»Ach stimmt, den Song gibt's ja auch noch!« oder »Ah klar, das Lied ist ja auch von denen!« Dieses Gefühl der positiven Überraschung ist am Samstag Abend, den 27.6. in Bad Brückenau öfters aufgekommen, als die britisch-amerikanische Band Foreigner im Kurpark von Anfang bis Ende Hit an Hit gereiht hat.
Zum dritten Mal hieß es also "Rock im Park" im Kurpark und nach Deep Purple 2007 und Jethro Tull 2008 sollte es heuer Foreigner sein, die mit ihrer No End In Sight-Tour in der Kurstadt halt machten.
Doch noch bevor ein einziger Ton auf der Bühne gespielt wurde, gab es immer wieder fragende Blicke gen Himmel (das Konzert vom letzten Jahr war vielleicht noch im Hinterkopf), da die grauen Wolken nicht sehr vertrauenswürdig erschienen. Die gute Laune ließ sich trotzdem keiner nehmen und es blieb erfreulicherweise auch den ganzen Abend trocken.
Um schließlich auch für die kommenden knapp drei Stunden Rockmusik gewappnet zu sein, waren linke und rechte Hand mit Bier und XXL-Bratwurst auszustatten. Mit diesen, für ein Konzert schon fast essenziellen Utensilien konnten Mann und Frau sich dann einen Stehplatz im Kurpark suchen. Stehplatz? Ja! Dieses Jahr wurde glücklicherweise auf Stühle verzichtet, was auch ausschlaggebend für eine gute Stimmung war.
Schon die um 20.00 Uhr beginnende Vorband Kojak sorgte bei den knapp 3.000 Leuten im Publikum für gute Laune, Lacher und staunende Gesichter. Da kletterte der aus Los Angeles stammende Frontmann doch einfach rotzfrech auf die Statue und dann noch aufs Bühnendach! Nach einigen eigenen Nummern endete ihr Auftritt mit einem Medley aus Hendrix' "Hey Joe" und Led Zeppelins "Whole Lotta Love". Der Band hat's gefallen, den Zuschauern ebenfalls, aber der Hauptact kam natürlich noch.
Um fast auf die Minute genau 21 Uhr war es dann auch endlich soweit und die 'Jungs' um das Ur- Foreigner-Mitglied Mick Jones betraten die Bühne, um ihr Hit-Feuerwerk zu zünden. Die erste Nummer war "Double Vision", bei der man das Instrument von Gitarrist Mick Jones noch kaum gehört hat. Ein Problem, dass glücklicherweise sofort gelöst wurde und ab dem zweiten Song gab es Flitterwochen für die Ohren. Einen derartig glasklaren Sound hört man leider selten, umso erfreulicher, dass es hier der Fall war. Ironischerweise wurde mit dem dritten Lied, "Cold As Ice", das Eis zwischen Publikum und Band gebrochen.
Ab sofort hatte Rockröhre Kelly Hansen die anfangs noch etwas zurückhaltenden Zuschauer auf seiner Seite. Ein bekanntes Stück folgte auf das andere. Zwischen rockigen Nummern wie "Dirty White Boy" folgten immer wieder Edelballaden à la "Waiting For A Girl Like You", bei denen natürlich jeder, sehr zur Freude der Band, mitsingen konnte und auch wollte. Überhaupt hat man nie den Eindruck bekommen, dass hier eine Band nur des Geldes wegen spielt.
Nein, ganz im Gegenteil. Diesen fünf Männern konnte man ansehen, dass sie immer noch, oder jetzt in neuer Besetzung wieder richtig Lust haben, ihre alten Kracher wie "Starrider" zu spielen. So bekam man dann nicht nur feine Kost für's Ohr, sondern auch für's Auge. Die Lichtshow passte ebenso perfekt zu der Band, wie das halb offene Hemd zu Leadsinger Kelly Hansen. Überhaupt wirkte das ganze Auftreten schon fast zu perfekt. Jeder Schlag auf's Schlagzeug saß richtig, jeder Ton vom Keyboard an der korrekten Stelle und die melodischen Gitarrensoli waren sauber wie die sonntagliche Kirchenkleidung. Auch die Stimme von Kelly Hansen ist der von Ex-Sänger Lou Gramm erstaunlich ähnlich, ja schon fast gleich.
Als nach knapp 1 ½ Stunden das Intro von einem der größten Foreigner-Hits, "Urgent", ertönt, ist das Publikum aus dem Häuschen. Eigentlich gab es jetzt ja schon alles was das Herz begehrte. Eigentlich! Nach einem ausgedehnten Keyboard- und anschließendem Schlagzeugsolo folgte der Gassenhauer "Juke Box Hero", welcher natürlich wieder zum Klatschen und Mitsingen aufforderte.
Aber auch wer jetzt glaubte, das muss es doch gewesen sein, lag immer noch falsch: Das leidenschaftliche, wenn auch für manchen etwas kitschige "I Want To Know What Love Is", ließ Balladenherzen höher schlagen. Natürlich kann man ein Konzert nicht mit einer so ruhigen Nummer beenden, deshalb folgte als krönender Abschluss und gleichzeitig letzte Zugabe noch "Hot Blooded", bei dem sich sowohl Kelly Hansen und Band, wie auch das Publikum ein letztes Mal austoben konnten.
Durchgeschwitzt, aber sichtlich glücklich und zufrieden verabschiedeten sich die Musiker vom Kurpark, in dem mittlerweile auch die Nacht Einzug gehalten hatte.
So endete also wieder ein "Rock im (Kur-) Park" in Bad Brückenau, das musikalisch und stimmungstechnisch nicht nur an die vorhergehenden Konzerte anknüpfen, sondern diese sogar übertrumpfen konnte.
Hoffentlich wird sich dieser positive Trend 2010 weiter fortsetzen, auch wieder ohne Stühle, mit gutem Wetter und natürlich guter Rockmusik.
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