Es gibt Alben, die gehören in wirklich jede Plattensammlung. Eine davon ist zweifelsohne "Misplaced Childhood" von Marillon. Dessen wird sich wohl auch Fish bewusst gewesen sein, als er sich daran machte das Album noch mal live aufzuführen, schließlich war er ja an der Entstehung der Songs maßgeblich beteiligt. Und so kommt in diesem Monat das neue Live-Album mit dem Titel "Return To Childhood" auf den Markt, das hauptsächlich in Köln aufgenommen wurde.

Die erste CD beinhaltet ausschließlich Songs aus dem Solofundus seiner Karriere. Die Aufnahmen klingen recht ordentlich und druckvoll. Die Keyboards bei "Big Wedge" sind teilweise etwas dünn. Dafür stimmt auf jeden Fall der Gitarrensound. Auch die Stimme von Fish kommt gut rüber, wenn auch etwas belegt. Auf "Moving Targets" gibt es ein tolles Twinsolo von den Keyboards und der Gitarre sowie feine Backingvocals. Leider bekam ich nur eine abgespeckte Promo-Version dieses Albums, dem kein Cover beilag. So konnte ich auch nach intensiver Recherche nicht herausfinden, wer die musikalischen Mitstreiter bei diesen Aufnahmen waren. Sehr schade!

Auf jeden Fall hat Fish hier eine gute Band am Start. Die Musiker verstehen ihr Handwerk ohne Ausnahme. Sehr gut gefällt mir auf der ersten Scheibe die Aufnahme von "Goldfish And Clowns". Toller Gesang von Fish und der Sängerin, dessen Name für mich leider im Verborgenen bleibt. Ein kraftvolles Gitarrensolo rundet das Bild ab. "Raingods Dancing" und "Wake Up Call" wirken wie aus einem Guss.

"Innocent Party" startet mit kraftvollen Keyboards und einer starken Gitarre. Der Bass macht ordentlich Druck und legt das Fundament für die Soli des Synthesizers und der Gitarre. Der Übergang zu "Long Cold Day" wird auch hier wieder nahtlos vollzogen. Progrock vom feinsten wird uns hier geboten. Das Zusammenspiel aller Beteiligten sitzt.

Dann wurde noch "Credo" von dem zweiten Soloalbum "Internal Exile" aus dem Jahre 1991 mit ins Programm genommen. Auch hier ist der Sound wieder besonders druckvoll. Die Drums rollen mit mächtig Dampf durch das Stück, und der Gesang passt. Am Ende des Songs darf das Publikum noch ein wenig mitsingen und wird dabei von den Drums begleitet. Ein würdiger Abschluss für die erste Scheibe des Doppelpacks.

Die zweite CD widmet sich einzig und allein der Songs aus der Marillion Ära und hier vornehmlich von dem Album "Misplaced Childhood", das wohl bekannteste Werk der Band, dessen Sänger zu dieser Zeit Fish ja war. Hier begibt sich der gute Mann allerdings auf sehr dünnes Eis; zu gut waren seinerzeit die Aufnahmen von Marillion. Aber um es vorweg zu nehmen: Fish ist nicht ins dünne Eis eingebrochen, er hat allenfalls mal nasse Füße bekommen.

Natürlich klingen die Aufnahmen heute anders, denn die Stimme des Sängers hat sich nach über 20 Jahren verändert. Trotzdem macht Derek William Dick auf dieser Aufnahme eine gute Figur. OK, hier und da wird es stimmlich schon mal recht eng. Dafür entschädigen die tollen Einlagen der Sängerin, die mühelos in alle Höhen der Songs kommt und Fish hervorragend unterstützt. Auch die Band leistet sich keinerlei Schwächen.

Die Keyboards klingen recht authentisch und bringen das Feeling der alten Klassiker gut rüber. "Misplaced Childhood" wird auf dieser Live-Aufnahme komplett gespielt und durch drei weitere Marillion-Songs ergänzt. "Incommunicado", "Market Square Heroes" und "Fugazi" klingen sehr authentisch und kommen druckvoll.

Fazit: Es war schön die alten Marillion-Songs im neuen Gewand noch mal zu hören. Natürlich wird es wieder Nörgler geben, die der Meinung sind, dass die alten Aufnahmen besser waren. Richtig so, nörgelt ihr nur weiter, ich genieße in der Zeit lieber noch mal "Return To Childhood" mit dem frischen Sound von heute. Ein gelungenes Live-Album das Lust auf mehr Fish macht.