The Fixx / Live At Rockpalast
Live At Rockpalast Spielzeit: 81:33 (DVD), 79:32 (CD)
Medium: CD/DVD
DVD-Technik:
Bild: NTSC
Audio: Stereo, 5.1 Surround Sound
Region: Free
FSK: 0
Label: Repertoire Records, 2014
Stil: New Wave, Pop

Review vom 10.04.2014


Steve Braun
Nicht für geschenkt wäre ich anno 1985 zu einem Konzert von The Fixx gegangen. Weder in die Hamburger Markthalle noch sonstwo hin! Mich zwischen tausend geschniegelte 'Popper' stellen? Mir die Gehirnwäsche mit hohlem 'Fashion-Talk' im Foyer abholen? Nicht mal mit Alberichs Tarnkappe! Iiih, guck mal - ein Gammler! Ich wäre irgendwie unangenehm aufgefallen und erst recht, wenn mich einer erkannt hätte...
Scherz beiseite! Ich schreib hier schließlich nicht zum Spaß... über The Fixx. Der britische Fünfer surfte seinerzeit mit einigem Erfolg auf der Welle des 'New Romantic Movement', gemeinsam mit Bands wie Duran Duran oder Spandau Ballet. Klar, es gab da auch einige relativ coole Vertreter wie die Simple Minds, aber wenn's schon Wave sein musste, dann bitte die Eurythmics oder lieber gleich Inga Humpe...
Nun ist ja - ich erwähnte es bereits mehrfach - das Schöne am Redakteursalltag, dass man mit Musik konfrontiert wird, die man im non-virtuellen Leben nicht mal mit Latexhandschuhen anfassen würde oder von der man in jungen Jahren Komedonen bekommen hätte. Und da kann man manchmal gewaltige Überraschungen erleben, wenn man sich erstmal dazu überwunden hat, über den beschränkten eigenen Tellerrand zu blicken.
Ums mal gleich vorweg zu schicken: Mit The Fixx klappt das diesmal nicht ganz einwandfrei. Der von breiten Synthesizerwänden dominierte Synthi-Pop ist ebenso unterkühlt wie die etwas spröde Bühnenshow. Daran kann der mit einem wirklich guten Organ ausgestattete Sänger Cy Curin wenig ändern. Das hindert allerdings die Besucher des Konzertes, das am 22. Februar 1985 in der Hamburger Markthalle für den WDR-Rockpalast aufgezeichnet wurde, nicht an (vor allem gegen Ende) alles andere als 'hanseatischen' Begeisterungsstürmen.
Das mit Hits gespickte Repertoire tat sicherlich das Übrige. Von dem ein halbes Jahr zuvor erschienenen und damit aktuellen Album "Phantoms" wurden die Singles "Are We Ourselves?" und "Sunshine In the Shade" ebenso freudig aufgenommen wie der bis dato größte Hit der Band "One Thing Leads To Another" (#4 der Billboard-Top-100) vom Vorgänger "Reach The Beach". Auch das Debüt "Shuttered Room" ist mit "Red Skies" und vor allem "Stand Or Fall" (#7 Billboard-Mainstream Rock-Charts) prominent vertreten.
Nur will der Funke - zumindest bei mir - nicht so recht überspringen. Zu geschliffen, zu blank poliert agiert The Fixx. Zu wenig Abwechslung bieten die siebzehn recht gleichförmigen Songs, denen allesamt Keyboarder Rupert Greenall den musikalischen Stempel aufdrückt. Neben der enormen Bühnepräsenz von Cy Curin passiert hier einfach zu wenig. Gitarrist Jamie West-Oram beschränkt sich auf funkige Einschübe, rockiger Biss ist absolut fehlangezeigt. Das Schlagwerk von Adam Woods verfügt zwar über einen angenehm treibend-rhythmischen Zug, klingt aber (vor allem beim Einsatz der seinerzeit überaus populären Sample-Pads) etwas klinisch-steril. Originell sind einzig Dan K. Browns Bassparts. Allerdings nicht wegen überragender Leistungen, sondern weil er stoisch, ohne eine einzige Miene zu verziehen am rechten Bühnenrand verwurzelt ist - was durchaus komische Züge trägt.
Wie es im New Wave und Synthie-Pop seinerzeit üblich war, arbeiten The Fixx während des gut achtzigminütigen Auftritts hauptsächlich atmosphärisch - solistische Ausflüge einzelner Akteure, das Salz in der Suppe eines guten Gigs, finden praktisch nicht statt. Der 'Popper-Gemeinde' in der augenscheinlich ordentlich gefüllten Markthalle gefällt's trotzdem. Wen wundert es...
Bemerkenswert ist, dass die Band bis in heutige Tage aktiv ist - mittlerweile sogar wieder in Originalbesetzung. Ihre vielen Freunde werden sich über "Live At Rockpalast" und ein Wiedersehen mit ihren dreißig Jahre jüngeren Helden freuen. Aber auch später geborene Popfans können sich mit diesem CD/DVD-Päckchen einmal The Fixx nähern.
Abgerundet wird dieser hochwertige Digipak im Pappschuber - wie wir es von Repertoire Records gewohnt sind - mit einem sehr schönen Booklet, diesmal mit ausführlichen Liner Notes des britischen Musikjournalisten Michael Heatley.
Line-up:
Cy Curin (lead vocals)
Rupert Greenall (keyboards)
Jamie West-Oram (guitars, backgound vocals)
Dan K. Brown (bass)
Adam Woods (drums)
Tracklist
01:Intro [nur DVD]
02:Privilege
03:Question
04:Lose Face
05:Stand Or Fall
06:Less Cities, More Moving People
07:Are We Ourselves?
08:In Suspence
09:Wish
10:Sunshine In The Shade
11:The Fool
12:One Thing Leads To Annother
13:Saved By Zero
14:Lost In Battle Overseas
15:Deeper
16:Red Skies
17:Reach The Beach
18:Running
Externe Links: