»Wir bitten demütigst um ein Review«… seltsam, aber so steht es im Begleitschreiben geschrieben…
Humor haben die Junx, dann fangen wir mal an, rein subjektiv und nicht demütig sondern devot, das Review zu schreiben. Alle paar Jahre - um genauer zu sein, dauert es eine Dekade + X-Jahre - erblickt ein kleines Punk/Hardcore-Juwel das Licht der Welt. Voraussetzung hierfür sind folgende Kriterien:
- 1. Ein Gitarrensound, der einer Gitarrenwand gleichkommt, die einen im positiven Sinne geradezu erschlägt.
- 2. Texte, die direkt von der Leber weg und ohne großes Brimborium ins Mikrofon geschrien werden.
- 3. Die Songs werden von Drummer wie Bassisten nach vorne geprügelt, dass es ein wahres Fest ist.
Das erste Mal durfte ich das Mitte der achtziger Jahre erleben, als ein guter Kumpel die erste Toxoplasma-Scheibe auf seinen alten Plattenspieler auflegte. Songs wie "1981", "Asozial" oder "Ordinäre Liebe" sind heute noch Meilensteine. Dieses Gefühl bekam ich erst wieder, als ich mir 1998 die Platte "Legal Kriminal" von Rasta Knast im schicken Klappcover auf grünem Vinyl bestellte. Nach mehrfachem Hören konnte ich nicht anders und habe die Nummer vom HöhNIE (Gitarre und Gesang) gewählt und ihm herzlichst zu diesem Output gratuliert. Auch hier sind es Perlen wie "Legale Verbrecher", "Alles läuft nach Plan" sowie "In welchem Land", die für die Ewigkeit konserviert wurden. Doch genug der langen Einleitung, denn hier folgt mein drittes Mal, das gerade kürzlich passierte.
Am letzten Sonntag, den 22.0 Juli 2014, bekam ich die CD von Franz Fuexe in die Hand gedrückt und wollte eigentlich nur kurz reinhören. Was ich da zu hören bekam, hat mich umgehauen. Da war sie wieder, die heilige Dreifaltigkeit. WAS EIN BRETT!!!!! Genauso muss es sein, es wird nicht lange gefackelt und gnadenlos ein kurzes rotziges musikalisches Feuerwerk abgebrannt. Ich habe schon lange nichts derart Erfrischendes mehr gehört. Das Ganze wird noch getoppt, denn der Sänger schreit seine Texte im Mostviertel-Dialekt (die Datenkrake hat mir verraten, dass es sich hierbei um das Kernland und die Wiege Österreichs handelt). Selten so viel Spaß beim Durchlesen der Infos und Texte gehabt sowie der Kommentare auf deren Facebook-Seite. Es gibt Dialekte, die sind sexy und der Mostvierteler ist einer von diesen.
Musikalisch verstehen Franz Fuexe ihr Handwerk, und welcher 'Punkrock Gott' hat denn das ungeschriebene Gesetz gemacht, dass es im Punk keine Gitarrensoli geben dürfe? Im ersten Song "Zötfest" kommt gleich mal eine Breitseite vom Bass, wie man es nur von Rancid kennt. Dem Titel des zweiten Stückes "(Nazis san) Bleda ois Scheisse" ist nichts hinzuzufügen. Dass ein guter Text aus nur einer kurzen Frage und einer ebenfalls daraus resultierenden kurzen Antwort bestehen kann, haben Discharge mit ihrem Antikriegssong "Q: and children? – A: and children!" bewiesen. Mit "Danke. Oasch" untermauern Franz Fuexe dies eindrucksvoll.
Der vierte Song ist ein langsam schleppender, vertonter Wahnsinn. Weiter geht es mit "Alfons" (Mensdorff-Pouilly). Bei dessen ganzen Affären und Lobby-Tätigkeiten könnte man ein Konzeptalbum schreiben, aber ist er das wert? Franz Fuexe bringen es innerhalb von 1:39 Minuten auf den Punk(t). Textlich wie musikalisch ein Hit!!! Im "Mostviadl" wird das Tempo wieder zurückgeschraubt und mit Rap-Gesang für den Dialektgesang die Flagge gehisst. "Des Leben is a Hua" spricht für sich. Die beiden letzten Songs, "Jedn Tog da söwe Scheiss" und "Nihilismus 0.0", sind für mich, neben oben erwähntem "Alfons", die Hits dieser CD. Wobei das Ende vom Titelsong musikalisch nochmals überrascht und die Vielseitigkeit der Band zeigt. Und dann kommt da noch ein Bonustrack - hehehe...
Liebe Plattenfirmen der Sparte Punk/Hardcore, es kommt so viel Müll auf den Markt, weil jeder Hansel meint, er könnte Gitarre spielen. Bemüht euch, diese Band zu signen! Von den Fuexe(n) hätte ich gerne eine Vinyl Scheibe in meiner Sammlung!!!!
Ach ja, in den Videoclips auf YouTube findet man auch liebevoll Karikaturen von Manfred Deix eingefügt. Wie ich bereits im Einleitungssatz geschrieben habe, Humor haben sie!!!
Line-up:
Jürgen Schallauer (Stromboss, Gschroa, Klumpad)
Luca Mayr (Gschroa)
Matthias Leichtfried (Stromkitarr)
Christoph Pruckner (Zeigl)
Tracklist |
01:Zötfest
02:Bleda ois Scheisse
03:Danke Oasch
04:Na
05:Alfons
06:Mostviadl
07:Des Len is a Hua
08:Jedn Tog da söwe Scheiss
09:Nihilismus 0.0
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Externe Links:
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