Fist / Turn The Hell On
Turn The Hell On Spielzeit: 47:26
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2010 (MCA, 1980)
Stil: NWoBHM


Review vom 22.09.2010


Marius Gindra
Die sogenannte New Wave Of British Heavy Metal, auch bekannt unter dem Kürzel NWoBHM, ist KULT! Punkt! Aus! Ende! Eine Stilrichtung, die nicht nur Combos hervorgebracht hat, die auch noch Jahrzehnte später kommerziell erfolgreich waren (Iron Maiden, Saxon), sondern ebenso bzw. gerade im Underground eine schon fast nicht mehr überschaubare Masse an beachtenswerten Bands vorzuweisen hat, die auch noch heute von einer kleinen, aber fanatischen Anhängerschaft bis aufs Blut abgefeiert werden.
Eine sehr unterbewertete, dadurch aber noch interessantere und reizvollere Band, die z.B. eher auf letztere Beschreibung zutrifft, sind die hier besprochenen Fist aus Newcastle. Gegründet im Jahre 1978, also eher zu Beginn dieser musikalischen Revolution, wurden 1980 über das kleine Kult-Label Neat Records erst einmal zwei Singles in geringer Auflage veröffentlicht, bevor es eher gegen Ende desselben Jahres ins Studio ging und die erste Langrille mit dem Titel "Turn The Hell On" eingespielt und veröffentlicht wurde.
Dreißig Jahre nach Erstveröffentlichung wird nun über das polnische Label Metal Mind Productions in die Läden der Republik eine Neuauflage dieser sehr hörenswerten Platte gewuchtet, wie immer in gewohnter Aufmachung: Als remasterte, goldene Disk, im Digi-Pack inklusive Booklet mitsamt Songtexten und einem Limit von 2.000 nummerierten Einheiten. Zusätzlich bekommt man die zwei Bonustracks "Brain Damage" (B-Seite der zweiten Single "Forever Amber") und "Law Of The Jungle" (B-Seite der dritten Single "Collision Course" aus dem Jahre 1981) serviert, womit dieser Re-Release zu einem attraktiven Gourmethappen für Fans des urwüchsigen England-Metals mutieren dürfte. Doch auch für RockTimes-Leser mit eher wenig Old-School-Metal-Erfahrung möchte ich die Musik an sich noch einmal etwas genauer beschreiben, da selbst die NWoBHM unterschiedlichste Tonkunst bietet.
Von hochmelodischen Bands wie Praying Mantis über Proto-Speed-Metal-Horden der Marke Raven bis hin zur ersten Black Metal-Truppe (Venom) ist da nämlich wirklich jede Menge vertreten. Fist gehörten wiederum mehr zu der Rubrik, die sich eher dem etwas melodischeren, sehr rock'n'rolligen und Hard Rock-geprägten Heavy Metal widmeten. Vergleichbare Bands ihrer Zeit waren z.B. die ebenfalls im Underground verwurzelten Vardis, Def Leppard im Zeitalter von "On Through The Night" (1980) und "High 'n Dry" (1981), gleichermaßen aber auch Angel Witch in ihren etwas gediegeneren Momenten. Der Gesang klingt auch noch nach wahrhaftigem Geschmetter, der Sound haut Omi nicht sofort vom Schaukelstuhl und dennoch ist immer noch genügend Heavy Metal vorhanden. Will meinen: Gaaaanz harte Black-Metaller werden Fist definitiv nicht als zukünftige Lieblingsband ernennen, wer aber ein Gespür für Melodie und Härte auf gleichem Niveau hat, kann sich bedenkenlos zur Zielgruppe zählen.
Nun müssen wir nur noch bangen, dass demnächst das nur minimal schlechtere Album "Back With A Vengeance" aus dem Jahre 1982 ebenfalls erhältlich wird; die Fangemeinde wäre sicherlich sehr dankbar, von einer eventuellen Reunion-Tour mal ganz abgesehen.
Interessante Randanekdote zum Schluss: Ende der 70er, Anfang der 80er gab es auch in Kanada eine Band gleichen Namens, doch da die Engländer zuerst das Recht auf diesen Namen in Anspruch nahmen, mussten sich die Übersee-Rocker in europäischen Gefilden den Namen Myofist verpassen. Pech gehabt!
Line-up:
Keith Satchield (guitar, vocals)
Dave Irwin (guitar)
John Wylie (bass)
Harry Hill (drums)
Tracklist
01:Hole In The Wall Gang
02:The Watcher
03:Collision Course
04:You'll Never Get Me Up (In One Of Those)
05:Forever Amber
06:Axeman
07:The Vamp
08:Terminus
09:One Percenter
10:Name, Rank And Serial Number
11:Brain Damage
12:Law Of The Jungle
Externe Links: