgehen, dass der Großteil des Materials live im Studio eingespielt wurde. Bis auf einige notwendige Overdubs wurde hier auf überflüssigen technischen Firlefanz verzichtet. Die Band muss während der Aufnahmen eine Menge Spaß gehabt haben. Spaß, der sich auch sofort auf den Hörer überträgt und Appetit auf ein Konzert von Firebird macht.
Ich kann dieses Album wirklich jedem RockTimes-Leser (und auch -Schreiber) nur wärmstens empfehlen.
Tracklist
01:Carousel
02:Good Times
03:Misty Morning
04:Play The Fool
05:Horse Drawn Man
06:Overnight
07:Bow Bells
08:Flying Blind
09:I Wish You Well
10:Needle To The Groove
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