Gibt es ein perfektes Pop-Album mit (ein wenig) Rock-Strukturen? Ja!
Fleetwood Mac brachten 1987 ein solches Album. Es war für lange Zeit das letzte unter der Regie von
Lindsey Buckingham, denn bald darauf hin nahm er 'den Hut'. Zum Glück kehrte er dann später, viel später wieder zu seiner Band zurück. "Tango In The Night" war quasi sein Abschiedsgeschenk für die Fans. Der Tonträger ist gespickt mit Super-Tracks, deren Melodien richtige 'Ohrenfänger' sind! Nach dem zuckersüßen Vorgänger Album "Mirage", wurde nun ein gehaltvoller Nachfolger auf die Hörerschaft losgelassen. "Tango In The Night" ist um Längen besser gelungen - intensiver und ohne Ablaufdatum! Was da die Band für schöne, bittersüsse und eindringliche Songs erschaffen hat, sucht seinesgleichen vergebens. Die zwölf Tracks bestechen durch eine verführerisch gespielte Kompetenz, wie man es nur ganz selten findet. Im Prinzip fällt nur eine Nummer ab - später mehr dazu. Alles wirkt so frisch, unverbraucht und voller Zeitlosigkeit! Diese Platte kann man definitiv immer wieder hören. Jede Jahreszeit ist da geeignet, genau solche Alben machen den Unterschied aus!
Der Beginn mit "Big Love" ist magistral und zauberhaft vorgetragen. Welch Melodieführung! 'Weiche' Gitarrenläufe von
Lindsey veredeln den Song mit seinem Gesang zur musikalischen Vollkommenheit. Die Rhythmustruppe gibt dem Stück das Gerüst und das nötige breite Volumen. Durch ein leichtes (angenehmes) Stöhnen im Refrain, vermittelt der Track noch zusätzlich eine Portion Erotik! Mit "Seven Wonders", kann dann die 'Fee aus Texas',
Stevie Nicks, richtig glänzen. Ihr 'gebrechlicher' Gesang passt wie immer vorzüglich zum
Fleetwood Mac-Sound. Auch hier sind die butterweichen Gitarrenparts von
Lindsey einfach als famos zu bezeichnen. Bei "Everywhere" kann nun
Christine ('Perfect') McVie das Micro übernehmen - passt! Der Rhythmus stimmt, und wie. Der Song hat das gewisse Etwas. Er setzt sich einfach fest in meinen Gehörgängen.
Lindsey bringt nun den Track "Caroline". Richtig flockig kommt das Stück daher und verlangt nach mehr Stoff zum Träumen... "Tango In The Night" überzeugt dann auf der ganzen Linie. Mystisch und mit richtig geilem Aufbau strotzt der Song nur so von Selbstvertrauen. Die Gitarren kommen wie Wellenbrecher und spülen die Songstruktur angenehm durcheinander. Am Schluss dann dieser unwiderstehliche Gitarren-Exploit von
Lindsey - kurz aber intensiv!
"Mystified" kommt angenehm schleichend und ruhig plätschernd 'um die Ecke'. Christine singt wie es sein muss. Der Track ist zum Entspannen und Relaxen bestens geeignet. "Little Lies" sprengt dann wieder die Pop-Kunst und wurde ein veritabler Hit. Der Vokaleinsatz von Christine sowie die unterstützenden Einsätze von Stevie sind einfach grandios. Der Refrain gibt noch zusätzliches 'Futter'. "Family Man" ist dann einfach nur herrlich. Lindsey mit der Akustikgitarre und Vokaleinsatz. Ja, so spielt man sich in die Herzen der Zuhörerschaft. "Welcome To The Room... Sara" ist richtig auf Stevie zugeschnitten. Ihre Stimme kommt da perfekt zur Geltung! Die Nummer ist nicht überragend, wirkt aber irgendwie so verletzlich - und so wird sie wieder spannend! Der nächste Track, "Isn't Midnight", was soll ich sagen? Ein Traum! Ein Knaller mit einer unglaublichen Gitarrenführung von Lindsey. Der Rhythmus peitscht die Gitarre voran, unterstützt vom Ineinandergehen der Vokaleinsätze Lindseys, Christines und Stevies. Der Schlussteil lässt uns die Nackenhaare aufstehen! Der Meister hat einen Lauf auf seiner Gitarre, langgezogen und mit einem Klang der einfach nur genial ist. He, Luftgitarre her…
"When I See You Again" kann dann aber überhaupt nicht mehr überzeugen und eher quälend als schön vorgetragen. Macht aber nichts, denn bei soviel Hitdichte kann man das vertragen. Den Abschluss macht "You And I, Part II". Der Track ist angenehm, zwar kein Burner, passt aber sicher zum Album. Nicht vergessen, wirklich nicht vergessen möchte ich die tolle Rhythmusfraktion von
Fleetwood Mac.
John McVie am Bass und
Mick Fleetwood an den 'Fellen' leisten tolle Arbeit! Die Platte besticht durch ausgeklügelte Melodien und ist wirklich als zeitlos zu bezeichnen. Ich denke, "Tango In The Night" ist ein Meisterwerk in Sachen Pop mit Rockeinflüssen. Wenn man die beiden Damen,
Stevie und
Chistine im direkten Vergleich gegenüberstellt, muss man feststellen, dass
Christine mit den 'besseren' Tracks (gesanglich) aufwarten kann - sorry,
Stevie! Da es aber ein Gruppenalbum ist, belassen wir es als ein tolles
Fleetwood Mac-Werk. Dreifach Platin in den Staaten, England Platz 1, Deutschland Platz 2 und weitere Top-Plazierungen rund um den Erdball sprechen eine deutliche Sprache. "Big Love" und "Little Lies" glänzten mit Single-Versionen und Top-Platzierungen. Leider gibt es "Tango In The Night" noch nicht in einer remasterten Version. Da der Tonträger bereits 1987 extrem gut aufgenommen wurde, vergeben wir dem Label Warner.