Na Freunde, mal wieder Bock auf richtigen Heavy Metal? So wirklich Metal in Reinkultur, ursprünglich, schnörkellos, polarisierend und durchdringend?
Mit ihrem zweiten Studioalbum wollen Force of Evil einen vorderen Rang am Richtplatz einnehmen. Der Name der 2002 gegründeten Truppe klingt ziemlich einfältig. Aber sie befinden sich damit in ihrem Genre durchaus in guter Gesellschaft. Beknackte Bandnamen sind schon lange kein Alleinstellungsmerkmal mehr, wie Iron Maiden , Hammerfall, Holy Moses oder Desaster Area beweisen.
Das Album heißt "Black Empire". Zugegebener Maßen ist der Name auch nicht fürchterlich erfinderisch. Er zeigt aber an, in welche Richtung die Reise geht. Nämlich nach unten zum ultraheißen Mittelpunkt der Erde, der in der Mythologie ja noch anders bezeichnet wird.
Gnädiges Schicksal, wen haben wir denn da? Die Gitarren werden von zwei alten Hasen des Business gequält. Die dänischen Metal-Urgesteine Michael Denner und Hank Shermann spielen sich die Finger wund. Seit ihrer Zeit bei Mercyful Fate haben sie nichts verlernt. Im Gegenteil, sie zaubern auf "Black Empire" in einer Tour. Jeder hat genügend Raum, um sich gehörig auszutoben. Jedes Solo ist hörenswert. Natürlich schwärmt man schnell von alten "Curse Of The Pharaohs" - Zeiten. Die Mucke ist ähnlich arrangiert, das Songwriting ist Mercyful Fate-kompatibel und die Gitarrenparts sind gleichermaßen elektrisierend wie damals.
Damit hört die Ähnlichkeit aber noch nicht auf. Am Mikro brüllt ein gewisser Martin Steene und wechselt wild zwischen hohen und tiefen Tonlagen. Vielleicht passt diese Art von Gesang am besten zu den Denner/Shermann-Konstrukten, aber der gute Mr.Steene wendet doch ähnliche Effekte an wie Mr. Diamond. Steenne hat bei den normalen Gesangspassagen den Kehlkopf vorne, wogegen King Diamond bei den hohen Kopfstimmparts klar führt. Wie das Foto auf dem Backcover klar beweist, will Martin Steene aber zumindest genauso böse sein, wie der verkohlenstoffte König. Warum hätte er sonst sein verkehrtherummes Kreuz so akkurat überm T-Shirt drapieren sollen?
Die Rhythmustruppe macht einen anständigen Job. Basser Hal Patino donnert brav im Hintergrund. Seinen stärksten Part spielt er beim Support der Gesangslinie von "The Sinister Show". Bjarne T. Holm setzt mit gekonnten Doublebass-Ausbrüchen seine Akzente.
Hier ein paar Einzelheiten:
Mit einer wahren Schlachterei geht es los. Sie heißt "Black Empire" und ist damit der Titeltrack. Das erst dramatische, dann aggressive Vorspiel mit einer kurzen Sprechgesangspassage, geht in einen Urgrunzer über. Von da ab regiert das Up-Tempo. Double-Bass Burst fackeln durch den Refrain und Martin Steene erreicht wahrhaft sirenenartige Frequenzen. Dann wird es das erste Mal Ernst für die beiden Gitarrengötter...
Ein scharfes Feedback eröffnet "The Sinister Show". Gerade wenn man, vom einfach gehaltenen Eingangsriff enttäuscht, weiter skippen will, zeigt der Song seine Klingen. Wieder ertönen die für Force of Evil typischen Backingvocals. Leider ist auch eine kurze "Wo-hoo-hoo" Passage dabei. Aber bevor sie einem so richtig auf den Zeiger gehen kann, übernehmen wieder Shermann/Denner.
Unheimlich und mystisch geht es zu bei "Days of Damien". Es zeigen sich wieder die Mercyful Fate-Wurzeln. Dieser Song ist ein Low-Tempo Schocker, denn es ist wohl klar, dass eine Band wie Force of Evil keine Balladen bringt. Trotzdem wurde es Bjarne wohl irgendwann doch zu viel des Trägen. Wozu hat man als Trommler schließlich zwei Beine?
Ein Song in bester M.F.-Tradition ist "Disciples Of The King". Die schaurig-schönen Backing Vocals versetzen den Hörer direkt in den Gruselfilm. Das Drama zum Höhepunkt bringen die Gitarristen mit ihren virtuosen, mehrstimmigen Gitarrenläufen.
Wozu man Rhythmusgitarre spielt, erklären Denner/Shermann gleich zur Eröffnung von "Beyond The Gates." Unbedingt hinhören. Nach 2:42 Minuten erklären sie nebenbei auch noch mal, wozu so eine Lead-Gitarre gut ist. Oder eben zwei!
Endlich bringt uns mal jemand bei, was S.O.S. nun eigentlich bedeutet.
Die Schlauen behaupteten schon immer: "Save our Souls". Die Oberschlauen meinten: "Ist gar keine Abkürzung. Bedeutet im Morsefunk aber nichts weiter als: Hallo Leute! Stecken hier bis zum Hals im Dreck! Wäre nett, wenn mal jemand vorbei schauen könnte!"
Forces of Evil klären uns nun endgültig auf: S.ons O.f S.atan. Mensch Jungs, seid ihr nicht langsam zu alt für so einen Mist?
Ansonsten fasst der Song "S.O.S" alles noch mal zusammen, wofür Force of Evil stehen: wohl wirklich polarisierender Gesang, eigenwillige Backing Vocals, zwei klasse Gitarristen und einen fähigen Trommler.
Also, Musikfans da draußen: Wenn ihr den ganzen überladenen Schwachsinn, von wegen "Symphonic Metal" oder "Melodic Bombast" für eine Zeit satt habt, tretet der "Force of Evil" bei. Bei knapp einer Stunde "Black Empire" könnt ihr in Gesellschaft von ein paar Dosen Tuborg Pilsner von schwarzen Messen träumen oder besser noch von heißen Hexen.
6,66 evil Points für "Black Empire" auf der Wahnwirtz-Skala.
Spielzeit: 59:36, Medium: CD, Escapi Music, 2005
1:Black Empire 2:Back To Hell 3:Cabrini Green 4:Death Comes Crawling 5:The Sinister Show 6:Days Of Damien 7:Disciples Of The King 8:Beyond The Gates 9:Hobbs End 10:Dead In Texas 11:Vorhees Revenge 12:S.O.S.
Olli "Wahn" Wirtz, 12.03.2005
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