Es ist immer wieder absolut erstaunlich, was uns das 'Silberzwiebelchen' gelegentlich über den Atlantik schickt. Diesmal ist es das »Eclectic Music Ensemble« Fischer's Flicker hinter dem ein gewisser Scott Fischer steckt. Das Ergebnis einer Suchmaschineneingabe ist schlichtweg zum Haare raufen, was man in meinem Alter tunlichst unterlassen sollte. Zum Glück liefert die 'Zwiebel' immer ordentliches, allerdings verständlicherweise voreingenommenes Begleitmaterial mit... und beschreibt Fischers Kopfinhalt als einen »unermesslichen musikalischen Vergnügungspark.«
Mal ganz ehrlich: Mit so was lässt sich garantiert kein Geld scheffeln, aber ganz sicher tolle Platten machen.
Einen ersten Lachflash bietet das Cover: Was für ein Titel! Was ist das Gegenteil von Katmando?? Katmandon't - Brüller!! Die schrille Grinsekatze hat latürnich einen Joint, dick wie ein Ofenrohr, zwischen den Kaubrettern - 2:0 für Fischer Fritzens frisch gefischte Fische!!
So, jetzt lassen wir aber mal den Ernst rein: "Katmandon't" reifte seit fünfzehn Jahren in Scott Fischers 'Vergnügungspark'. Von daher ist die vorliegende Scheibe schon reichlich 'ausgeschlafen'. Die dazugehörigen Songs entstanden zwischen Oktober 2005 und November 2011, sind also ebenfalls 'gut abgehangen'. Die musikalische Inspiration des Mannes aus 'Obama-Town (Chicago,IL) soll in Zappa begründet liegen, was allerdings eher hintergründig zur Geltung kommt. Billy Joel und Randy Newman sind da allein schon wegen Scott Fischers Vorliebe zum Piano viel eher ausfindig zu machen. In gelegentlichen Momenten glaubt man gar einem 'klassischen' Crooner wie Barry Manilow beizuwohnen. Durch alle Songs zieht sich Fischers offensichtlicher Hang zum Orchestralen, zur großen Geste - der gewisse Hauch dieses ominösen Sergeant Pepper... Zu keinem Zeitpunkt kommt hier allerdings Großspurigkeit auf!
Fischers 'flackernde' (engl.: flicker) Stimme ist nicht immer ganz sicher, was aber sympathisch rüberkommt, und mich gelegentlich etwas an den noch selig zu sprechenden Marc Bolan erinnert. Das Pianospiel ist dagegen über alle Zweifel erhaben, quasi 'fff' - formidabel, furios, fantastisch!!
Etwas aus dem Joel/Newman'schen Rahmen fällt der Opener "Music Is My Mistress", der mich stark an die Ballade vom Curtis Loew erinnert. Auch das nachfolgende "Ex-Birthday" verströmt einen ebenso dezenten wie charmanten Southern Touch. Leicht jazzige Passagen bietet "Year Of The Locust", die locker in den typischen Pianoballaden-Stil eingestreut werden - ganz stark hier: das Sax von David Purdy! Einen Dreivierteltakt auf ein Rock-Album zu bannen, zeugt schon von einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein. Das 'Schifferklavier' auf "Death Of A Dutchman" stammt offensichtlich aus der Synthesizer-'Konserve', schade eigentlich, aber das Flair dieses Songs entführt einen unwillkürlich auf die Prachtmeile der zauberhaftesten Stadt der Welt, Paris.
Ein barock-opulenter Neun-Minüter verrät wenig später ganz sicher mehr als "Three Little Secrets", aber mein 'primus inter pares' ist und bleibt "Wound Up Being Me", das mit ständig neuen Facetten, mal die Pilzköpfe - mal das Electric Light Orchestra, überrascht. Ganz stark präsentiert sich hier der Gitarrist Tim Kublak - Fischer am Synthesizer ebenso, nur ist dieser etwas zu leise abgemischt worden.
Dem Leser dürfte bis hierhin meine überaus 'subtile' Begeisterung nicht entgangen sein, was selbstredend eine höchst subjektive Angelegenheit ist. *Augenzwinker*
Wenn man die Liebe zum Piano als Hauptinstrument und vielschichtige Arrangements, die manchmal die Grenze zum Schwülstigen touchieren können, nicht teilt, sollte man vielleicht besser die Finger von "Katmandon't" lassen. Mich hat der Flicker jedenfalls sprichwörtlich entfacht. Die erste Riesenüberraschung des noch jungen Jahres - mehr davon, Mr. Fischer!!
Line-up:
Scott Fischer (vocals, guitar, piano keyboards)
Additional Musicians:
Kevin Becker (bass - #1-4, #6,7,9)
Michael Duttge (guitars - #1-4, #6,7,9)
Steve Langelan (drums - #1-4, #6,7,9)
Keith Betti (guitarsolo - #1,2,4, ukulele #5)
Tim Gavin (drums - #5,8)
Andy Svlatko (bass - #5,8)
Cathy Starr (violin layering magic - #3,7)
Tim Kubiak (guitars #8)
Ted Clyde (backing vocals)
Charlie Cossey (pedal steel #1)
David Purdy (saxophone - #4)
Tracklist |
01:Music Is My Mistress (3:34)
02:Ex-Birthday (4:41)
03:Souls (3:36)
04:Year Of The Locust (5:31)
05:Death Of A Dutchman (4:12)
06:Diamond Blue (3:49)
07:Three Little Secrets (9:03)
08:Wound Up Being Me (5:47)
09:Bonfire Memories (4:52)
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Externe Links:
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