Bei Florenz denke ich an Kunst, an Leonardo da Vinci und Michelangelo, die großartige Werke schufen. Gleiches kann ich allerdings nicht von Francesco Menicocci behaupten, von dem das Cover der CD "The Deer Woman" von Funeral Marmoori stammt. Einerseits als Motiv sehr interessant, finde ich die Umsetzung doch eher hässlich geraten. Oder war das Absicht so? Dann ist es ihm gelungen. Auf jeden Fall sorgt es für ein zweites Hinsehen und neugierig werden.
Doch wer ist überhaupt Funeral Marmoori? Eine italienische Doom Metal-Band mit Psychedelic-Einflüssen, die 2008 gegründet wurde und 2011 ihr Debüt mit den passenden Titel "Volume 1" veröffentlicht hat. Nun folgt 2015 "The Deer Woman", das übrigens eine hohe Frauenquote aufzuweisen hat, nämlich 50 Prozent. Nein, keine Hirschkühe, sondern weibliche Menschen in Form von Musikerinnen.
Eine der beiden Damen, nämlich Nadin, sorgt für das, was (vermutlich nicht nur) ich bei Funeral Marmoori herausragend finde: die faszinierenden Orgel- und Keyboardklänge. Sie benutzt dabei unter anderem eine Farfisa, eine gerade in den 60ern bis 80ern gerne verwendete elektronische Heimorgel eines italienischen Herstellers.
Herrlich, wie das wabert und aus anderen Sphären zu kommen scheint, dabei eine eigene Atmosphäre erschafft. Auch wenn ich sonst dem Retro-Trend oft eher kritisch gegenüber stehe, finde ich es schön, dass gerade im Doom solche Elemente gerne wieder eingesetzt werden.
Das ergänzt die düstere Grundstimmung durch etwas Surrealistisches, gleichzeitig Abgehobenes/Abgefahrenes und doch Bodenständiges/Organisches. Gitarren, Bass und Schlagzeug sorgen für die Basis, die durchaus heavy und rockig ist, während die Tasteninstrumente unirdische Akzente dazu setzen, wie Lichteffekte, die geheimnisvoll durch das Dunkel dringen. Irgendwie muss ich dabei an wechselnden Farben aus "Die Unheimliche Begegnung der dritten Art" denken. Wobei Funeral Marmoori deutlich düsterer und böser sind. Es scheint eher eine Begegnung mit aus der Hölle entkommenen Dämonen als mit Aliens zu sein.
Der starke Keyboard-Einsatz scheint hingegen italienischer Art zu sein, was mir in der doomig-okkulten Variante durchaus gut gefällt. Wobei ich allerdings teilweise mit dem Gesangsstil von Bands aus dieser Ecke meine Schwierigkeiten habe. So ist auch hier der Gesang für mich der Schwachpunkt der Scheibe. Und das nicht nur, weil ich beim Begriff Funeral im Zusammenhang mit Doom am liebsten tiefes Grunzen habe. Klargesang, der sich in etwas höheren Regionen bewegt, kann dennoch auch gut sein, dieser hier sagt mir allerdings nicht so zu. Daher bevorzuge ich die instrumentalen Passagen, insbesondere die, bei denen viel georgelt wird.
Diese bieten einmal mehr eigenwilligen italienischen Doom, wie er eine Spezialität des Minotauro-Labels darstellt, das in dieser Hinsicht eine lange Tradition bis zurück in die 80er hat. Klar denke ich dabei an Death SS - und Funeral Marmoori ist diese legendäre Horrortruppe auch nicht unbekannt, sonst hätten sie nicht "Profanation" (von 1983) gecovert. Der Titel ist als Bonus auf der CD gelistet, jedoch sind nur sechs Tracks drauf. Hm, seltsam.
Fazit: Wer Okkult/Horror Doom mag, bei dem das Keyboard eine unheimliche Atmosphäre heraufbeschwört, sollte "The Deer Woman" mal antesten (und sich dabei vielleicht geistig auf den englischen Friedhof von Florenz entführen lassen, der im Booklet abgebildet ist). Ebenso wer auf elektronische Orgel, insbesondere Farfisa steht.
Line-up:
Capitano (guitars, vocals)
Nadin (Farfisa organ, Juno-d synth)
Annalisa (bass)
Boss (drums)
Tracklist |
01:The Deer Woman
02:Boletus Satanas
03:Last Sip
04:Drunk In Hell
05:Hunter Lies
06:Petronica
Bonus Track:
07:Profanation (Death SS-Cover) |
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