Mit "Different Kinds Of Truth" bringen die Ruhrpottler The Flaw ein spannendes Debütalbum ins Rennen.
Symphonic Metal oder Gothic mit Wave in Doom-Klängen gebadet, eine exakte Definition ist hier nicht möglich, und wie meistens liegt auch hier die Wahrheit, wie vom Titel her abzuleiten, irgendwo in der Mitte. Wer in diesem Bereich an Female-Fronted-Vocals denkt, kommt vorwiegend mit Nightwish oder den Legionen anderer Interpreten in Kontakt, die sich im Fahrwasser der Operetten- oder Elfenjodler tummeln.
The Flaw aus dem Ruhrgebiet sind mit ihrer Orientierung am düster-melodischen Mainstream keine Ausnahme, aber es gibt doch Unterschiede und die haben es in sich.
Mit der Vorzeigenachtigall und Ausnahmevokalistin Alexandra Leu in ihren Reihen, haben sie das Potential, zu den Großen in der Verkaufszahlen-Hitparade aufzuschließen. Mit zwingenden und fein stilisierten Klängen, die von Axtschwinger Lars und Tieftöner Massimo sowie den hämmernden Drums von Janis hochkarätig in satte Melodiebögen mit einem dunklen, emotionalen Tiefgang verwandelt werden, zeigt das Quartett, dass es auch jenseits der bekannten Größen noch genügend Raum auf der Gothic-Kreativitätsskala gibt.
"The Gift" und "Strange Land" werden mit Doublebass-Attacken und doomigen Passagen in ein sphärisches Intermezzo mit Brachialeruptionen verwandelt. Alexandra transportiert die Stücke mit ihrer teils Gänsehaut erzeugenden Stimme, die in ihrer Ausdrucksstärke zu den definitiven Schwerpunkten dieser Band zählt, in mystisch verzerrte Welten. Mit böse vibrierenden Saiten und dumpf grollenden Bässen wird vom ersten Moment an eine Spannung erzeugt,die dem Zuhörer keine Verschnaufpause gönnt.
"On A Windowshelf", mit verschleppten Gitarrenriffing und Pianospuren, strömt wie Plasma aus der Doom-Wundertüte. Streicher, die sofort von fließenden Gitarrenwänden eingerahmt werden, machen "All The World's Darkness" zu einem Gothic-Vorzeige-Track. Lasziv und sehnsüchtig ertönt die Stimme, um dann mit donnerndem Saitengewitter in ein furioses halbballadeskes, orchestrales Märchenbuch einzutauchen.
"Revelation" erinnert leicht an "White Rabbitt" von Jefferson Airplane und gleitet auf der Gefühlsskala von einem Höhepunkt zum nächsten. Nanopartikel von Pagan Metal integrieren sich in die Gesamtsubstanz und schaffen charismatische Höhepunkte mit Chorälen voller Tragik. Riffpower und ein Gespür für musikalische Qualität, kraftvoll und melodisch, mit einer beeindruckenden Bandbreite an Vocal-Power, macht diese Band zu einer erfreulichen Ausnahme am schwarzen Horizont.
"Different Kinds Of Truth" ist in der Gesamtbetrachtung, mit Mollhymnen ohne klischeetriefende Gleichförmigkeit, zu einem der
gefühlvollsten Gothic-Alben in einem mit Plagiaten überfüllten Genre geworden. 9 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Alexandra Leu (Gesang)
Massimo Sarti (Bass)
Lars Schlüter (Gitarre)
Janis Bakine (Schlagzeug)
Tracklist |
01:The Gift
02:Strange Land
03:Seven Hours
04:On A Windowshelf
05:Fragile
06:All the World's Darkness
07:Revelation
08:The Tempest
09:Dark Light District
10:Mute
11:Outro
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