Sachen gibt's…
Formloff ist eine norwegische Bezeichnung für ein Kastenweißbrot. Wenn dann einer der beiden Macher dahinter Bernt Karsten Sannerud heißt, entsteht bei mir in Verbindung mit Songtitel Nummer Acht "Kon-Tiki Museet Brenner" folgendes Kopfkino:
'Bernd (oder Bernt), das norwegische Kastenweißbrot brennt in Black Metal-Optik das Kon-Tiki Museum (in Oslo) nieder…'
Nee jetzt, oder...?
Nun, genug vom vorgestellten Bild des angepinselten 'Homo Brotus Depressivus', kommen wir zur Musik, bzw. erst einmal zur Band Formloff. Diese wurde 2002 gegründet und spielt nach eigenen Angaben Avantgarde Black Metal.
Zunächst gab es vier Demos: "Overstyring", "Album", "Velte Budeia" und "5 Ark og en Paprikasjakt" und 2006 schließlich das Debüt "Adjø Silo".
2012 folgt "Spyhorelandet". Auf dieser haben die beiden Musiker Unterstützung von acht nicht namentlich genannten Gästen. Wenn man sich die im Line-up angegebenen Instrumente durchliest, wird klar, dass man es hier nicht mit einer 'normalen' Rumpel-Black Metal-Band zu tun hat.
Okay, gerumpelt wird stellenweise trotzdem, mal im Midtempo, daneben gibt es durchaus auch mal kleine Rasereianfälle.
Ein Grund dafür ist wohl, dass Formloff sich am Sound ihres ersten Demos orientieren, gleichzeitig aber atmosphärischer und dunkler sein wollen. Daher ist Schwarzmetall nur ein Element im Sound der Norweger.
Dazu gesellen sich doomige Passagen und Episch-bombastisches. Klargesang kommt ebenso vor wie Gekeife, welches insgesamt gesehen jedoch überwiegt. Trotzdem kann man nie sicher sein, was im nächsten Moment geschehen wird. Das macht "Spyhorelandet" sehr interessant, gleichzeitig jedoch auf gewisse Weise etwas anstrengend.
Gesteigert wird dieser Eindruck noch dadurch, dass Black Metal-untypische Instrumente eingesetzt werden und damit meine ich nicht etwa Synthesizer, in die Tasten wird auch bei einigen anderen Bands gehauen, Saxofon ist allerdings schon recht ungewöhnlich. Mandoline ebenso.
Es gibt also Stellen, die weit entfernt vom üblichen Schwarzwurzelgebräu sind und gleich darauf wieder ganz 'normale', wobei mir an denen der schepprige Drumsound nicht immer gefällt. Vermutlich ist dieser aber so gewollt. Und zwar als fieser Gegenpart zu den progressiven, manchmal fast schon abgehoben-verträumt wirkenden Elementen.
Formloff machen es den Hörern nicht leicht. Wenn man glaubt, man weiß, wie der Hase läuft, bzw. wie das Brot schmeckt, wird man gleich darauf überrascht und irritiert. Langweilig und berechenbar ist das ganz sicher nicht, wirkt jedoch teilweise etwas zu konfus, so dass man sich wünscht, die Ideen wären etwas fokussierter. Da ist vielleicht noch eine Steigerung möglich.
"Spyhorelandet" ist nichts für Leute, die den Geschmack eines gewöhnlichen Kastenweißbrotes lieben. Diesen gibt es hier zwar auch mal, doch dann kommen ungewöhnliche Aromen und Zutaten zum Vorschein. Das Rezept ist spannend, dürfte jedoch nicht jedem munden, sondern erfordert eine gewisse Aufgeschlossenheit.
Wer mal etwas Exotisches kosten bzw. hören will, sollte die Band antesten, am besten mit Geduld, das Ganze erschließt sich nicht so leicht, doch es lohnt sich.
Auch wenn es wohl, wie bei Gourmets üblich, auf die Gesamtzusammensetzung ankommt, damit sich die Wirkung des Gerichtes entfaltet und es immer wieder kleine kulinarische, bzw. musikalische Höhepunkte gibt, will ich doch zwei Favoriten hervorheben: "Det Dritet Som Renner Ut I Ua" und "Kon-Tiki Museet Brenner".
Womit wir wieder beim Anfang wären: Formloff ist es nicht nur gelungen, mich aufgrund ihres Namens zum Grinsen zu bewegen, sondern auch musikalisch zu beeindrucken.
Jeden Tag könnte/wollte ich das allerdings nicht essen bzw. hören.
Line-up
Bernt Karsten Sannerud (vocals, piano, organ, synthesizer, programming)
Marius Blekspetl Sjøli (vocals, guitars bass, mandolin, ebow, programming)
+ 8 guest musicians for bass, organ, saxophone, drums and additional vocals
Tracklist |
01:Det Dritet Som Renner Ut I Ua (7:18)
02:Harde Ord På Kammerset (6:09)
03:Spyhorelandet (7:09)
04:Faen! (3:44)
05:Mig Og Drit (5:22)
06:Skævven (5:23)
07:Kon-Tiki Museet Brenner (5:54)
08:Den Gamle Jorda (5:06)
09:Drokkne I Ei Flo Ta Åske (7:23) |
|
Externe Links:
|